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Das Millionen-Bewußtsein

Das Millionen-Bewußtsein

Titel: Das Millionen-Bewußtsein
Autoren: Gordon R. Dickson
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Prüfungen anzuwenden. Heute nachmittag hatte er zum sechstenmal versagt, dabei war es ein ganz einfacher Test gewesen. Der Prüfer hatte etwa hundert Reiskörner, jedes in einer von fünf verschiedenen Farben gefärbt, vor ihn auf den Tisch geschüttet, und ihm eine achromatische Brille gegeben. Durch sie gesehen, wirkte alles grau, die Körner, der Tisch, der ganze Raum, ja selbst Mr. Waka, der Prüfer.
    Alles, was er zu tun hatte, war, sich für eine Farbe zu entscheiden und alle Körner dieser Farbe auszusuchen und separat zu legen. Er entschied sich für Rot. Doch von den zwanzig Körnern, die er auswählte, waren nur siebzehn in dieser Farbe. Von den letzten drei waren zwei blau und das dritte gelb. Das deutete zwar stark auf paranormale Fähigkeiten hin, war aber leider kein hundertprozentiger Beweis.
    »Verdammt!« hatte Chaz geflucht. »Mir war, als hätte irgend etwas mich bei den letzten drei blockiert.«
    Waka nickte. »Ich bezweifle gar nicht, daß Sie dieses Gefühl hatten. Alle, die potentiell befähigt sind, an der Pritchermasse zu arbeiten, sind offenbar völlig von ihrem Talent überzeugt. Aber wir brauchen einen absoluten Beweis, und gerade den konnten Sie leider nicht erbringen.«
    »Was halten Sie von einem Katalysator, Mr. Waka?« hatte er gefragt.
    »Nicht viel mehr als Selbstbetrug, glaube ich.« Waka hatte den Kopf geschüttelt. »So nützlich etwa wie eine Hasenpfote oder ein Talisman – eine rein psychologische Hilfe, aber kein Stimulans für paranormale Fähigkeiten.« Er blickte Chaz nachdenklich an. »Wieso kommen Sie darauf, daß Ihnen so etwas helfen könnte?«
    »Reine Theorie«, erwiderte Chaz. »Haben Sie schon etwas von Artbewußtsein gehört?«
    »Sie meinen ein gemeinsames Unterbewußtsein der menschlichen Rasse?« Waka runzelte die Stirn.
    »So etwas Ähnliches. Aber eine andere Frage. Haben Sie jemals einen Kristall in einer Nährlösung gezogen?«
    Waka schüttelte den Kopf.
    »Es ist ganz einfach. Durch die Nährlösung, die aus der gleichen chemischen Zusammensetzung besteht wie der Kristall selbst, wächst er mit der Zeit und vergrößert sich um ein Vielfaches.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?« fragte Waka.
    »Angenommen, es gibt ein kollektives Bewußtsein – oder wenn ich mir auch nur vorstelle, es gäbe eines, auf das ich zurückgreifen kann«, erwiderte Chaz. »Und ich verschaffe mir einen Katalysator und glaube fest daran, daß er wie ein Kristall wirkt. Das heißt, meine paranormalen Fähigkeiten hüllen ihn ein und vergrößern sich, indem sie sich von dem kollektiven Unterbewußtsein der Masse nähren. Würde das helfen?«
    Waka schüttelte den Kopf. »Sie müssen nur daran glauben, daß Ihre Talente tatsächlich wirken«, erwiderte er. »Das ist alles. Wenn eine Hasenpfote oder irgend etwas anderes Ihnen diesen Glauben verstärken hilft, nun, gut für Sie. Nur ...« Er musterte Chaz durchdringend. »Soviel ich weiß, muß ein Katalysator von draußen stammen – und ist dadurch unsteril und illegal.«
    Chaz zuckte die Schultern. Er antwortete nicht. Er besaß keinen Katalysator und hatte auch keinen in Aussicht. Ihn hatte hauptsächlich interessiert, wie Waka auf die Andeutung reagierte, etwas zu besitzen, durch das ihm die Verbannung ins unsterile Draußen drohte. Das wiederum wäre gleichbedeutend mit einem Todesurteil, denn eine Aussetzung würde den Seuchentod innerhalb weniger Monate bringen.
    »Die Rettung der Menschheit geht mir über alles«, fuhr Waka nach einer kurzen Pause fort. »Und sie kann nur durch die Pritchermasse kommen, denn allein sie wird es eines Tages ermöglichen, eine Auswahl von gesunden Männern und Frauen auf eine neue, reine Welt zu transportieren, wo der Menschheit ein neuer Anfang ermöglicht wird. Ein Beginn frei von Seuchen, sowohl körperlicher als auch seelischer Art. Ich will damit sagen, daß mir meine Pflicht gegenüber der Pritchermasse wichtiger ist als gegenüber irgendwelchen örtlichen Gesetzen. Ich würde keinen Prüfling melden, der einen unsterilen Gegenstand als Katalysator verwendet. Sie verstehen?«
    »Ich verstehe«, erwiderte Chaz. Seine Achtung vor Waka war um ein Beträchtliches gestiegen. Aber er blieb nach wie vor vorsichtig.
    »Das wär's wohl«, fuhr der Prüfer fort. »Sie können sich zu jeder Tages- und Nachtzeit an mich wenden, wenn Sie glauben, Ihr Talent zur Vollkommenheit entwickelt zu haben. Leben Sie wohl.«
    Ja, ein Katalysator würde sicher helfen, dachte Chaz, während er in seinen Gurten hing.
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