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Das Land der MacKenzies

Das Land der MacKenzies

Titel: Das Land der MacKenzies
Autoren: Linda Howard
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Spülbecken und füllte eine Schüssel mit warmem Wasser.
    Nun, sie hatte ihren Zielort erreicht, vielleicht nicht ganz auf die Art, wie sie es geplant hatte, aber wenn sie schon hier war, konnte sie auch den Grund ihres Besuchs ansprechen. „Ich bin Mary Potter, die neue Lehrerin."
    „Ich weiß."
    Sie riss erstaunt die Augen auf. „Woher?"
    „Hier gibt es nicht viele Fremde."
    Ihr wurde plötzlich klar, dass er sich immer noch nicht vorgestellt hatte. „Sind Sie ... Mr. Mackenzie?"
    Er sah über die Schulter zu ihr, und ihr fiel auf, dass seine Augen schwarz wie die Nacht waren. „Ich bin Wolf Mackenzie."
    Etwas anderes erregte sofort ihr Interesse. „Sie wissen, dass Ihr Name ungewöhnlich ist. Ein sehr alter englischer ..."
    „Nein." Mit der Wasserschüssel in den Händen kam er zu ihr. „Es ist ein indianischer Name."
    Sie blinzelte. „Indianisch?“ Sie kam sich schrecklich dumm vor. Das hätte sie sich denken sollen, bei seinem schwarzen Haar, den schwarzen Augen und der bronzefarbenen Haut. Aber die meisten Männer in Ruth hatten wettergegerbte Gesichter, und sie hatte angenommen, er sei eben ein dunklerer Typ. Dann runzelte sie die Stirn. „Mackenzie ist aber kein indianischer Name.“
    „Schottisch.“
    „Oh, dann sind Sie also ein Halbblut?“
    Sie stellte diese Frage mit einer Arglosigkeit, als hätte sie sich nach dem Weg erkundigt. Wolf biss die Zähne zusammen. „Genau“, murmelte er. Der interessiert-gezierte Ausdruck auf ihrem Gesicht reizte ihn, sie gründlich zu schockieren. Aber dann sah er das Zittern, das ihren Körper durchlief, und schob seinen Ärger erst einmal beiseite. Die ungelenke Art, wie sie da draußen die Füße voreinandergesetzt hatte, sagte ihm, dass sie sich im ersten Stadium der Unterkühlung befand. Er schüttelte sich die schwere Jacke von den Schultern und setzte Kaffee auf.
    Mary sah ihm schweigend zu. Er war wohl kein sehr gesprächiger Zeitgenosse. Aber das würde sie nicht aufhalten. Ihr war wirklich kalt, und wenn sie erst eine Tasse Kaffee in Händen hielt, würde sie erneut ansetzen. Sie sah zu ihm auf, als er zu ihr zurückkam, ihr wortlos den Schal vom Kopf wickelte und sich daranmachte, ihren Mantel aufzuknöpfen.
    „Das kann ich allein“, wehrte sie empört ab, aber ihre Finger waren zu klamm, um mit den Knöpfen zurechtzukommen, die kleinste Bewegung schmerzte. Er ließ sie eine Zeit lang gewähren, dann schob er ihre Hände fort und beendete die Arbeit.
    „Warum ziehen Sie mir den Mantel aus, wenn mir so kalt ist?“, fragte sie verwirrt.
    „Damit ich Ihre Arme und Beine abreiben kann.“ Er ging vor ihr in die Hocke und zog ihr auch noch die Schuhe aus.
    Die Vorstellung, dass jemand sie berührte, war ihr so fremd wie der Schnee. Sie war nicht daran gewöhnt, und sie hatte auch nicht vor, sich daran zu gewöhnen. Das wollte sie ihn gerade wissen lassen, als sie seine Hände unter ihrem Kleid auf ihrer Hüfte fühlte. Mit einem leisen Aufschrei zuckte sie zurück und wäre fast mit dem Stuhl hintenübergefallen.
    „Keine Sorge“, gab er scharf zurück. „Heute ist Samstag. Ich vergewaltige nur an Dienstagen und Donnerstagen.“ Er spielte mit dem Gedanken, sie hinaus und zurück in den Schnee zu schicken. Aber er konnte keine Frau zu Tode frieren lassen, nicht einmal eine weiße Frau, die offensichtlich der Auffassung war, dass seine Berührung sie vergiften würde.
    Marys Gesicht schien nur noch aus Augen zu bestehen. „Was stimmt denn nicht mit Samstagen?“, rutschte es ihr heraus, und im gleichen Moment wurde ihr klar, dass diese Frage praktisch einer Aufforderung gleichkam. Du liebe Güte! Sie schlug die Hände vors Gesicht, als ihr das Blut in die Wangen schoss. Die Kälte musste ihr den Verstand eingefroren haben, anders war es nicht zu erklären.
    Wolfs Kopf ruckte hoch. Er konnte nicht glauben, was sie da eben gesagt hatte. Große blaue Augen starrten ihn entsetzt über schwarzen Lederhandschuhen an, welche fast das ganze Gesicht bedeckten, denen es aber nicht gelang, das flammende Rot zu verdecken. Es war so lange her, dass er jemanden hatte rot werden sehen, dass es einen Augenblick dauerte, bevor es ihm bewusst wurde. Sie war also auch noch prüde! Das vervollständigte das Bild von der verklemmten Lehrerin, das sie verkörperte. Belustigung milderte seinen Arger. Wahrscheinlich war das eben der Höhepunkt ihres Lebens gewesen. „Ich ziehe Ihnen die Strumpfhose aus, damit Sie Ihre Füße in das warme Wasser stellen
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