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Das Kellerzimmer - Gesamtausgabe

Das Kellerzimmer - Gesamtausgabe

Titel: Das Kellerzimmer - Gesamtausgabe
Autoren: Lesley Marie Milton
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Nachbarn haben werden. Sei nicht so misstrauisch, sondern genieß es einfach.“ Hanna wollte es ja genießen. Die Lage war einfach super – vorne raus konnte man in wenigen Minuten die City der Kleinstadt erreichen. Kimberleys Schule war nur einen Katzensprung entfernt. Und nach hinten hatten sie einen wirklich großen Garten mit Blick bis zum Ufer des schön geschwungenen Flusses. Doch, sie hatte Glück. Sören verdiente genug Geld, um es seiner Familie richtig gut gehen zu lassen. Außerdem kannte Hanna es auch nicht anders, denn sie war selbst in einer Bankerfamilie aufgewachsen. Nun hatte sie einen Mann, der mit ehrlicher Arbeit das Gleiche schaffen wollte, wie es schon ihr Vater und zuvor der Großvater gemacht hatten. Wenn doch bloß diese Schwermut nicht wäre.
    Vielleicht lag es an Kimberley. Sie war ein schwieriges Kind und machte es ihren Eltern nicht leicht. Als Baby konnte man sie nie zufrieden bekommen. Entweder schrie sie oder sie war krank. Oder beides. Sören machte es sich leicht und schob seine Arbeit vor. Dass Hanna nach zwei Jahren Dauergebrüll auf dem Zahnfleisch ging, interessierte niemanden. Sie war bekannt als die fröhliche Hanna, immer einen lustigen Spruch auf den Lippen und um keinen frechen Kommentar verlegen. Dass sie damit ihre Minderwertigkeitskomplexe kompensierte, schien kaum jemand wahrzunehmen – schon gar nicht ihr eigener Mann. Lediglich ihre beste Freundin Luzie wusste um Hannas Probleme. Doch Luzie war nun weit weg; vier Bundesländer entfernt. Hanna im Norden, Luzie im Süden Deutschlands. Wie sollte Hanna das nur auf Dauer aushalten?
    Vielleicht würde sie heute nach der Arbeit mal all ihren Mut zusammennehmen und zu ihrer neuen Nachbarin rübergehen. Lisa Suhrhoff von gegenüber sah toll aus. Kein Vergleich zu den anderen Trutschen in der Straße. Zwar passte Hanna optisch eher in die Kategorie der Trutschen, aber innerlich war sie ganz anders. Bestimmt würde auch Lisa modern denken und ein bisschen mehr Ahnung vom Leben haben als so manch andere Frau hier. Kaum dass Hanna mit ihrer Familie in die Straße gezogen war, hatte eine Nachbarin drei Häuser weiter zum obligatorischen Monats-Brunch eingeladen. Hanna hatte fürchterliche Angst gehabt, weil sie nicht wusste, was sie anziehen sollte. In den letzten Monaten hatte sie vor lauter Kummer fast zehn Kilo zugenommen. Also entschied sie sich für ihren neuen Alltagslook und tat so, als wäre es ihr ganz egal, in welchen Klamotten man rumliefe. Sie kam gut an bei den neuen Bekannten, das merkte sie gleich. Wie gewohnt machte sie Witzchen auf ihre eigenen Kosten und lobte das Essen der Gastgeberin. Nur eine Frau unter den Gästen verhielt sich auffällig und schien nicht richtig dazuzugehören: Lisa. Ja, Hanna würde nachher bei Lisa klingeln und sie zu einem Cappuccino aus ihrem neuen Kaffeevollautomaten einladen.
    Entschlossen riss Hanna die Jalousien in Kimberleys Zimmer hoch, schüttelte einmal die Bettdecke aus und ging dann in ihr Schlafzimmer. Vor Sörens Bett lagen seine Socken vom Vortag. Igitt, wie sie das hasste. Mit spitzen Fingern beförderte sie die Strümpfe in den Wäschekorb und schaute sich kurz um. Alle Fenster geschlossen? Sören war das sehr wichtig, denn sie hatten noch keine Alarmanlage installieren lassen. Dabei würden Einbrecher sicherlich genau dieses Haus auswählen, das sich mit seinem weißen Putz und dem glänzend blauen Dachziegeln deutlich von den anderen Gebäuden der Straße abhob. Hannas Blick streifte den Nachttisch ihres Mannes. Ein Stück Papier lugte heraus und sie stopfte es zurück, schob die Schublade mit dem Fuß zu. Es war ihr egal, um was es sich für einen Zettel handelte. Dabei ahnte sie etwas. Aber sie wollte es nicht wissen. Alles war gut so, wie es war. Wenn nur diese verdammte schlechte Laune nicht wäre.
    Sören saß zur gleichen Zeit, in der seine Frau im Museum eintraf, mit seinen Kollegen im großen Besprechungsraum der Bank. Er war unkonzentriert, denn seine Blicke wanderten ständig rüber zur Auszubildenden hinter der Glasscheibe. Sie war ein heißer Feger, aber erst 17 Jahre alt – nur vier Jahre älter als seine Tochter Kimberley. Das ging nun wirklich zu weit, er konnte nicht mit diesem jungen Ding flirten. Aber sie forderte ihn mit ihren Blicken heraus, wackelte verführerisch mit ihrem wunderbaren Hintern im Bleistiftrock vor seinen Augen herum und gab ihm eindeutige Signale.
    Verdammt, er hatte sich einfach nicht im Griff. Er hatte sich fest vorgenommen in
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