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Das magische Buch

Das magische Buch

Titel: Das magische Buch
Autoren: Santiago García-Clairac
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allen, meinen Nachbarn, meinen Cousins und Cousinen, den Kindern der Freunde meiner Mutter …«
    »Ja, ich weiß, es verkauft sich sehr gut.«
    »Sag mal, was hast du? Freust du dich nicht, dass dein Vater Erfolg hat?«
    »Doch, aber …«
    »Was, aber? Was ist los mit dir?«
    »Nichts.«
    »Wie, nichts?«
    In diesem Moment kommt der Lehrer herein. Das heißt, eine Lehrerin, und ausgesprochen hübsch. Sie hat helles Haar und trägt eine Brille, genau wie Lucía.
    »Hallo, guten Morgen!«, sagt sie und stellt sich neben das Pult. »Ich heiße Clara und bin in diesem Jahr eure Lehrerin.«
    Eine hübsche Lehrerin mit einem hübschen Namen …
    Plötzlich kommt ein Junge herein und geht zu Señorita Clara.
    »Das ist Sansón Pérez«, flüstert Lucía. »Ich glaube, er ist sitzen geblieben.«
    »Hört mal alle her! Ich möchte euch Sansón vorstellen. Er muss die Klasse wiederholen. Ich erwarte von euch, dass ihr ihn wie einen von euch behandelt, auch wenn er ein Jahr älter ist …«

    Sansón ist sehr ernst. Er sagt nichts und setzt sich still auf einen Platz weiter hinten.
    »Ich kann nichts mehr sehen, Señorita«, beschwert sich Lorenzo, der hinter ihm sitzt. »Er ist zu groß.«
    »Dann setz dich doch neben ihn«, fordert sie ihn auf.
    »Ich will aber lieber hier sitzen!«
    »Du tust, was ich dir sage, verstanden?«, erwidert Señorita Clara.
    Lorenzo rührt sich nicht vom Fleck. Wir halten den Atem an.
    »Wie heißt du?«
    »Lorenzo.«
    »Dann hör mir mal gut zu, Lorenzo! Ich möchte nicht, dass du dich noch einmal meinen Anordnungen widersetzt. Es sei denn, du hast vor, das Jahr zu wiederholen …«
    Lorenzo hat es plötzlich sehr eilig. Er kann sich gar nicht schnell genug neben Sansón Pérez setzen.
    Ich habe das Gefühl, dass von nun an in unserer Klasse Ordnung herrschen wird.
    In der Pause treffen wir uns mit unseren Freunden in einer Ecke des Schulhofs. Lorenzo kommt zu uns. Wir erzählen uns, was wir in den Ferien gemacht haben. Allerdings habe ich nicht viel zu erzählen …
    »Habt ihr das Buch gelesen, das Césars Vater geschrieben hat?«, fragt Lucía plötzlich. »Es heißt Das unsichtbare Buch und handelt von einer Prinzessin, die ein unsichtbares Buch findet …«
    »So ein Blödsinn!«
    Allgemeines Erstaunen. Uns bleibt der Mund offen stehen. Jemand hat eben das Schlimmste gesagt, was man sagen kann. Es ist Sansón Pérez, der Sitzenbleiber.
    »Wie kannst du so was sagen?«, empört sich Lucía. »Das Buch ist sehr spannend!«
    »Ich finde Bücher langweilig«, entgegnet Sansón. »Alle Bücher.«
    »Césars Vater ist ein sehr guter Schriftsteller und …«
    »Mir doch egal«, unterbricht sie der Neue. »Bücher sind wertlos und noch dazu langweilig!«
    Ich will gerade etwas sagen, komme aber nicht zu Wort.
    »Man sollte alle Bücher verbrennen!«, fährt er fort. »Sie machen alle Leute zu Idioten. Bücher lesen ist wie Gehirnwäsche, klar?«
    »Was ist denn mit dir passiert?«, fragt Lucía. »Letztes Jahr warst du noch ganz normal.«
    »Hör mal, Kleine, so lass ich nicht mit mir reden, klar? Wenn ich was sage …«
    »Los, verpiss dich!«, schreit Lucía ihn an.
    Wortlos geht Sansón zu ihr, packt sie am Kragen ihrer Bluse und hebt sie hoch.
    »Das ist das letzte Mal, dass du so mit mir sprichst, klar?«, droht er. »Ich will keinen Ärger, aber wenn du keinen Respekt vor mir hast …«

    Er lässt sie los, und sie fällt hin. Er wirft uns einen verächtlichen Blick zu, dreht sich um und geht weg. In diesem Moment klingelt es zum Unterricht. Die Pause ist zu Ende.
    Über das, was an diesem Tag sonst noch passiert, will ich lieber nicht reden. Ein komischer Tag, mit sonderbaren Typen und verschrobenen Sachen, wie ein Schriftsteller sagen würde.
    Nach dem Unterricht warte ich vor der Schule auf meinen Bruder Javier, um mit ihm gemeinsam nach Hause zu gehen.
    »Hey, César!«, ruft Lucía und kommt auf mich zu.
    »Dein Bus ist gerade weg«, antworte ich. »Jetzt musst du zu Fuß gehen.«
    »Ja, ich hab ihn verpasst«, seufzt sie, als würde sie es bedauern.
    Aber ich kenne sie. Ich kenne sie gut. Sie weiß es nicht, aber ich kenne sie. Mich kann sie nicht täuschen. Ich weiß, dass sie den Bus absichtlich verpasst hat.
    »Na ja, ich hab ihn nicht wirklich verpasst«, gibt sie zu. »Ich wollte mit dir reden.«
    Wusste ich’s doch! Ich war mir sicher, dass sie einen Grund hatte, den Bus wegfahren zu lassen. Lucía verpasst den Bus nur, wenn sie will.
    »Ein andermal. Javier wartet auf
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