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Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Titel: Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)
Autoren: Erik Kellen
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und nah dem Meer hielt kein Anstrich der salzigen Luft lange stand, so wirkten die meisten Lagerhallen verwittert, gräulich und seltsam verlassen.
    Seine Pier aber war aus Eisen gebaut worden. Bei Sturm flogen manchmal ganze Dächer durch die Docks, im Winter brachen sie unter der Last des Schnees ein, nicht aber seine Pier. Leonardo schützte seine Waren. Wenn man dafür ein paar Zauberer in Geiselhaft nehmen musste, dann war das eben so.
    Es war drei Uhr am Morgen, als Leonardo es aufgab, sich weiter Gedanken zu machen, er musste abwarten, was seine Informanten herausgefunden hatten. Er legte die Kontobücher in den Safe, der nur seine Aura akzeptierte. Soweit Leonardo wusste, war es der einzige dieser Art und sein Erbauer lange zu Moos geworden in den undurchdringlichen Wäldern der Territorien. Er stand wie ein ganz gewöhnliches Möbelstück in der Ecke, doch jedermann, der ihn sah, wusste auf diese Weise, dass Szuda über Magie gebot und Gerüchte waren oft die wirkungsvollste aller möglichen Abschreckungen.
    Er schlüpfte in den Mantel von einem Kaufhaus an der Ecke, zog ein paar wollene Handschuhe über, an denen die Fingerspitzen fehlten, so dass er sich immer Notizen machen konnte, setzte einen schlichten Bowler auf, warf einen letzten prüfenden Blick in das Zimmer, dann zog er die Tür zu und versiegelte sie.
    Dozer wartete auf einem Stuhl im schmalen Flur und las eines dieser Comichefte, wohl hauptsächlich wegen der bunten Bilder darin.
    »Wir machen für heute Schluss, denke ich.« Der Leibwächter rollte das Heft zusammen, stand auf. Sein Körper tauchte den Flur in Dunkelheit.
    Er hob den Daumen, das war alles, was der Hüne tat. Ein lautloses Einverständnis in eine einfache Geste gehüllt. Dozer mochte es vielleicht nicht auffallen, Leonardo aber hatte sich daran gewöhnt. Sie gingen zum Fahrstuhl und fuhren hinunter in das Erdgeschoss. Während der Fahrt drehte sich der Lift um 90°, so dass sie in der Garage und nicht im Bootshaus ankamen, eine Finesse, die er beim Kauf der Pier noch nicht gekannt hatte. Unten wartete Spanish an der offenen Wagentür, die Fahrermütze in der Hand. Der Motor summte bereits, die Frontstrahler stießen gegen die geschlossenen Tore und spiegelten das blendende Licht wider. Leonardo setzte sich in den Fond, die Tür wurde geschlossen. Ein kompliziertes System aus Verriegelungen begann die beiden eisernen Tore zu öffnen, Dozer nahm auf dem Beifahrersitz Platz. Dann stachen die gebündelten Lichter in das Straßengewirr der Docks.
    Es geschah an einer ganz gewöhnlichen Stelle, an der eigentlich solche Dinge nicht geschehen sollten. Sie hielten an der Mündung zu einer Kreuzung. Leonardo Szuda ließ die Trennscheibe hinunter, weil er etwas sagen wollte, eine einzelne Schneeflocke fiel auf die Windschutzscheibe und blieb haften wie ein verirrtes Wesen. Der Wagen stoppte. Allen Insassen schlug das Herz ein wenig tiefer als sonst. Ein Schicksalswind blies eine alte Zeitung durch die Lichtkegel der Scheinwerfer.
    Der LKW stand am Straßenrand, neben einem Sägewerk. Vier orange Strahler über dem gebogenen Torschild beleuchteten riesige Baumstämme, die auf der Ladefläche lagen, roh, erst vor kurzem geschlagen. Zwei Männer am Ende der Ladung fluchten, zerrten an etwas, das sich offenbar dazwischen versteckt hatte und wild treten konnte. Mit einem Ruck, der wohl alle Beteiligten überraschte, taumelten die beiden Fahrer nach hinten und zogen eine dritte Person mit hinaus, die mit der Eleganz einer Katze auf den Asphalt fiel. Szuda hob eine Augenbraue, schnippte mit den Fingern. Spanish schaltete das Licht aus, der Wagen rollte lautlos an die Bordsteinkante schräg gegenüber dem Geschehen.
    Das Mädchen, war es überhaupt eines?, schwankte wieder auf die Beine. Sie trug eine Art Anstaltskleidung, die verbrannt aussah, ihre geschorenen Haare schienen ebenfalls einem Feuer ausgesetzt gewesen zu sein. Doch kaum fand sie ihr Gleichgewicht wieder, nahm sie die Haltung eines Kämpfers ein: Der rechte Fuß berührte nur mit dem Ballen die Straße, der andere stand versetzt nach vorn. Wie ein Boxer, dachte Szuda. Jetzt war er neugierig geworden.
    Die beiden Männer bekamen hingegen äußerst schlechte Laune oder gierige Lust, diese beiden Emotionen waren zuweilen schwer zu unterscheiden. Der erste kam wieder auf die Beine, der zweite klaubte seine Schiebermütze auf, die in einer Pfütze neben der hinteren Achse gelandet war. Es waren grobe Kerle, solche, die in den Wäldern
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