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Das Knochenhaus

Das Knochenhaus

Titel: Das Knochenhaus
Autoren: Stephen Lawhead
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Stich lassen. Das verspreche ich dir.«
    »Gut. Und jetzt pass genau auf! Wir haben noch einen langen Weg vor uns, und wir haben dafür nicht viel Zeit.« Anschließend hatte sie ihm von Luxor erzählt und was er dort tun sollte.
    Kit war angewiesen worden, zum Winter Palace Hotel zu gehen und an der Rezeption nach einem Mr. Suleyman zu fragen. Er sollte sich selbst vorstellen, und anschließend würde er ein Paket und einen Brief mit weiteren Anweisungen erhalten. Wilhelmina war sehr präzise gewesen: Er dürfe nicht aufhören, stets geistig präsent zu sein und sich umzusehen; er müsse sofort voll einsatzfähig sein, die angegebene Örtlichkeit aufsuchen und das Paket in Sicherheit bringen. »Es ist unbedingt erforderlich, dass du das Paket zurückholst und die Instruktionen buchstabengetreu befolgst.«
    »Warum kann ich nicht mit dir gehen?«, hatte Kit gefragt.
    »Wir müssen uns aufteilen«, erklärte sie ihm. »Die Burley-Männer werden uns bald auf der Spur sein, und sie werden mich verfolgen. Wenn du jetzt verschwindest, werden sie das nicht wissen; sie werden glauben, wir wären immer noch zusammen.«
    »Was ist mit Giles?«
    »Er geht mit mir. Wenn sie uns einholen, brauche ich jemanden, der mir hilft, sie abzuwehren.«
    »Ich könnte dir doch helfen«, beharrte Kit. »Ich glaube nicht, dass es eine gute Idee ist, sich zu trennen. Wohin gehst du überhaupt?«
    »Es ist am besten, wenn du es nicht weißt.«
    »Aber wenn ich –«
    Sie legte ihre Hand an sein Gesicht. »Vertraust du mir, Kit?«
    »Natürlich vertraue ich dir, Mina. Es ist nur, dass ... Ich meine, wir haben uns gerade erst getroffen. Ich verstehe nicht, warum –«
    »Wenn du mir vertraust, dann glaube mir, wenn ich sage ...« – sie kniff ihn mit Daumen und Zeigefinger in die Wange – »... dass wir keine Zeit für eine solche Diskussion haben. Jetzt ist der Ley aktiv, und jede Minute können Burleigh und seine Schläger herausfinden, dass wir geflohen sind. Wenn das geschieht, müssen wir so weit wie möglich von hier fort sein.«
    »Aber ich werde doch gar nicht weit fortgehen«, hob Kit hervor. »Du hast gesagt, ich soll bloß nach Luxor gehen. Und das ist nur wenige Meilen entfernt.«
    »Wenn du meine Anweisungen exakt befolgst, dann wirst du bald in einer anderen Zeitzone sein«, entgegnete sie und zwickte ihn noch fester in die Backe. »Jetzt hör auf, so einen Wirbel zu machen, und tu einfach das, was ich dir sage.«
    »Au! Okay, okay! Ich mach’s ja.« Er rieb sich die Wange. »Es gefällt mir nicht, aber ich werde es tun.«
    »Gut.« Sie ließ ihn los und gab ihm noch einen Klaps. »Wir können über all das sprechen, sobald ich sie abgeschüttelt und das erledigt habe, was ich tun muss.« Sie lächelte. »Entspann dich; alles wird gut werden.«
    Sie machte kehrt und schritt über das zerbrochene Pflaster auf Giles zu, der ein ganzes Stück entfernt auf der Sphinx-Allee stand und Wache hielt. »Hol einfach das Paket ab und tu, was dir gesagt wird!«, rief sie mit leicht nach hinten gewandtem Kopf, während sie weiterging. »Wenn alles gut läuft, wird es nur ein paar Tage dauern – nach deiner Zeit. Du wirst genug zu tun haben; mach dir da keine Sorgen.«
    »Ein paar Tage«, wiederholte Kit. »Richtig?«
    »Nicht mehr als eine Woche – oder zwei«, erklärte sie ausweichend.
    »Was? Wochen!«, protestierte Kit. »Warte eine Minute.«
    »Allerhöchstens einen Monat.« Wilhelmina wandte den Kopf wieder nach vorn und eilte auf Giles zu. »Ich muss gehen. Wir sehen uns.«
    Kit hatte ihrer schwindenden Gestalt hinterhergeschaut und sich wie ein Kind gefühlt, das auf einem Parkplatz ausgesetzt worden war. Auf dem gepflasterten Gang, der zum zerstörten Tempel führte, traf sie sich mit Giles und packte ihn am Arm. Sir Henrys einstiger Diener wandte den Kopf, warf rasch einen Blick zu Kit und hob die Hand zu einer Abschiedsgeste, bevor er sich im Gleichschritt mit Wilhelmina entfernte. Die beiden gingen in der Mitte der Allee weiter, wobei sie in einem ordentlichen Tempo an der Doppelreihe von Statuen vorbeimarschierten. Dann gab es einen Windstoß, und Staub wirbelte auf. Die beiden Gestalten waren auf einmal nur noch undeutlich und verschwommen sichtbar – als würde man sie durch einen Schleier aus Hitze und Staub betrachten. Und dann waren sie gänzlich verschwunden.
    Jetzt atmete Kit noch einmal tief ein und hielt die Luft an: Er lauschte nach möglichen Geräuschen der Verfolger, doch er vernahm nur das leise Zwitschern eines
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