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Das Magdalena-Evangelium: Roman

Das Magdalena-Evangelium: Roman

Titel: Das Magdalena-Evangelium: Roman
Autoren: Kathleen McGowan
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umgaben.
    »Eine sehr interessante Wahl«, sagte Mahmut. Seine vormals freundliche Art hatte sich geändert. Er wirkte nun ernst und voll konzentriert, und er beobachtete Maureen genau, während sie ihm Fragen zu dem Ring stellte.
    »Wie alt ist der?«
    »Das ist schwer zu sagen. Meine Experten glauben, dass er aus byzantinischer Zeit stammt, vermutlich aus dem sechsten oder siebten Jahrhundert; möglicherweise ist er aber auch älter.«
    Maureen warf einen genaueren Blick auf das Muster.
    »Dieses Muster kommt mir … vertraut vor. Ich habe das Gefühl, als hätte ich es schon einmal gesehen. Wissen Sie, ob es irgendwas symbolisiert?«
    Mahmut entspannte sich ein wenig. »Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, was ein Kunsthandwerker vor anderthalbtausend Jahren hat schaffen wollen. Aber man hat mir gesagt, es sei ein kosmologischer Ring.«
    »Ein kosmologischer Ring?«
    »Der Ring von jemandem, der die Beziehung zwischen Erde und Kosmos versteht. Wie oben, so auch unten. Und ich muss sagen, dass ich tatsächlich sofort an Planeten gedacht habe, die sich um die Sonne drehen, als ich ihn zum ersten Mal gesehen habe.«
    Maureen zählte laut die Punkte. »… sieben, acht, neun. Aber damals hat man doch noch nicht gewusst, dass es insgesamt neun Planeten gibt oder dass die Sonne der Mittelpunkt des Sonnensystems ist. Das kann es doch nicht darstellen … oder?«
    »Wir können uns nicht anmaßen zu wissen, was man in der Antike gewusst hat und was nicht.« Mahmut hob erneut die Schultern. »Probieren Sie ihn mal an.«
    Maureen, die eine Verkaufstaktik roch, gab Mahmut den Ring wieder zurück. »Oh, nein, danke. Er ist wirklich schön, aber ich war nur neugierig. Außerdem habe ich mir selbst versprochen, heute kein Geld auszugeben.«
    »Das ist schon in Ordnung«, erwiderte Mahmut und weigertesich demonstrativ, den Ring zurückzunehmen. »Er steht ohnehin nicht zum Verkauf.«
    »Nicht?«
    »Nein. Ich habe schon viele Angebote für diesen Ring bekommen. Ich weigere mich schlicht, ihn zu verkaufen. Also können Sie ihn ruhig anprobieren. Nur so.«
    Vielleicht lag es daran, dass die Verspieltheit in seine Stimme zurückgekehrt war und dass sie sich dadurch nicht mehr so unter Druck gesetzt fühlte; oder vielleicht war es auch die Anziehungskraft des unerklärlichen antiken Musters. Auf jeden Fall schob Maureen sich den alten Kupferring über den Finger. Er passte perfekt.
    Mahmut nickte, wurde wieder ernst und sagte leise, fast zu sich selbst: »Als wäre er für Sie gemacht.«
    Maureen hielt den Ring ins Licht und betrachtete ihn an ihrer Hand. »Ich kann einfach nicht den Blick von ihm wenden.«
    »Das liegt daran, dass er für Sie bestimmt ist.«
    Maureen schaute ihn misstrauisch an. Mahmut war eleganter als die Straßenhändler, aber nichtsdestotrotz ein Kaufmann. »Haben Sie nicht gesagt, er sei nicht zu verkaufen?«
    Sie schickte sich an, den Ring wieder auszuziehen, wogegen der Ladenbesitzer sich jedoch sofort verwahrte, indem er protestierend die Hand hob.
    »Nein. Bitte.«
    »Okay, okay. Jetzt beginnt wohl das Feilschen, hm? Wie viel?«
    Mahmut blickte einen Augenblick lang ernsthaft beleidigt drein, bevor er antwortete: »Sie missverstehen mich. Dieser Ring ist mir anvertraut worden, bis ich die richtige Hand dafür gefunden habe. Die Hand, für die er gemacht worden ist. Jetzt sehe ich, dass das Ihre Hand ist. Ich kann ihn Ihnen nicht verkaufen, weil er Ihnen bereits gehört.«
    Maureen blickte auf den Ring hinunter und dann verwirrt zu Mahmut. »Ich verstehe nicht …«
    Mahmut lächelte weise und ging in Richtung Eingangstür. »Nein, das tun Sie wohl wirklich nicht; aber eines Tages werden Sie es verstehen. Behalten Sie den Ring jetzt erst einmal. Betrachten Sie ihn als Geschenk.«
    »Ich kann unmöglich …«
    »Sie können, und Sie werden. Sie müssen. Wenn Sie es nicht tun, habe ich versagt. Damit wollen Sie doch nicht Ihr Gewissen belasten, oder?«
    Maureen schüttelte verwirrt den Kopf und folgte ihm zur Tür. Dort angekommen, hielt sie kurz inne. »Ich weiß wirklich nicht, was ich sagen oder wie ich mich bei Ihnen bedanken soll.«
    »Das brauchen Sie nicht. Wirklich. Aber Sie müssen jetzt gehen. Die Mysterien Jerusalems warten auf Sie.«
    Mahmut hielt die Tür für sie auf. Maureen ging hinaus und dankte ihm noch einmal.
    »Auf Wiedersehen, Madonna«, flüsterte Mahmut, als sie das Geschäft verließ. Maureen blieb stehen und drehte sich rasch zu ihm um.
    »Tut mir leid. Was haben Sie gesagt?«
    Mahmut
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