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Das italienische Maedchen

Das italienische Maedchen

Titel: Das italienische Maedchen
Autoren: Lucinda Riley
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und staple sie auf dem Tisch«, sagte Marco, ohne seine Arbeit zu unterbrechen.
    Rosanna nahm ein sauberes Tuch aus einer Schublade und wandte sich gottergeben dem Geschirrberg zu.
    »Wie seh ich aus?«
    Carlotta blieb an der Tür stehen, um sich von den anderen Familienmitgliedern bewundern zu lassen. Sie trug ein neues, zart zitronengelbes Satinkleid mit tiefem Ausschnitt und einem Rock, der straff auf ihren Hüften saß und knapp über dem Knie endete. Ihr dichtes schwarzes Haar war so gekämmt, dass es in glänzenden Locken auf ihre Schultern fiel.
    » Bella, bella! « Marco ging mit ausgestreckter Hand auf Carlotta zu. »Giulio, ist meine Tochter nicht wunderschön?«
    Der junge Mann, dessen knabenhafte Gesichtszüge in seltsamem Kontrast zu seinem muskulösen Körper standen, erhob sich schüchtern lächelnd vom Tisch.
    »Ja, sie ist so schön wie Sophia Loren in Hochzeit auf Italienisch «, antwortete Giulio.
    Carlotta trat zu ihrem Freund und küsste ihn leicht auf die gebräunte Wange. »Danke, Giulio.«
    »Und Rosanna, findet ihr die denn nicht auch hübsch?«, fragte Luca und schenkte seiner Schwester ein Lächeln.
    »Doch, doch«, antwortete Antonia nur.
    Rosanna wusste, dass ihre Mutter log. Das rosafarbene Kleid, das Carlotta einmal so gut gestanden hatte, ließ Rosannas Haut blass erscheinen, und durch die eng geflochtenen Zöpfe wirkten ihre Ohren noch größer als sonst.
    »Trinken wir etwas, bevor die Gäste kommen«, sagte Marco und holte eine Flasche orangefarbenen Aperol, die er mit großer Geste öffnete, bevor er sechs kleine Gläser füllte.
    »Ich auch, Papà?«, fragte Rosanna.
    »Ja, du auch.« Marco reichte jedem ein Glas. »Möge Gott uns ein langes Leben bescheren, uns vor dem bösen Blick schützen und diesen Tag zu etwas ganz Besonderem für unsere besten Freunde Maria und Massimo machen.« Marco hob sein Glas und leerte es in einem Zug.
    Rosanna nahm einen kleinen Schluck von dem bitteren Getränk und begann zu husten.
    »Alles in Ordnung, piccolina ?«, erkundigte sich Luca und klopfte ihr auf den Rücken.
    »Ja, Luca.«
    Ihr Bruder ergriff ihre Hand und flüsterte ihr ins Ohr: »Eines Tages wirst du viel hübscher sein als deine Schwester.«
    Rosanna schüttelte den Kopf. »Nein, Luca, aber das ist mir egal. Mamma sagt, ich habe andere Gaben.«
    »Ja, das stimmt.« Luca legte die Arme um den schmalen Körper seiner Schwester und zog sie zu sich heran.
    » Mamma mia! Da kommen die ersten Gäste. Marco, bring den Prosecco, und Luca, schau nach dem Essen, schnell!« Antonia strich ihr Kleid glatt und eilte zur Tür.
    Rosanna verfolgte von einem Tisch am Rand, wie sich das Café mit Freunden und Verwandten der Ehrengäste füllte. Carlotta, die inmitten einer Gruppe junger Männer stand, warf lächelnd die Haare in den Nacken. Giulio beobachtete sie eifersüchtig von einem Platz in der Ecke aus.
    Da verstummten plötzlich alle und wandten sich der Tür zu.
    Er war deutlich größer als Antonia und musste sich zu ihr hinunterbeugen, um sie auf beide Wangen zu küssen. Rosanna starrte ihn mit offenem Mund an. Bis dahin war es ihr nie in den Sinn gekommen, einen Mann als »schön« zu bezeichnen, doch für ihn fiel ihr kein anderes Wort ein. Er war groß, hatte breite Schultern und muskulöse Unterarme, die unter seinem kurzärmligen Hemd deutlich zu sehen waren. Die glatten rabenschwarzen Haare hatte er so aus der Stirn gekämmt, dass sie seine markanten Gesichtszüge betonten. Rosanna konnte nicht erkennen, welche Farbe seine Augen hatten, aber sie waren groß und glänzten, und seine Lippen wirkten voll und männlich und hoben sich deutlich von seiner für einen Neapolitaner ungewöhnlich hellen Haut ab.
    Rosanna, die ein merkwürdiges Ziehen im Bauch, ein ähnliches Gefühl wie vor Prüfungen in der Schule, verspürte, blickte zu Carlotta hinüber. Auch sie starrte den Mann an.
    »Willkommen, Roberto.« Marco gab Carlotta ein Zeichen, ihm zur Tür zu folgen, wo er Roberto auf beide Wangen küsste. »Ich freue mich so, dass du uns heute die Ehre erweist. Das ist meine Tochter Carlotta. Als du sie das letzte Mal gesehen hast, war sie noch ein Kind.«
    Roberto musterte Carlotta von oben bis unten. »Ja, Carlotta, aber jetzt bist du eine erwachsene Frau.«
    Beim Klang seiner Stimme begannen die Schmetterlinge in Rosannas Bauch wieder zu flattern.
    »Und was ist mit Luca und … äh …?«
    »Rosanna?«, führte Papà den Satz für ihn zu Ende.
    »Ja, Rosanna. Bei meinem letzten Besuch war
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