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Das Mädchen und die Herzogin

Das Mädchen und die Herzogin

Titel: Das Mädchen und die Herzogin
Autoren: Astrid Fritz
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Heilkräutern und Arzneikunde zu beschäftigen.
    1542 endlich, nach Christophs Wechsel zum neuen Glauben, war Ulrich bereit, seinen Sohn anzuerkennen, wenn auch ohne gefühlvolle Versöhnung, und ernannte ihn zum Statthalter von Mömpelgard. Derweil ließ Herzog Wilhelm seine Schwester gewaltsam von Landshut nach München holen, sperrte sie ins «Stüblein bei der Stiegen» und nötigte sie, ein für alle Mal auf ihr Erbe zu verzichten. Sabina zeigte sich stur. Über 16   Wochen blieb sie eingesperrt, bekam Fieber, wurde immer schwächer. Am Ende ihrer Kraft besiegelte sie schließlich den Verzicht und kam frei, wenn auch vollends recht- und mittellos. Kurz darauf geriet Wirtemberg in den Schmalkaldischen Krieg, ein von Kaiser Karl geführter Religionskrieg gegen die Ausbreitung der Reformation im Reich. Das Land wurde zeitweise von den spanischen Habsburgern besetzt, und Ulrich musste ins Exil. Erst nachdem er sich dem Kaiser demütigst unterworfen hatte, durfte er zurück und nahm Residenz in Tübingen, als alter, kranker, von den Ereignissen schwer gezeichneter Mann. Es heißt, am Ende seines Lebens sei Ulrich so fromm gewesen, dass er und sein Hofstaat die Worte «Gottes Wort bleibet ewig» auf den Ärmeln eingestickt trugen, er täglich eine Predigt hörte und in der Bibel las.
    Von seinem Tod am 6.   November 1550 erfuhr Sabina mit einiger Verspätung in Oberbayern, wohin sie sich zurückgezogen hatte. Nun also war sie Witwe eines Mannes, den sie seit 35   Jahren nicht mehr gesehen hatte, nun endlich wurde ihr Lebenstraum wahr: Ihr Sohn ließ sich, gegen den Willen der Habsburger und unter dem Jubel der Bevölkerung, als neuem Herzog huldigen, und das Reichsgericht als höchstes Gericht sprach ihm nachträglich Recht zu.
    Krank und erschöpft kehrte Sabina am 9.   Januar 1551 nach Wirtemberg zurück. Christoph sorgte vorbildlich für sie, schickte sie nach Wildbad zu Kur, versorgte sie mit ausreichend Geld und übergab ihr Schloss Nürtingen als neuen Witwensitz. Dort lebte sie noch dreizehn erfüllte Jahre, sorgte für Bildung auch der Mädchen, tat sich als Stifterin und Wohltäterin hervor, zu der jedermann freien Zutritt hatte und die von den Armen verehrt und geliebt wurde. Sie selbst lebte sehr genügsam (selbst Essensreste mussten in der Küche wiederverwertet werden!): Nur ein Viertel ihrer Einkünfte floss in die Hofhaltung, das Übrige verschenkte sie an Bedürftige und treue Diener. Ihre Arzneikunde kam nun vielen Kranken zugute, für jede Krankheit hatte sie ein Mittel, das sie meist selbst herstellte. Zudem erblühte ihr kleiner Hof bald zu einem lokalen Zentrum des Protestantismus in Wirtemberg, mit einer weithin bekannten Bibliothek, und Christoph suchte nicht selten ihren Rat in Regierungsgeschäften.
    Endlich fand sie die langersehnte Ruhe und in der Liebe und Ehrbezeugung ihres Sohnes und ihrer zahlreichen Enkelkinder eine Entschädigung für so vieles in ihrem Leben. Als sie am 30.   August 1564 im hohen Alter von 72   Jahren nach einem Schlaganfall starb, herrschte laut den Quellen unermessliche Trauer in allen Häusern Nürtingens.
    Ironie der Geschichte: Heute ruhen Sabinas sterbliche Überreste neben denen Ulrichs im Chor der Tübinger Stiftskirche so einträchtig, als habe es ihre Ehehölle nie gegeben. Wie zum Trost indessen sind auch ihre Kinder Christoph und Anna dort beigesetzt.

Informationen zum Buch
    Das Weib sei dem Manne untertan.

Schon als kleines Mädchen ist die bairische Fürstentochter Sabina dem Herrscher von Wirtemberg versprochen. Sie will nicht, doch wen kümmert das, wenn es um große Politik geht? Als Jahre später die Hochzeit mit ungeheurem Prunk begangen wird, ahnt die junge Frau, dass eine furchtbare Ehe auf sie wartet. Denn Herzog Ulrich ist berüchtigt für seine gewalttätigen Launen und seine Eifersucht. Als er in blinder Wut seinen engsten Freund ermordet, schwebt auch Sabina in höchster Gefahr. Sie muss fliehen – ohne ihre Kinder. Ulrich nimmt sich derweil mit Gewalt das Bauernmädchen Maria zur Geliebten. Auch ihr droht der furchtbare Herzog zum Verhängnis zu werden   …
    «
Das Mädchen und die Herzogin
lässt Landesgeschichte lebendig werden. Figuren, die bisher nur Fakten aus dem Geschichtsunterricht waren, werden in dem Buch zu Fleisch und Blut.» . (Stuttgarter Zeitung)

«Sehr bewegend!» . (Neue Woche)

Informationen zur Autorin
    Astrid Fritz studierte Germanistik und Romanistik in München, Avignon und Freiburg. Mit ihrer Familie zog
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