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Das magische Buch

Das magische Buch

Titel: Das magische Buch
Autoren: Santiago García-Clairac
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denn da? Kommt gar nicht in Frage! Wir bleiben hier. Ich schreibe das Buch in diesem Haus, und du gehst weiter in deine Schule. Und du kannst mit Lucía zusammen sein …«
    In diesem Moment kommen Mama und der Arzt ins Zimmer.
    »Der Doktor hat dir etwas verschrieben«, erklärt Mama. »Nur ein paar Tabletten …«
    »Danke für Ihren Besuch, Herr Doktor«, sagt mein Vater. »Aber es ist halb so schlimm, wie Sie sehen. Tut mir leid, dass Sie sich so früh herbemühen mussten.«
    »Es braucht Ihnen nicht leidzutun, das ist mein Beruf. Sie brauchen jetzt viel Ruhe, das ist das Beste, was Sie machen können. Wenn etwas ist, rufen Sie mich an!«
    »Vielen Dank, aber ich glaube nicht, dass das nötig sein wird«, antwortet Papa. Offenbar will er uns davon überzeugen, dass es ihm wieder besser geht.
    Aber ich bin mir da nicht so sicher.
    Mama bringt den Arzt zur Tür. Kurz darauf kommt sie wieder zurück und ruft mich und meinen Bruder zu sich.
    »Los, bewegt euch, Jungs, Zeit für die Schule!«
    »Soll ich nicht lieber hierbleiben und für dich einkaufen gehen oder so, damit Papa nicht alleine ist?«, fragt Javier.
    »Ich kann das auch übernehmen«, biete ich an.
    »Das könnte euch so passen! Ihr geht in die Schule. Ich komme schon zurecht, Papa geht es gut«, antwortet Mama. »Ihr sucht nur eine Ausrede, um nicht in die Schule zu müssen.«
    Wir frühstücken im Stehen und machen uns auf den Weg. Man sieht uns an, dass wir beunruhigt sind, auch wenn wir nicht darüber sprechen. Es ist, als hätten wir uns viel zu erzählen, aber wir tun es nicht. Wie ein Ratespiel, bei dem man herausfinden muss, was der andere denkt.
    »Ist was?«, fragt Lucía, kaum dass ich mich neben sie gesetzt habe.
    »Mein Vater … Wir mussten den Arzt rufen«, antworte ich.
    »Geht es ihm jetzt wieder besser?«
    »Ja, ja … Er ist okay. Aber wir haben einen schönen Schrecken gekriegt …«
    »César! Hast du uns etwas mitzuteilen?«
    Ich schrecke auf.
    »Nein, Señorita, tut mir leid.«
    »Gut. Wenn du uns also nichts mitzuteilen hast, darf ich dich bitten, nicht zu stören, damit wir mit dem Unterricht fortfahren können.«
    »Ja, Señorita.«
    »Gut, dann fahren wir jetzt fort, wenn du nichts dagegen hast. Wir haben über die Bedeutung der Bibliotheken für die Kultur und die Zivilisation gesprochen. Seit ihrer Erfindung durch die Griechen haben zahlreiche Länder, Gruppen und Privatpersonen sich darum bemüht, Bücher und Pergamente aufzubewahren. Trotzdem gab es immer wieder Leute, die sie vernichten wollten. Wie im Falle der Bibliothek von Alexandria, die durch einen Brand vollkommen zerstört wurde. Dabei wurden eine halbe Million Bücher vernichtet. Ein unersetzlicher Schaden für die Menschheit.«
    »Das war genau richtig! Saubere Arbeit!«, ruft Sansón Pérez dazwischen. »Bücher sind zu nichts nütze.«
    »Bücher dienen dazu, dass wir hier sein und Unterricht machen können«, erklärt die Lehrerin. »Ohne Bücher gäbe es keine Schulen.«
    »Umso besser! Dann könnten wir angeln gehen oder jagen oder Sport machen … Das wäre besser für alle! Leute, die Bücher lesen, sind Idioten … Pah!«
    »Leser sind Idioten? Was hast du gegen Menschen, die Bücher lesen?«
    »Die sind alle verrückt! Wie dieser Heini … dieser Don Quijote. Der hat doch vom vielen Lesen den Verstand verloren und Windmühlen für Riesen gehalten.«  
    »Bücher sind die Seele der Zivilisation, sie sind das Blut unserer Kultur …«
    »Schwachsinn! Viel wichtiger ist Kraft.«
    »Hör auf, solch einen Blödsinn zu reden«, ermahnt ihn die Lehrerin.
    Endlich ist Sansón ruhig, und wir können den Unterricht bis zur Pause ungestört fortsetzen.
    Auf dem Schulhof fängt Lucía wieder an.
    »Ich möchte heute Nachmittag deinen Vater besuchen«, sagt sie. »Ich würde ihm gerne guten Tag sagen.«
    »Bist du verrückt geworden? Er liegt im Bett, der Arzt hat ihm absolute Ruhe verordnet. Wenn du zu Hause aufkreuzt, macht ihn das nur nervös.«
    »Ich geh heute Nachmittag zu ihm, ob du willst oder nicht.«
    Lucía kann mit mir machen, was sie will. Immer tun wir am Ende das, was sie sagt. Wie eine Strafe, die ich aufgebrummt bekommen habe.
    Wir gehen also zu mir nach Hause. Mama macht uns die Tür auf.
    »Lucía!«, ruft sie. »Wie schön dich zu sehen!«
    »Hallo, ich wollte Sie schon lange mal wieder besuchen. Und jetzt, da Ihr Mann krank ist …«
    »Aber natürlich … Komm rein, komm rein … Das war eine ausgezeichnete
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