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Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Titel: Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)
Autoren: Erik Kellen
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ihm zurückfloss.
    Sie ließen den Lärm hinter sich, als sie durch einen Torbogen in einen weiteren Korridor gelangten, der so eng war, dass man nur hintereinander gehen konnte. An seinem Ende waren drei Türen, die den Aufgang zum inneren Treppenhaus schützten. Es war eindeutig von Vorteil gewesen, sich diese alte Festung aus der Gründungszeit der Stadt für ein paar Dollar unter den Nagel zu reißen. Zwar hatte die Instandsetzung eine nicht unansehnliche Menge Geld verschlungen, dafür war man in diesem Gemäuer so gut wie unangreifbar.
    Das innere Treppenhaus war eine Art Knotenpunkt, eine Kreuzung, über die man zu allen vier Türmen gelangen konnte. Von außen sah das Weiter Himmel nach wie vor wie eine Burg aus, wenn auch mit modernen Elementen, innen aber hatte Leonardo die groben Quader verputzen und anstreichen lassen.
    Sie standen auf dem letzten Stockwerk, von dem vier exakte Flure zu den jeweiligen Türmen abgingen. Szuda hatte die alten Wehrgänge überdachen lassen, sie waren mit Kupferplatten und Zaubern geschützt. Einige ließen sich öffnen, wenn im Sommer die Hitze über New York herfiel. Jetzt hielten sie den kalten Wind ab.
    »Bring Nove in den Nordturm, Dozer. Da kann sie ein Bad nehmen und sich etwas Anständiges anziehen. Schicke Francesca eine Nachricht, dass wir einen Gast haben, sie soll sich um alles kümmern.«
    Der Leibwächter nickte kurz, dann ging er voran. Das Mädchen musterte den hellen Gang, der von einem Dutzend Lampen in weiches Licht getaucht wurde. Hier gab es nichts Düsteres, dafür hatte Leonardo gesorgt. Sie blickte ihn an, als wolle sie etwas sagen, dann aber nickte auch sie und folgte dem Leibwächter. Szuda sah ihr nach. Viel ließ sich von dem Gang eines Menschen ablesen. Ging er schleppend, geduckt, schludrig, unbekümmert oder gar aggressiv? Ihre Schritte waren vorsichtig, wie auf glattes Eis gesetzt. Noch konnte er sie nicht einschätzen, nicht vollkommen, aber er hatte das Gefühl, dass er das auch noch nicht musste. Er würde Zeit dafür haben, viel Zeit wenn er sich nicht irrte.
    Ein paar Minuten später saß er in seinem Turmbüro mit Blick über den Theaterdistrikt. Dass man seit einigen Jahren bei den neuen Bauprojekten auf Höhe setzte, missfiel ihm, denn so wurde der Blick versperrt. Noch konnte er bis zum East River sehen und hinüber in sein Reich - Brooklyn. Die Insel Manhattan bot nur begrenzten Platz, es war also ganz normal, sich dem Himmel zuzuwenden. Doch immer häufiger versperrten sogar die Rauchschwaden der Energie- und Stahlwerke am Fluss die Sicht auf die Stadt.
    Der Raum war ein quadratisches, kaltes Zimmer, doch musste man Zugeständnisse machen, wenn der Bürgermeister oder angesehene Schauspieler kamen. Zwar blieb sich Leonardo dem eher spartanischen Stil auch hier treu, doch wirkte alles auf eine verwirrende Art entrückt, gar verzaubert. Das lag nicht nur an einigen Gegenständen, die eindeutig von Zauberern erschaffen worden waren, wie die übermannshohe griechische Chimäre, die neben seinem Schreibtisch stand und wahrlich eine Aura der Magie ausstrahlte. Halb Seeschlange, halb Stier suchte das Wesen offensichtlich sogar mit geschlossenen Bronzelidern den Raum nach Feinden ab. Andere Dinge, ausgestellt auf feinen Kommoden oder in Glasvitrinen, zeigten seltsam geformte Kästchen aus Kupfer. Viele waren nur Attrappen, einige aber auch nicht.
    Leonardo war ein Gangster alter Schule. Die meisten, die auf den Markt drängten und ebenso schnell wieder verschwanden, ließen sich von billigen Autoren inspirieren. Trugen großspurige Anzüge und gewagte Hüte. An den Füßen so grelle Schuhe, dass sie fast im Dunkeln leuchteten. Gauner wie aus den Geschichten in den Lichtspieltheatern, er dagegen sah wie ein Buchhalter aus, was er auch war. Ein gefährlicher Buchalter, o.k.
    Diese Menschen waren nichts weiter als Filmkulissen. Man ging durch eine imposante Tür und dahinter waren nichts weiter als ein paar bemalte Bretter und kümmerliche Stützbalken, die bei der nächsten Böe auseinanderfallen würden. Leonardo war lange genug im Geschäft, um solche Blender zu erkennen.
    Er schritt über den weichen, roten Teppich, wobei er immer das Gefühl hatte, jeden Moment zu stolpern. Deshalb blieb er meist hinter seinem Schreibtisch sitzen, egal welche Persönlichkeit ihn besuchte.
    Unter dem schweren, schwarzpolierten Eichenholz waren mehrere Druckknöpfe in den Boden eingelassen. Einer rief Dozer in den Raum, mit den anderen konnte Leonardo auf
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