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Das letzte Mal (German Edition)

Das letzte Mal (German Edition)

Titel: Das letzte Mal (German Edition)
Autoren: Philippa L. Andersson
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Ansonsten tauchten aus Mangel an Beweisen ständig die gleichen Gerüchte auf, die ihm entweder Homosexualität, Asexualität oder gar keine bescheinigten, indem sie ihn als Marionette der Mutter abtaten. Egal, was nun stimmte, der Name van Bergen stand für einen der erfolgreichsten Kapitalgeber weltweit. Was auch immer diese Familie, beziehungsweise nach dem Tod des Alten van Bergen nun Roman, finanzierte, es verwandelte sich beinahe magisch zu Geld. Jeder Menge Geld. Wie würde man so jemanden gegen seinen Willen überzeugen, einer Party beizuwohnen? Sie seufzte leise und konzentrierte sich auf das Hier und Jetzt.
    Philipp war vor einer riesigen, zweiflügligen, mit —wie sollte es anders sein— Gold und Edelsteinen verzierten Tür stehengeblieben. Er klopfte kurz, öffnete sie, ohne dass Johanna ein Signal zum Eintreten bemerkt hätte, und plötzlich tat sich eine andere Welt auf.
    Statt einem »Hallo wie geht's, Bruderherz?«, hörte Johanna aus der puristischen Höhle eine sehr tiefe und im Gegensatz dazu dennoch angenehme Stimme angepisst grollen: »Ja, du mich auch! Dann steck dir doch deinen Zement sonst wohin! Ich krieg schon meine beschissenen Steine nach Taiwan und wenn ich sie eigenhändig aus Fels meißeln und rüber schleppen muss!« Das Telefonat war zuende. »Fuck!«
    Wumm!
    Johanna zuckte zusammen. Jedes noch so feine Härchen auf ihrem Körper hatte sich in Alarmbereitschaft aufgestellt. Roman hatte der Tischplatte einen wütenden Schlag versetzt, aber sie hielt. Weil sie zum Glück aus massivem Stein und nicht wie das restliche Anwesen aus filigranem Gold und Glitzer erbaut war. Überhaupt, der Raum bot einen scharfen Kontrast zu Madame van Bergens übriger Einrichtung. Und die schallisolierte Tür stellte die unmissverständliche Grenze dar. Dahinter beherrschten kühle Farben, funktionelle Materialien und gerade Formen den Raum. Kein Dionysus weit und breit. Stattdessen thronte mittig hinter einem immens großen Schreibtisch Roman van Bergen vor zahlreichen Monitoren.
    »Was willst du hier, kleiner Bruder?«, fragte Roman van Bergen abschätzig ohne sich umzudrehen. Sein breiter Rücken spannte sich, er atmete tief durch und las scheinbar eine weitere Hiobs-Botschaft auf seinem Blackberry. Und dann seinem iPad. Und seinem Bildschirm.
    Philipp hatte die ganze Show keine Spur beeindruckt. »Na was wohl? Ich hab dir jemanden für heute Abend mitgebracht, der nicht nur Steine im Kopf hat. Johanna heißt die Dame und steht dir zu allem zur Verfügung«, flötete er wohl gelaunt.
    Johanna fühlte sich wie angeschossen und wich intuitiv einen Schritt zurück. Reiner Fluchtreflex, denn sie war alles andere als aus Stein und wollte diesem Choleriker nicht mal auf Armlänge begegnen. Leider brachte ihr ihr Protest nicht viel. Philipp packte sie und schob sie unmissverständlich vor ins Zimmer. Willkommen auf dem Präsentierteller!
    »Ich hab dir gesagt, ich will keines deiner kleinen, dummen Mädchen. Und ich bin mir sicher, Mutter wird auch einen weiteren Geburtstag mit ihrem Single-Sohn überleben.« Nun war der Ton ins Zynische gewechselt. Roman fuhr sich genervt von den Nachrichten, die er las, mit seinen langen Fingern durch das bis eben gepflegte Haar und begann eine weitere Nummer zu wählen und wenig später wieder zu telefonieren. Offensichtlich mit einem Mister Shoushou aus Vietnam. Die Luft knisterte vor Anspannung.
    Van Bergen Junior ließ sich von dem Gehabe seines Bruders nicht irritieren. »Du weißt doch, Hunde, die bellen, beißen nicht, Johanna. Nicht vergessen: 21 Uhr«, zischte er, schob Johanna noch einen Meter weiter ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Klasse!
    Roman stand auf und Johanna zog die Luft ein. Sofort leuchtete ihr Philipps Kommentar zu ihrer Größe ein. Wenn sie ein stinknormaler Wolkenkratzer unter den Frauen war, sagen wir mal das gute alte Rockefeller Center, dann glich er einer massiveren Version des aufregenden Burj Kalifa in Dubai. Der Typ war riesig und bewegte sich so, als sei er sich dieses Körpers verdammt bewusst. Er hatte die Figur eines Sportlers, breite Schultern, kräftige Arme, eine schmale Taille. Eine Augenweide. Und ja, er war groß, größer als sein Bruder. Während er sprach, ging er auf und ab. Die Hemdsärmel waren lässig hochgekrempelt und Johannas Augen verfolgten fasziniert das Spiel der leicht gebräunten, muskulösen Unterarme und die Gestik seiner Hände, die jedes einzelne Wort untermalten. Immer kraftvoller und energischer.
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