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Das Licht von Shambala

Das Licht von Shambala

Titel: Das Licht von Shambala
Autoren: Michael Peinkofer
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Fieber heilen und ihn ins Dasein zurückholen sollte - doch einmal mehr hatte sie feststellen müssen, dass sie manipuliert und hintergangen worden war. Zwar war es ihr gelungen, das Elixier zu beschaffen, das Kamal den Klauen des Todes entrissen hatte, jedoch hatten andere daraus Nutzen gezogen. Denn auch die Gräfin Ludmilla von Czerny, mit deren Hilfe Sarah ursprünglich auf die Spur des aqua vitae gelangt war, hatte sich als Verräterin erwiesen, die im Dienst jener ebenso mächtigen wie geheimnisvollen Organisation stand, deren Umtriebe Sarah seit geraumer Zeit zu entwirren suchte. Die Ermordung ihres Vaters, der Tod Maurice du Gards, die Zerstörung von Kincaid Manor - die Fäden liefen hier zusammen, bei jener verschwörerischen Gruppierung, die sich »Bruderschaft des Einen Auges« nannte und deren erklärtes Ziel es zu sein schien, sich der Vergangenheit zu bedienen, um die Gegenwart zu beherrschen.
    Auch die Vergiftung Kamals hatte letztlich diesem Ziel gedient, wenngleich Sarah die wahren Gründe noch immer schleierhaft waren. Warum hatten die Gräfin Czerny und ihre Spießgesellen den letzten Rest des Lebenswassers aufgebraucht, um Kamal zu vergiften? Wieso hatten sie um jeden Preis gewollt, dass sich Sarah auf die Suche nach dem Elixier machte? Hoch über den Ebenen Nordgriechenlands, auf dem einsamen Felsen eines meteorons, hatte sich Kamals Schicksal entschieden. Man hatte ihm das Lebenswasser verabreicht, und er war zu sich gekommen - doch genau wie Sarah, die die Schleier der Dunkelzeit nicht zu lüften vermochte, hatte auch er sich nicht an das erinnern können, was vor seinem Fieber gewesen war, und so war es der Verräterin Czerny ein Leichtes gewesen, sich sein Vertrauen zu erschleichen. Zuletzt hatte Sarah ihn an Bord eines Fesselballons gesehen, der vor ihren Augen aufgestiegen und gen Osten entschwunden war. Mit dabei war auch die Czerny gewesen, in der Sarah eine Schwester gesucht und ihre Nemesis gefunden hatte.
    Und als wäre all dies noch nicht Verlust genug, hatte Sarah noch eine weitere Niederlage erlitten, die beinahe noch schwerer wog als alle anderen zusammen - auch wenn sie lange ahnungslos gewesen war.
    Sie war schwanger gewesen ...
    Nach den glücklichen Monaten, die Kamal und sie in Yorkshire verbracht hatten, hatte Sarah, ohne es zu wissen, das Kind ihres Geliebten unter dem Herzen getragen. Doch auch dieses Leben war ihr brutal genommen worden. Infolge der Strapazen, denen sie im Zuge ihrer Abenteuer ausgesetzt gewesen war, hatte sie eine Fehlgeburt erlitten.
    Zuerst hatte sie es nicht glauben mögen, als ein jovialer Schiffsarzt namens Garribaldi ihr davon berichtet hatte, aber schon sehr bald hatte sie die Wahrheit mit jeder einzelnen Pore ihres Körpers gespürt. Denn auch wenn ihre Mutterschaft ihr nicht bewusst gewesen war - der Verlust war so wirklich, wie er es nur sein konnte, und obwohl jene Ereignisse inzwischen mehr als vier Monate zurücklagen, fühlte Sarah noch immer eine erschreckende Leere.
    Ihr erster Impuls war es gewesen aufzugeben.
    Sie war geschlagen und besiegt, ihre Feinde hatten in jeder nur erdenklichen Hinsicht triumphiert. Welchen Sinn hatte es noch, gegen diese Einsicht anzugehen und sich selbst zu betrügen? Sarah hatte gekämpft und verloren. Wie der alte Gardiner hatte auch sie versucht, dem Einen Auge Widerstand zu leisten - aber genau wie er war auch sie am Ende gescheitert.
    Oder?
    Dass sie nicht verzweifelt war und sich in Venedig, wohin die Schiffspassage geführt hatte, von einer der unzähligen Brücken gestürzt hatte, hatte nur einen einzigen Grund - und dieser Grund war würfelförmig, hatte eine Kantenlänge von etwa vier Inches und war ganz aus Metall. »Codicuben« wurden diese eigentümlichen Gebilde genannt, die auf ihren sechs Seiten die Buchstaben des Siegels Alexanders des Großen sowie das Zeichen des Einen Auges eingraviert trugen und deren einziger Daseinszweck darin bestand, abdere, quod omnia tempora manendum - zu verbergen, was alle Zeiten überdauern sollte. Im Grunde handelte es sich dabei um winzige Panzerschränke, die aus antiker Zeit datierten und von einem geheimnisvollen magnetischen Mechanismus zusammengehalten wurden. Wer nicht wusste, wie sie sich öffnen ließen, dem gelang es nicht, ohne dabei deren Inhalt zu zerstören - Notizen, Zeichnungen, Auszüge alter Handschriften oder auch verschollen geglaubte Pinakes 1 .
    Ein Codicubus war es gewesen, der Sarah auf die Spur der versunkenen Bibliothek von Alexandrien
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