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Das Joshua Gen (German Edition)

Das Joshua Gen (German Edition)

Titel: Das Joshua Gen (German Edition)
Autoren: Andreas Krusch
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auf den grauen Betonfußboden. Er hatte sich vorgenommen herauszufinden, was auf den Ebenen darunter geschah. Dann würde er dieses Wissen teuer verkaufen. Das war der Plan. Doch vorher musste Garry das Vertrauen seines Bosses zurückgewinnen.
    Herrgott, bin ich hier nur von Idioten umgeben?! Zwei dieser verdammten Kameras hätten da sein müssen! Jeder Winkel im Zimmer hätte zu sehen sein müssen! Und jedes Wort hätte zu hören sein müssen! Ja, sein Boss hatte wirklich getobt. Dabei traf Garry gar keine Schuld. Er war es nicht gewesen, der die Kamera zur Überwachung in die Klinik gebracht hatte. Aber das interessierte den Boss nicht, sondern etwas ganz anderes. Der Mann in diesem Krankenbett stahl etwas und versteckte es. Er stahl die bedeutendste Entdeckung der Menschheitsgeschichte – meine Entdeckung! Ich will sie zurück! Also finden Sie etwas auf dem verdammten Band, das mir dabei hilft! Vier Stunden suchte Garry jetzt schon danach. Er würde auch vierhundert Stunden lang suchen, wenn es ihn nur näher an das ganz große Geld brachte. Von der bedeutendsten Entdeckung der Menschheitsgeschichte hatte sein Boss gesprochen, und in Garrys Kopf hatten die Kassen zu klingeln begonnen. Diese Entdeckung passte perfekt zu seinem Plan. Er musste sie haben. Und die beiden Darsteller des kleinen Dramas auf dem Flachbildschirm vor ihm würden ihm dabei helfen.
    Garry stoppte die Videoaufzeichnung und begann von vorn. Das Entsetzen der jungen Frau begann von vorn. Er konnte es an ihrem Blick erkennen, als sie das Krankenzimmer betrat. Die Kamera hatte ihr Gesicht im Profil erfasst. Garry schätzte sie auf Ende Zwanzig, nur ein paar Jahre jünger als er. Er vergrößerte das Bild. Am linken Ohrläppchen der Frau hing etwas. Es sah aus wie ein Stück aus einem Maschendrahtzaun. Der merkwürdige Ohrschmuck flog hin und her, während sie auf den Mann im Bett einschlug. Mit dumpfem Klang trafen ihre Fäuste seine Brust. »Als schlage sie auf einer Trommel, diese Irre«, murmelte Garry angewidert und entdeckte etwas. Es spiegelte sich in dem Glas eines der medizinischen Geräte. Garry zoomte die Spiegelung heran. Sein Puls beschleunigte sich. Er sah direkt in das Gesicht der jungen Frau.

    Er hatte noch nie so dunkle Augen gesehen. Schnell schaute Vince vom Rückspiegel zurück auf die Straße. »Wo wollen Sie denn nun hin, Miss?« Die junge Frau auf dem Rücksitz des Taxis schwieg. Seit er sie an dieser Kreuzung mitgenommen hatte, schwieg sie. Langsam nervte es Vince. Er war mit ihr am Hudson entlang nach Süden gefahren, dann quer durch Lower Manhattan, und nun ging es am East River wieder hinauf.
    »Hören Sie, Miss, ich will Ihnen den Tag nicht noch mehr verderben, als er es anscheinend schon ist, aber ich werde jetzt den Taxameter einschalten. Das Auto verbraucht nämlich Benzin – und der Fahrer Hotdogs mit Cola.«
    Sein kleiner Scherz kam nicht an. Die junge Frau in dem schwarzen Trenchcoat verzog keine Miene. Starr blickte sie weiter auf die Rückenlehne des Beifahrersitzes. Draußen hatte sich der kräftige Regen in leichtes Nieseln verwandelt. Vince stellte die Scheibenwischer aus. Er dachte an seine Exfrau, daran, dass er seit dreißig Minuten auf dem Geburtstag ihres gemeinsamen Sohnes fehlte. Was Marian dazu sagen würde, konnte Vince sich denken. Doch er hatte inzwischen eine ausreichend hohe Mauer um sich errichtet, an der ihr Meckern und Nörgeln und all ihre kleinen Giftpfeile abprallten. Die Steine für diese Mauer hatte Vince schon mit in die Ehe gebracht. Sie waren übrig geblieben von einer anderen, älteren Mauer.
    »Wozu die Aufkleber?«
    »Was?!« Er schreckte aus seinen Gedanken hoch. Sein seltsamer Fahrgast konnte also doch sprechen!
    »All diese Aufkleber hier, die Sticker mit den Sprüchen, der ganze Wagen ist voll mit dem Zeug. Ist das eine Art Therapie oder so?«
    Bingo, dachte Vince nur. Bingo für die junge Frau in dem Trenchcoat dahinten. Fast hörte er Dr. Roth Beifall klatschen. Unsere kleinen Denkzettel werden die Menschen interessieren, Vince. Sie werden Gespräche bringen, soziale Kontakte, die Sie dringend brauchen.
    »Therapie? Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung, was die Aufkleber sollen. Sind nicht meine. Waren alle schon drin, als ich den Wagen bekam, Miss«, erklärte er etwas zu hastig und hoffte, sie würde den nagelneuen Spruch an seiner Kopfstütze übersehen. Du sollst nicht lügen.
    »Also keine Therapie ... schade, denn ich glaube, ich bräuchte jetzt eine.« Die
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