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Das Mädchen aus Mantua

Das Mädchen aus Mantua

Titel: Das Mädchen aus Mantua
Autoren: Charlotte Thomas
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war es zu riskant, auf die Vernunft dieses jugendlichen Heißsporns zu vertrauen. Sie hob den Knüppel auf und schlug zu. Der Getroffene verlor die Besinnung und fiel zu Boden.
    »Seid bedankt, junge Dame!« Bertolucci deutete eine Verbeugung an, eine Hand auf das Vorderteil der Goldweste gelegt. »Ich bin Euch sehr verbunden! Gentile Bertolucci, immer zu Euren Diensten!«
    Sein Lächeln gefiel Celestina nicht, es war eindeutig unangebracht. »Ich tat es nicht für Euch, sondern für Euren Gegner. Es wäre ihm übel bekommen, wegen Mordes belangt zu werden.«
    »Da sprecht Ihr weise Worte aus.« Bertolucci blickte den am Boden liegenden Mann nachdenklich an. »Wäre doch den Caliari nur ein winziger Teil Eurer Klugheit gegeben!«
    Celestina achtete nicht auf ihn. Sie beugte sich über den Bewusstlosen, um nachzusehen, ob sie etwa zu fest zugeschlagen hatte, doch er kam bereits wieder zur Besinnung. Stöhnend rollte er sich zur Seite und betastete seinen Hinterkopf, wo ihn der Knüppel getroffen hatte.
    Bertolucci zog es vor, das Feld zu räumen. Eilig drängte er an Celestina vorbei und verschwand in der Schar der immer noch aufeinander einprügelnden Männer.
    »Celestina, was geschieht denn hier?« Arcangela schob den Kopf aus der umgestürzten Kutsche. »Um Himmels willen!« Sie duckte sich vor einem vorbeifliegenden Stein und verschwand wieder im Inneren der Kutsche.
    Der Rothaarige, der versucht hatte, Gentile Bertolucci zu erwürgen, kam schwankend auf die Beine. »Wo ist das Schwein?« Sein Blick fiel auf den am Boden liegenden Caliari. »Timoteo! Meine Güte!« Er wandte sich an Celestina. »Sah es gerade nur so aus, oder wart Ihr das, die meinen Freund niedergeschlagen hat?«
    »Es war nur zu seinem Besten«, erklärte Celestina.
    Er starrte sie mit offenem Mund an. Wie sein soeben aufwachender Freund Timoteo war er ordentlich gekleidet, mit gefälteltem Seidenkragen und gut geschnittenem Wams. Beide sahen nicht danach aus, als seien sie Raufbrüder aus Leidenschaft.
    »Timoteo! Wach auf!« Er tätschelte die Wangen seines Freundes und kniff ihm dann hart in die Nase, was zwar sofort den gewünschten Effekt hatte, aber auch zu unbeabsichtigten Nebenfolgen führte. Timoteo kam schlagartig zu sich und verpasste seinem Freund einen Fausthieb.
    »Was zum Teufel sollte das?!«, beschwerte dieser sich, beide Hände ächzend gegen die malträtierten Rippen drückend.
    »Ach, du warst das«, sagte Timoteo benommen. »Du hättest mich nicht kneifen sollen.«
    Gleichzeitig tauchte Arcangela abermals aus dem sicheren Gehäuse der Kutsche auf und lugte heraus. »Du solltest vielleicht lieber wieder reinkommen«, sagte sie zu Celestina. »Zumindest, bis dieser Aufruhr hier vorüber ist!«
    Celestina achtete nicht auf ihre Stiefschwester, sondern streckte die Hand aus, um Timoteo auf die Beine zu helfen. »Seid Ihr wohlauf?«, fragte sie. »Tut es sehr weh? Für den Fall empfehle ich dringend einen kalten Wickel.«
    Er starrte sie an und rieb sich den Hinterkopf. »Wo kommt Ihr denn auf einmal her?«
    »Aus Mantua«, sagte Celestina. Dann hielt sie inne. »Oh, ich verstehe. Ihr meint, wo ich vorhin herkam. Nun, ich war in der Kutsche. Sie stürzte um, und ich kletterte hinaus.«
    Nähere Auskünfte brauchte er offenbar nicht. »Dann müsst Ihr den Mistkerl gesehen haben, der mir diesen Schlag verpasst hat. Wo ist er hin?« Suchend blickte er sich um.
    Celestina räusperte sich. »Oh, nun ja, also …« Sie verstummte und war sich unangenehm der Tatsache bewusst, dass dieser Timoteo zwar vermutlich kaum älter war als sie, aber dafür ziemlich groß und kräftig. Und der Zorn, der von ihm ausging, war fast mit Händen zu greifen.
    Sie sann über eine Erklärung nach, die sie weniger gewalttätig dastehen ließ, als sie sich beim Anblick der rasch anschwellenden Beule hinter seinem linken Ohr fühlte, doch ihr fiel nichts ein.
    »Wenigstens wissen wir jetzt, dass es wirkt«, sagte er verärgert, während er sich mit dem Ärmel den Pferdemist aus dem Gesicht wischte.
    »Das was wirkt?«, fragte sie irritiert.
    »Das Kneifen in die Nase«, sagte der Rothaarige.
    »Oh, wirklich?«, meinte sie höflich.
    »Ja. Es hilft Ohnmächtigen oft rasch ins Leben zurück. Professor Fabrizio erwähnte es erst neulich in der Vorlesung.« Er blickte zu Arcangela hinauf, die abermals den Kopf oben aus der Kutsche streckte und die Umgebung beäugte. »Wir sollten der jungen Dame aus der Kutsche helfen«, schlug er vor.
    Das trug ihm ein
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