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Das Majestic-12 Dokument : Thriller (German Edition)

Das Majestic-12 Dokument : Thriller (German Edition)

Titel: Das Majestic-12 Dokument : Thriller (German Edition)
Autoren: Marc Linck
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ein Unsinn. In Washington haben wir bereits …«
    »Falls es Ihnen nicht aufgefallen sein sollte: Wir sind nicht in Washington!«, unterbrach Wallace den Professor barsch. Keusch errötete und schaute verunsichert zu den übrigen Kollegen. Wallace bemerkte, dass er etwas zu weit gegangen war, und lenkte in gemäßigtem Tonfall ein. »Es sollte jetzt unsere gemeinsame Aufgabe sein, die jüngsten Entdeckungen auf eine solide wissenschaftliche Ebene zu bringen, um die Erfahrungen schnellstmöglich für Diagnostik und Therapie nutzen zu können.« Er atmete tief durch, setzte seine Lesebrille ab und faltete sie in sein Etui. Er wusste, dass zu viele Fragen offen geblieben waren, um die Fragestunde hier zu beenden, aber für den Augenblick brauchte er eine Pause. Mit einem aufgesetzten Lächeln schaute er abschließend in die Runde. »Meine Herren. Ich danke Ihnen für Ihr Kommen.«
    Verdutzt sah Frank zu ihm hinüber. Für gewöhnlich pflegte Wallace sich mit bewundernswerter Geduld den Kreuzverhören der Kollegen und Neidern zu stellen. Der wissenschaftliche Austausch machte Wallace zuweilen regelrecht Spaß. Jedenfalls erheblich mehr, als die nachfolgenden Pressekonferenzen. Wallace erwiderte Franks Blick und begann demonstrativ seine Tasche zu packen. Professor Keusch murmelte etwas von ›Unverschämtheit‹ und stapfte aus dem Hörsaal. Andere ignorierten den offensichtlichen Rausschmiss und nutzten die Gelegenheit, Wallace mit Glückwünschen oder Fragen zu bombardieren. Mehr schlecht als recht beantwortete er die eine oder andere, während er ohne Unterlass seine Unterlagen in die Aktentasche stopfte.
    Nachdem die letzten Hörer, und auch Frank mit einem Stapel Informationsmaterial unterm Arm, den Saal verlassen hatten, stand der Mann in der obersten Sitzreihe auf und kam die Stufen des Auditoriums heruntergeschlendert. Er trug eine graue Sportjacke, einen schwarzen Rollkragenpullover und eine dunkle Hose. Über seiner Schulter hing ein ausgebeulter Rucksack.
    »Der berühmte Dr. Colin Wallace – du hast Karriere gemacht.« Ethan McGillis Stimme klang dünn, aber nicht unangenehm, und während er sprach, ließ er Wallace nicht aus den Augen. »Autor der Branchenbibel ›Prionen‹. Studium der Medizin und Philosophie. Als Drittbester die Prüfung der United States Medical Licensing Examination abgelegt. Doktorarbeit in der Schmerzforschung, Neuro- und Sinnesphysiologie. Und schließlich wissenschaftlicher Leiter der Abteilung ›Klinische Neurophysiologie und Psychiatrie‹. Hier, an unserer guten alten Nobelpreis-Schmiede UCSF.« Auf der untersten Stufe hielt er inne, dann fügte er mit einem Lächeln hinzu: »Und noch immer der smarte Collegeboy mit seiner braunen Ledermappe. Manche Dinge ändern sich nie.«
    Andere schon, dachte Wallace. Er erkannte seinen Freund kaum wieder. Als er Ethan das letzte Mal gesehen hatte, war er ein stattlicher junger Mann gewesen. Er hatte diese besondere Unrast ausgestrahlt, die Menschen auf der steten Suche nach einem ›Mehr‹ innewohnt. Ethan wollte die Welt entdecken. Erobern. Heute sah er in Ethans Gesicht ein ganzes Universum verpasster Gelegenheiten. »Du bist dünner geworden, Ethan. Und älter.«
    »Oh, danke, Colin. Aber auch du hast graue Haare bekommen, mein Guter.« Ethan grinste. Die beiden schauten sich schweigend an, so, als suchten sie nach etwas Vertrautem. Irgendetwas, was sie an ihre Jugend erinnerte. Wallace schossen unzählige Bilder aus ihrer gemeinsamen Zeit an der Universität durch den Kopf, doch all seine Erinnerungen passten nicht zu dem gebrochenen Mann vor ihm. Was war mit Ethan geschehen? Wo war er all die Jahre gewesen? Und warum verflucht war Ethan damals so spurlos verschwunden? Seine anfängliche Verwunderung und aufkeimende Freude, seinen alten Kommilitonen und Freund wiederzusehen, wich aufwallender Verbitterung. Er versuchte, seinen Unmut herunterzuschlucken und brach das Schweigen, bevor die Situation ins Peinliche abzurutschen drohte. »Schön dich zu sehen, Ethan.«
    »Finde ich auch.«
    »Und? - Wie geht´s?«
    »Beschissen. Sonst wäre ich nicht hier.« Ethan lächelte.
    »Und was ist los? Soll ich dir einen Gehirntumor wegzaubern?«
    Ethans Miene verhärtete sich. Wallace stockte augenblicklich der Atem. War ein Tumor der Grund für Ethans ausgemergelten Körper, für das augenscheinliche Erlöschen dieser früher schier unbändigen Lebensfreude, für den kalten, beinahe seelenlosen Ausdruck seiner Augen? Nach einer theatralischen
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