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Das Leben macht Geschenke, die es als Problem verpackt

Das Leben macht Geschenke, die es als Problem verpackt

Titel: Das Leben macht Geschenke, die es als Problem verpackt
Autoren: Gräfe und Unzer
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Theorie führte zur »Maslow’schen Bedürfnispyramide«, die heute zu den fest verankerten wissenschaftlichen Glaubenssätzen der westlichen Welt gehört. Der Boden dieser Bedürfnispyramide besteht aus den Grundbedürfnissen, die so alt sind wie jedes Leben auf der Erde selbst. Sie entstehen aus dem Überlebenstrieb, weshalb das wichtigste Vitalbedürfnis darin besteht, zu atmen und ausreichend zu essen und zu trinken. Bei manchen Menschen kann sich dieser Urtrieb so stark zeigen, dass sie unglaubliche Vorräte horten oder mehr essen oder trinken, als ihnen guttut. In grauer Vorzeit hatte dieses Verhalten durchaus einen Sinn, wenn es darum ging, sich für Hungerzeiten zu wappnen. In Zeiten des Überflusses deutet dieses Verhalten eher auf bestimmte Ängste oder eine Leere hin, die durch Nahrungsmittel aufgefüllt werden will. Auf dieser untersten Pyramidenstufe befinden sich auch alle anderen körperlichen Bedürfnisse nach Schlaf, Schmerzfreiheit und Fortpflanzung.
    Auf der zweiten Stufe steht das Bedürfnis nach Sicherheit: Schutz vor Gefahren, Recht und Ordnung, materielle Sicherheit; durch Sicherung von Wohnstätte und Arbeitsplatz, einer bestimmten gesellschaftlichen Ordnung und Gesundheit wird dieses Anliegen gefestigt.
    Das drittwichtigste Bedürfnis besteht nach Maslow in sozialen Kontakten: Das Zusammensein und Gespräche mit anderen, Freundschaften, Partnerschaften, Fürsorge und Empathie werden auf dieser Stufe gelebt. Auch dieses entstammt einem uralten biologischen Programm, denn das Überleben war in der Gemeinschaft einfacher, als wenn man auf sich allein gestellt war.
    Auf der vierten Stufe stehen die Individualbedürfnisse: höhere Wertschätzung durch Status, Respekt, Anerkennung, Wohlstand, Einfluss und Erfolg. Diese Bedürfnisse kann man sich auf vielerlei Weise erfüllen: indem man viel Geld verdient und sich materiellen Luxus gönnt; indem man viel leistet und erfolgreich ist, am besten mehr als jeder andere; indem man zügig Karriere macht; aber auch, indem man sich für andere aufopfert. All das zieht mitunter fatale Folgen nach sich, da man oft einen enormen Kraftaufwand betreiben muss, um die gewünschte Anerkennung zu erzielen und auf Dauer zu erhalten.
    Das fünfte Bedürfnis besteht in dem Wunsch nach innerem Wachstum und Selbstverwirklichung. Ein Mensch will wissen, wer er ist und worin seine besonderen Fähigkeiten bestehen; er will seine Talente entfalten und seine Möglichkeiten ausschöpfen.
    Später ergänzte Maslow die Bedürfnishierarchie noch um eine sechste Stufe: das Bedürfnis nach Transzendenz.
    Maslow ging davon aus, dass man die höheren Stufen erst erreichen kann, wenn die Bedürfnisse der unteren Stufen ausreichend befriedigt sind. Überspitzt formuliert könnte man sagen: Erst wer satt und gesichert ist, wer anerkannt und geliebt wird, kann innerlich wachsen. Dabei zeichnen diese höheren Bedürfnisse einen Menschen als Individuum aus; sie sind im Gegensatz zu den physiologischen Grundbedürfnissen nicht zwingend zum Überleben notwendig.
    Werden die höheren Bedürfnisse ausreichend befriedigt, so entfalten sie eine weitreichende Wirkung. Zum einen führen sie zu Lebenszufriedenheit und tiefem Glück, zu Gelassenheit und Ausgeglichenheit, aber auch zu mehr Gesundheit, besserem Schlaf und einem längeren Leben. Insgesamt führen die Beschäftigung mit den höheren Bedürfnissen und ihre Befriedigung zu einer größeren und authentischeren Individualität.
    Bedürfnispyramide nach Maslow
Wie Bedürfnisse zu Problemen werden
    Wir leben in einer hyperbeschleunigten, konsum- und wachstumsorientierten Gesellschaft, die uns viel abverlangt, damit dieses wachstumsorientierte System in seiner bisherigen Form bestehen bleibt. Wer innerhalb seiner persönlichen Grenzen erfolgreich sein will, muss auf der einen Seite viel leisten und auf der anderen auf vieles verzichten, und zwar am besten schon von Kindesbeinen an.
    Unser Erziehungssystem ist darauf ausgerichtet, jungen Menschen einzutrichtern, sie müssten sich innerhalb dieser Mauern einrichten, um zu wertvollen Stützen der Gesellschaft zu werden. Der Ernst des Lebens beginnt ja, wie die Redensart besagt, mit der Schule.
    Deswegen bleibt bei vielen Kindern und Jugendlichen von Beginn an eine Botschaft hängen: Schule, Lernen und Weiterentwicklung müssen oder dürfen sogar keinen Spaß machen.
    Und schon bleibt auf der Strecke, was einem selbst Freude bereitet, was einem Spaß macht, was einem gut tut: Denn diese
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