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Das Land der MacKenzies

Das Land der MacKenzies

Titel: Das Land der MacKenzies
Autoren: Linda Howard
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Zündschloss stecken konnte. Es war so kalt! Nase und Lungen taten schon weh von der eisigen Luft. Vielleicht sollte sie auf bessere Wetterbedingungen warten, bevor sie diese Fahrt antrat. Mary schaute noch einmal zu dem Berg. Im Juni wäre der Schnee bestimmt geschmolzen. Aber im Juni wäre Joe Mackenzie vielleicht schon zu lange aus der Schule, um das Versäumte noch aufholen zu wollen. Für den Jungen wäre es dann zu spät.
    Mary hatte sich angewöhnt, sich selbst laut Mut zuzusprechen, wenn sie vor schwierigen Situationen stand. In diese Angewohnheit verfiel sie auch jetzt, als sie langsam anfuhr. „Es ist bestimmt nicht so steil, wie es von hier aussieht. Aus der Entfernung sehen alle Bergstraßen steil aus, aber die Straße muss befahrbar sein, sonst könnten die Mackenzies sie ja auch nicht benutzen. Und wenn sie das schaffen, dann schaffe ich das auch.“
    Die Entschlossenheit trieb sie voran. Als sie bei der Bergstraße ankam, umklammerten ihre Finger das Lenkrad fester. Den Blick hielt sie starr geradeaus gerichtet. Zu wissen, wie tief es neben ihr den Abgrund hinunterging, würde ihr nichts nützen.
    „Ich werde nicht abrutschen“, murmelte sie. „Ich fahre so langsam, dass ich gar nicht die Kontrolle über den Wagen verlieren kann. Das ist wie beim Riesenrad. Da hatte ich auch Angst, ich würde herausfallen. Bin ich aber nicht.“ Sie hatte nur ein einziges Mal eine Fahrt mit einem Riesenrad gemacht, da war sie neun gewesen. Und niemand hatte sie je dazu überreden können, es noch einmal zu versuchen. Karussells hatten ihr mehr zugesagt.
    „Die Mackenzies haben bestimmt nichts dagegen, wenn ich mit ihrem Sohn rede“, versuchte sie sich von der Fahrt abzulenken. „Vielleicht hatte er Probleme mit einem Mädchen und wollte deshalb von der Schule nichts mehr wissen. In seinem Alter ist so etwas längst wieder vergessen.“
    Die Fahrt war gar nicht so schlimm, wie sie erwartet hatte. Mary atmete etwas ruhiger. Es war eine sanfte Steigung, und sicherlich hatte sie ihr Ziel auch bald erreicht. So hoch war der Berg nun auch wieder nicht.
    Mary konzentrierte sich so sehr auf die Straße, dass sie das rote Licht nicht bemerkte, das auf dem Armaturenbrett aufleuchtete. Nichts warnte sie, bis plötzlich dichter Dampf unter der Motorhaube hervorquoll. Die eisige Luft ließ den Nebel in Sekundenschnelle zu Eiskristallen auf der Windschutzscheibe gefrieren. Instinktiv trat Mary auf die Bremse und fluchte verhalten, als der Wagen prompt zu schlingern begann. Nur schnell den Fuß vom Bremspedal! Die Reifen griffen wieder, aber Mary konnte absolut nichts sehen. Nur hoffen, dass sie auf der Straße blieb, bis die Schwerkraft der Steigung den Chevrolet von allein zum Stehen brachte.
    Der Wagen zischte wie ein Drachen, als er endlich ausrollte. Mit zitternden Fingern stellte Mary den Motor ab und stieg aus. Der schneidende Wind schlug ihr ins Gesicht wie eine Peitsche. Nur mit Anstrengung öffnete Mary die Motorhaube, um nachzusehen, was passiert war. Sie wollte wissen, was mit dem Wagen nicht stimmte, auch wenn sie es nicht reparieren konnte. Man musste kein Automechaniker sein, um den Schaden zu erkennen: Ein Schlauch war geplatzt, und heißes Wasser spritzte dampfend in den Motorraum.
    Jäh wurde ihr die prekäre Lage klar. Im Auto konnte sie nicht sitzen blieben, weil sie den Motor nicht laufen lassen konnte, damit die Heizung funktionierte. Die Straße gehörte zum Privatgrundstück, und die Mackenzies würden heute vielleicht gar nicht mehr hier vorbeikommen. Vielleicht das ganze Wochenende über nicht. Um zu ihrem eigenen Haus zurückzulaufen, war es zu weit und viel zu kalt. Sie konnte sich nur auf den Weg zu der Mackenzie-Ranch machen und darauf hoffen, dass es nicht mehr allzu weit war. Ihre Füße waren jetzt schon taub vor Kälte.
    Mary begann zu laufen. Ihr Wagen war nicht mehr zu sehen, als sie um die nächste Biegung ging. Aber auch kein Haus, nicht einmal eine Scheune. Mary fühlte sich unendlich einsam und allein. Als hätte man sie im Nirgendwo ausgesetzt. Es gab nur noch den Berg, den Schnee, den weiten Himmel und sie selbst. Die Stille schmerzte regelrecht, ebenso wie ihre Füße, die sie schon jetzt durch den Schnee schleifte, anstatt sie anzuheben. Dabei war sie kaum zweihundert Meter weit gekommen.
    Das satte Röhren eines starken Automotors ließ sie vor Erleichterung stehen bleiben und trieb ihr die Tränen in die Augen. Sie blinzelte sie zurück. Erstens grauste ihr davor, in der
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