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Das Licht Von Atlantis

Das Licht Von Atlantis

Titel: Das Licht Von Atlantis
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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war, hatte schwere schwarze Locken und Augen wie Veilchen. Elis' Locken zeigten ein glänzendes Rotbraun wie poliertes Holz, und ihre fröhlichen Augen strahlten in klarem Blau. Die Töchter Talkannons hatten ihre Cousine Elis von allen Menschen im Haus der Zwölf und auch im ganzen Tempel am liebsten.
    »Es sind Gesandte aus Atlantis da«, berichtete Elis ihnen eifrig.
    »Aus dem See-Königreich? Wirklich?«
    »Ja, vom Tempel zu Ahtarrath. Der Prinz von Ahtarrath und sein jüngerer Bruder wurden hier hergeschickt, sind aber niemals angekommen. Sie wurden entführt oder ermordet oder haben Schiffbruch erlitten, und jetzt wird die ganze Meeresküste nach ihnen oder ihren Leichen abgesucht.«
    Domaris sah ihre Cousine überrascht an. Ahtarrath war ein ehrfurchtgebietender Name. Der Muttertempel hier im Alten Land hatte wenig Kontakt mit den See-Königreichen, von denen Ahtarrath das mächtigste war. Nun hörte sie an einem Tag gleich zweimal davon reden.
    Elis fuhr aufgeregt fort: »Es gibt Hinweise darauf, dass der Prinz gelandet ist, und man spricht von Schwarzmänteln! Hat Rajasta etwas davon erwähnt, Domaris?«
    Domaris krauste die Stirn. Sie und Elis gehörten dem Inneren Kreis der Priesterkaste an, aber es stand ihnen nicht zu, über höherstehende Personen zu reden. Schon die Anwesenheit von Deoris verbot derartigen Klatsch. »Rajasta vertraut sich mir nicht an. Auch sollte ein Akoluth nicht auf das Geschwätz der Tore horchen!«
    Elis' heftiges Erröten stimmte Domaris ein bisschen nachsichtiger. »Jeder Schwarm begann einmal mit einer einzigen Biene«, sagte sie freundlich. »Rajasta hat einen Gast aus Ahtarrath. Sein Name ist Micon.«
    »Micon!« rief Elis aus. »Das ist doch gerade so, als sage man, der Name einer Sklavin sei Lia! In den See-Königreichen gibt es mehr Micons als Blätter auf einem Singbaum -« Elis brach ab, denn ein kleines Mädchen, kaum fähig, allein zu stehen, hängte sich an ihren Rock. Ungeduldig sah Elis nach unten, dann bückte sie sich, um das Kind hochzuheben. Aber das Baby mit dem Grübchengesicht lachte und tappelte auf Deoris zu, fiel hin und blieb schreiend liegen. Deoris nahm das Kind auf den Arm. Elis blickte verärgert der kleinen, braunhäutigen Frau entgegen, die ihrem entlaufenen Schützling nachgeeilt kam. »Simila«, schimpfte sie, »kannst du nicht dafür sorgen, dass uns Lissa nicht zwischen die Füße läuft - oder ihr beibringen, wie man fällt?«
    Die Kinderfrau wollte Lissa an sich nehmen, doch Deoris hielt sie fest. »Oh, Elis, lass sie mir. Ich habe sie so lange nicht gesehen, sie konnte neulich noch nicht einmal kriechen, und jetzt läuft sie! Ist sie schon entwöhnt? Nein? Wie hältst du das bloß aus? Nun, Lissa, Schätzchen, erinnerst du dich noch an mich?« Das Baby quietschte vor Entzücken und fuhr mit beiden Händchen durch Deoris' dichte Locken. »Oh, du dickes kleines Liebchen!« lachte Deoris und bedeckte die runden Wangen mit Küssen.
    »Dicker kleiner Plagegeist!« Elis betrachtete ihre Tochter mit einem bitteren Auflachen. Domaris klopfte Elis verständnisvoll die Schulter. Da die weiblichen Akoluthen ohne Berücksichtigung ihrer eigenen Wünsche verheiratet wurden, waren sie bis zum Tag ihrer Verehelichung frei. Elis hatte von dieser Freiheit Gebrauch gemacht, sich einen Liebhaber genommen und ihm ein Kind geboren. Das war nach den Gesetzen des Tempels durchaus erlaubt. Nicht korrekt war allerdings, dass ihr Liebhaber sich geweigert hatte, die Vaterschaft anzuerkennen. Einem Kind, das nicht anerkannt wurde, drohten schreckliche Strafen. Um ihrer Tochter Kaste zu geben, hatte Elis sich gezwungen gesehen, den ihr vorherbestimmten Gatten, Chedan mit Namen, Akoluth wie sie, um Erbarmen anzuflehen. Chedan hatte sich großmütig gezeigt und Lissa anerkannt, obgleich jeder wusste, dass er nicht ihr Vater war. Niemand, nicht einmal Domaris, hatte je erfahren, wer die kleine Lissa gezeugt hatte. Dem wirklichen Vater wäre eine schwere Strafe für seine Feigheit gewiss gewesen, hätte Elis ihn verraten. Aber Elis weigerte sich standhaft, das Geheimnis zu lüften.
    Elis' verbitterter Blick veranlasste Domaris zu der sanften Frage: »Warum schickst du Lissa nicht weg, Elis, wenn Chedan solche Abneigung gegen sie hat? So wichtig, dass sie den Frieden der Akoluthen auf diese Weise stören kann, ist sie nun auch nicht, und du wirst andere Kinder bekommen -«
    Elis' Mundwinkel zuckten, ehe sie antwortete. »Warte, bis du weißt, wovon du redest, bevor du mir
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