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Das italienische Maedchen

Das italienische Maedchen

Titel: Das italienische Maedchen
Autoren: Lucinda Riley
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sie erst ein paar Monate alt.«
    »Beide machen sich gut und …« Marco schaute hinaus. »Leise, da kommen Maria und Massimo!«
    Sofort verstummten alle, und wenige Sekunden später ging die Tür auf. Maria und Massimo blieben verblüfft am Eingang stehen, als sie die vertrauten Gesichter sahen.
    »Mamma, Papà!« Roberto trat einen Schritt vor und umarmte seine Eltern. »Schönen Hochzeitstag!«
    »Roberto!« In Marias Augen glänzten Tränen, als sie ihren Sohn an sich drückte. »Ist das zu fassen?«, sagte sie immer wieder.
    »Mehr Prosecco für alle!«, rief Marco aus, der sich diebisch über die geglückte Überraschung freute.
    Rosanna half Luca und Carlotta, den Prosecco einzuschenken.
    »Ruhe bitte.« Marco klatschte in die Hände. »Roberto möchte etwas sagen.«
    Roberto kletterte auf einen Stuhl. »Heute ist ein ganz besonderer Tag. Meine geliebten Eltern feiern ihren dreißigsten Hochzeitstag. Wie ihr alle wisst, haben sie ihr gesamtes Leben hier in Piedigrotta verbracht und eine beliebte Bäckerei sowie einen großen Freundeskreis aufgebaut. Sie sind für ihre Freundlichkeit und ihr köstliches Brot gleichermaßen bekannt. Wer ein Problem hat, weiß, dass er bei Massimo immer ein offenes Ohr und guten Rat findet. Sie sind die liebevollsten Eltern, die man sich wünschen kann …« Auch Robertos Augen wurden feucht. »Sie haben große Opfer gebracht, um mich auf die beste Musikschule in Mailand schicken zu können. Und allmählich beginnt mein Traum Gestalt anzunehmen. Ich hoffe, dass es nicht mehr lange dauert, bis ich an der Scala singe. Das habe ich nur ihnen zu verdanken. Lasst uns auf ihre Gesundheit und eine gute Zukunft anstoßen.« Roberto hob das Glas. »Auf Mamma und Papà – Maria und Massimo.«
    »Auf Maria und Massimo!«, fielen die Gäste ein.
    Roberto stieg von dem Stuhl herunter und ließ sich unter dem Jubel der Anwesenden von seiner Mutter umarmen.
    »Rosanna, komm. Wir müssen Papà helfen, das Essen zu servieren«, sagte Antonia und schob Rosanna in Richtung Küche.
    Später beobachtete Rosanna, wie Roberto sich mit Carlotta unterhielt, und als Marco Schallplatten auflegte, die er aus der Wohnung geholt hatte, sah sie, dass Robertos Arm sich beim Tanzen wie selbstverständlich um Carlottas schmale Taille legte.
    »Was für ein schönes Paar«, flüsterte Luca, der Rosannas Gedanken zu erahnen schien. »Giulio scheint nicht gerade begeistert zu sein, was?«
    Giulio verfolgte von einer Ecke aus missmutig, wie seine Freundin fröhlich in Robertos Armen lachte. »Nein«, pflichtete sie ihm bei.
    »Möchtest du tanzen, piccolina ?«, fragte Luca.
    »Nein, danke. Ich kann nicht tanzen.«
    »Natürlich kannst du das.« Luca zog sie auf die Tanzfläche.
    »Sing für mich, Roberto«, hörte Rosanna Maria ihren Sohn bitten, als die Schallplatte zu Ende war.
    »Ja, sing für uns, sing für uns«, forderten die Gäste.
    Roberto wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Gut, aber ohne Begleitung ist es schwierig. Ich singe ›Nessun dorma‹.«
    Es wurde leise im Raum.
    Rosanna lauschte gebannt, und als er schließlich voller Leidenschaft die Hände ausstreckte, hatte sie das Gefühl, als gelte diese Geste ihr allein.
    In dem Moment wusste sie, dass sie ihn liebte.
    Donnernder Applaus. Nur Rosanna konnte nicht klatschen, weil sie nach ihrem Taschentuch suchte, um ihre Tränen wegzuwischen.
    »Zugabe! Zugabe!«, riefen alle.
    Roberto winkte lächelnd ab. »Tut mir leid, aber ich muss meine Stimme schonen.« Enttäuschtes Gemurmel, als er seinen Platz neben Carlotta wieder einnahm.
    »Dann soll Rosanna das ›Ave Maria‹ singen«, schlug Luca vor. »Komm, piccolina .«
    Rosanna schüttelte entsetzt den Kopf.
    »Ja!« Maria klatschte in die Hände. »Rosanna hat so eine schöne Stimme. Ich würde mich sehr freuen, das ›Ave Maria‹ von ihr zu hören.«
    »Nein, bitte, ich …« Doch da hob Luca Rosanna bereits auf einen Stuhl.
    »Sing so, wie du es immer für mich tust«, flüsterte er ihr zu.
    Rosanna blickte in die lächelnden Gesichter vor ihr, holte tief Luft und machte den Mund auf. Anfangs war ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern, doch als sie ihre Nervosität vergaß und ganz in der Musik aufging, wurde sie lauter und kräftiger.
    Roberto, dessen Blick bis dahin auf Carlottas tiefen Ausschnitt gerichtet gewesen war, spitzte, als er die Stimme hörte, ungläubig die Ohren. Konnte es sein, dass dieses schmale kleine Mädchen in dem schrecklichen rosafarbenen Kleid so himmlisch sang?
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