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Das Kuckucksei

Das Kuckucksei

Titel: Das Kuckucksei
Autoren: C.J. Cherryh
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nichts, ließ keinen Widerwillen unüberwunden. Von solcher Art war seine Geduld.

ZWEITES KAPITEL
    Sie kamen aus der Hauptstadt. Hubschrauber landeten, und Meds machten sich auf den langen, anstrengenden Weg in die Berge, trugen dabei ihre Instrumente, wie sie sie auch auf dem Rückweg bergab wieder mitnahmen. Sie waren nicht erfreut. Vielleicht machten die Bewohner der Gegend ihnen Angst, wenn sie sich in ihrer mürrischen Wachsamkeit am Fuß der Straße versammelten, dort, wo die Flugmaschinen landeten.
    Die Meds kamen und gingen wieder.
    Duun hielt das Kind und redete mit ihm, während er zusah, wie sie gingen - geistloses Gerede, wie man es bei Kindern verwendete.
    Bei ihm. Haras. Dorn.
    »Duun«, sagte Dorn; es war das Geplapper eines Kleinkindes. »Duun, Duun, Duun.«
    Dorn richtete geschäftig auf dem Sand vor dem Kamin ein Chaos an. Sein Geschrei war laut und ohrenzerreißend. Shonunin waren zurückhaltender. Er beschmutzte sich immer noch. Wann das aufhörte, wußte Duun nicht, und wie er es ihm abgewöhnen könnte, war ihm auch nicht bekannt. Dorns Appetit hatte sich gewandelt; er schlief jetzt mehr, zu Duuns Erleichterung.
    »Duun, Duun, Duun«, sang das Kind, während es vor dem Feuer auf dem Rücken lag. Und es grinste und lachte, als Duun ihm auf den Bauch klopfte, quietschte, als Duun eine Krallenspitze benutzte. Lachte dann wieder. Freute sich, daß sein Bauch gerieben wurde, der fette runde Bauch, der jetzt flacher wurde, wie auch die Glieder jetzt länger wurden. »Duun.« Duun beugte sich vor und zwickte Dorns Hals. Dorn packte ihn an den Ohren, und Duun lehnte sich zurück und entkam so dem Griff des Kindes, wenn auch ramponiert. Er hatte sich den Kamm wachsen lassen; das Haar war zottig bis auf den Rücken gewachsen und verirrte sich jetzt vor seine Ohren.
    Auf Händen und Knien liegend ging er wieder auf Dorns Kehle los, und Dorn quietschte und strampelte. Schlug mit den kurzen fetten Fingern nach ihm, deren Nägel alles waren, was er zur Verteidigung besaß.
    Duun lachte laut und war hocherfreut.
     
    Dorn lief jetzt, lief auf wackligen Beinen zu den Türen hinaus auf die staubige Erde, wo die Nebengebäude gestanden hatten, und er war nackt in der Frühlingswärme.
    Duun kniete sich hin. Niemand sah seinen Körper heute mehr, die durch Laserblitze in seinen rechten Arm gebrannten Narben, die Narben, die wie ein Flechtwerk über eine Seite und das Bein liefen. Aber hier, in der Wärme, trug er nicht mehr als den kleinen Kilt, jetzt, während der Hiyi an der Hintertür blühte und dabei Blüten trieb, so rosig wie Dorns glatte Haut. Das Haar des Kindes war verschwunden und golden zurückgekehrt, dann in der Metamorphose des Winters wieder dunkel geworden. Vielleicht war das jahreszeitlich bedingt; vielleicht war es eine Phase in Dorns Leben. Duun streckte die Arme nach ihm aus, und Dorn warf sich lachend hinein, ganz nach Staub riechend.
    »Noch einmal«, sagte Duun und stellte ihn aufrecht hin, hockte sich dann in einiger Entfernung hin, damit Dorn laufen mußte. Die Beine versuchten es und versagten erschöpft. Duun fing ihn auf und drückte ihn an sich, leckte ihm den Mund und die Augen, was Dorn dann auch bei ihm tat, sobald er aufgehört hatte, zu lachen und zu keuchen. Er krallte jetzt die kleinen, fünffingrigen Fäuste in Duuns herabhängendes Kammhaar und das kürzere Stirnhaar, vergrub schlau das Gesicht in der Höhlung von Duuns Hals, um ihn zu beißen, sobald er eine Chance bekam, jedoch zog Duun den Kopf seitlich weg und biß ihn als erster. Die kleinen, krallenlosen Füße drückten fest auf seinen Schoß, und der kleine Körper spannte sich, als Dorn sich duckte, um Duun unsanft in die Brust zu beißen.
    »Ah!« schrie Duun, packte ihn knieend mit beiden Händen und hielt den tretenden und quietschenden Dorn auf Armeslänge in der Luft. »Ah, wie hinterhältig!«
    Er drückte ihn wieder an sich, und Dorn biß ihn erneut. Er hatte Zähne bekommen und war stark geworden, aber seine Zähne konnten nicht mit Duuns mithalten. Duun biß auf seine Finger, und Dorn packte seinen Mund und zog ihm die Lippen auseinander, versuchte, mit den Fingern an Duuns längere und schärfere Zähne zu kommen. Duun biß leicht zu, und Dorn rettete seine Hand und quietschte.
     
    Weitere Besuche erfolgten. »Tschüs, tschüs, tschüs«, scheuchte Dorn die Meds von der Veranda. Er hockte sich dort hin, nackt wie er war, und schnitt eine Grimasse. Er hatte den Chefarzt gebissen, und der Arzt hätte dem
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