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Das magische Buch

Das magische Buch

Titel: Das magische Buch
Autoren: Santiago García-Clairac
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Idee …«
    »Wirklich?«
    Lucía und Mama haben sich von Anfang an bestens verstanden. Wenn ich mit den beiden zusammen bin, hab ich immer das Gefühl, dass ich gar nicht da bin. Wirklich sehr merkwürdig!
    Wir gehen in Papas Zimmer, und bevor er etwas sagen kann, bestürmt Lucía ihn schon mit ihren Fragen:
    »Wie geht es Ihnen, Señor Durango? César hat mir erzählt, dass Sie gestern Nacht Albträume gehabt haben …«
    »Na ja, so was Ähnliches«, antwortet Papa mit einem schwachen Lächeln, »so was Ähnliches …«
    »Und der zweite Teil vom Unsichtbaren Buch ? Sie kommen bestimmt gut voran, oder?«
    »Na ja, es läuft nicht schlecht. Das erste Kapitel ist abgeschlossen, und ein paar weitere habe ich bereits angefangen … Außerdem habe ich jede Menge Notizen und Entwürfe. Ja, man kann sagen, es geht voran.«
    »Aber wenn Sie krank werden, können Sie nicht weiterschreiben. Sie müssen sich schonen. Sie sind jetzt ein berühmter Schriftsteller, Ihre Leser warten auf die Fortsetzung vom Unsichtbaren Buch !«
    »Es ist schon spät«, werfe ich ein. »Ich glaube, wir sollten Papa jetzt alleine lassen. Er ist etwas müde.«
    »Nein, nein, überhaupt nicht!«, widerspricht er mir. »Ich möchte, dass ihr noch ein Weilchen bei mir bleibt. Und wenn ihr wollt …«
    »Ja?«, fragt Lucía.
    »… kann ich euch das erste Kapitel vorlesen.«
    »Waaas?«
    »Ja, das erste Kapitel von dem Magischen Buch .«
    »Im Ernst? Wollen Sie uns wirklich das erste Kapitel vorlesen?«
    »Aber, Papa, du bist sehr erschöpft«, sage ich.
    »Wenn es mich zu sehr anstrengt, könnt ihr ja weiterlesen«, schlägt er vor. »Ich wisst ja, wie das geht …«
    »Setzt euch und hört zu«, fordert Mama uns auf.
    Papa nimmt eine Schreibmappe vom Nachttisch, schlägt sie auf und entnimmt ihr ein paar Blätter. Wir setzen uns zu ihm auf die Bettkante.
    »Seid ihr bereit? … Dann los:
    Prinzessin Hanna lebte glücklich und zufrieden in ihrem Palast. Sie widmete sich jetzt dem Sammeln aller Arten von Büchern: neuen und alten, kleinen und großen, dünnen und dicken. Bücher waren zu ihrer großen Leidenschaft geworden.
    Leute aus aller Welt kamen ins Königreich, um ihr seltene Bücher zu bringen: Bücher mit Augen, die sich selbst lasen; Bücher, die mit Hühnerblut geschrieben waren; Bücher aus so feinem Papier, dass sie zerfielen, wenn man beim Lesen nieste; Bücher, die von Blinden geschrieben worden waren … Alles seltene Einzelexemplare.
    Hanna war im ganzen Reich bekannt für ihre Liebe zu den Büchern. Und Sigfrido, ihr getreuer Page, war ihr behilflich.
    König Ignacius war außer sich vor Freude, als er sah, wie ruhig und heiter seine Tochter war.

    ›Sie hat jedes Interesse an Abenteuern und Streichen verloren‹, sagte er zu seinen Dienern. ›Sie ist jetzt ein ernsthaftes Mädchen, und sie wird einmal eine große Königin werden.‹
    Er hatte recht: Seit Hanna das unsichtbare Buch gelesen hatte, wirkte sie ruhiger und klüger.
    Doch manchmal, wenn er sie, vertieft ins Lesen, auf einer Bank im königlichen Garten sitzen sah, betrübte es ihn, dass sie so einsam war.
    ›Es ist nicht gut, dass sie so viel Zeit allein verbringt‹, dachte er. ›Wenn sie so weitermacht, wird sie vom vielen Lesen noch verrückt werden.‹
    Und eines Tages hatte König Ignacius eine Idee. Eine großartige Idee!
    Unverzüglich ließ er seinen Zeremonienmeister rufen und erteilte ihm einen überraschenden Befehl:
    ›Ich möchte, dass du ein Fest organisierst. Ein ganz besonderes Fest, von dem alle Welt reden wird. Ein unvergessliches Fest. Es soll Hannas Fest heißen.‹
    ›Es wird ein historisches Fest werden, Majestät. Das verspreche ich Euch.‹
    ›Das will ich dir auch geraten haben! Denn wenn es nicht gelingt, wird dein Kopf an den Zinnen des Schlosses baumeln. So wie der des Hofnarren letztes Jahr, dem es nicht gelang, die Prinzessin zum Lachen zu bringen, wie ich es ihm befohlen hatte.‹
    Angesichts dieser unverhohlenen Drohung machte sich der Zeremonienmeister mit großem Eifer ans Werk. Und nach kurzer Zeit wurde das Fest in allen Winkeln des Königreiches und mehrerer benachbarter Reiche angekündigt.
    Hanna hatte für diese Gelegenheit ein ganz außergewöhnliches Kleid bestellt. Als sie den Festsaal betrat, waren alle Anwesenden von ihrer Schönheit geblendet.
    Nach dem prächtigen Festbankett, für das man Speisen aus verschiedenen exotischen Ländern aufgefahren hatte, spielten die Musiker zum Tanz auf. Wie es Brauch war,
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