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Das irische Erbe

Das irische Erbe

Titel: Das irische Erbe
Autoren: Dagmar Clemens
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machte alle Schubladen sauber und trank dann im Stehen eine Tasse Tee. Ninas Schritte waren auf der Treppe zu hören. Und dann stand sie in der Tür und fragte erstaunt: »Was machst du?«
    »Ich habe ein bisschen Weihnachtsputz gemacht«, sagte sie.
    »Soll ich dir helfen?«, fragte Nina halbherzig und so lustlos, dass Claire lachen musste. »Nein, ich bin fertig. Außerdem hast du sicher im Stall zu tun.«
    »Genau«, Nina nickte. »Wir wollen alle Boxen leer räumen und neu einstreuen.«
    Claire ging wieder hoch, um endlich die Geschenke einzupacken, wäre im Flur aber fast über Ninas Turnschuhe gestolpert, die auf dem Boden lagen. Sie hob sie auf und überlegte, ob sie sie nicht einfach wegwerfen sollte. Sie waren total ausgetreten. Und dann die Sohlen. In beiden war ein Loch. Und dann sah sie, dass sie Größe siebenunddreißig waren. Die Stiefel hatte sie aber in Größe achtunddreißig gekauft. Verdammt. Sie sah auf die Uhr. Sie musste sie umtauschen. Rasch zog sie sich an und suchte nach dem Autoschlüssel, den sie neben der Kaffeemaschine fand. Dann packte sie die Stiefel, sagte Alice Bescheid, dass sie kurz fort müsste, und fuhr in die Stadt.
    Sie parkte im Halteverbot und sprintete zum Reitgeschäft, das noch geöffnet hatte, wie sie erleichtert feststellte. Und sie konnte die Stiefel auch noch umtauschen.
    Erleichtert fuhr sie zurück und sehnte sich nach einem entspannenden Bad. Aber als sie am Hof ankam, stieg Alex gerade wieder in einen Wagen, winkte ihr kurz zu und verschwand.
    Tim berichtete, Esquire habe Kolik und Alex habe ihr ein krampflösendes Mittel gespritzt.
    »Er war in Eile, weil er heute noch zu einer fohlenden Stute muss.«
    »Und wie geht es Esquire jetzt?«, fragte sie.
    »Schon besser, wenn sie auch immer noch unruhig ist.«
    Tim verschwand wieder im Stall. Claire ging ins Hotel und sah zufrieden, dass Alice die Lichterketten angebracht und die Weihnachtsgestecke verteilt hatte, die der Gärtner am Vortag geliefert hatte. Im Hintergrund lief leise Weihnachtsmusik, Lieder, die sie nicht kannte, sicher irische. Der Koch hatte am Vortag sogar Plätzchen gebacken, der Duft hing immer noch in der Luft. Aus der hinten liegenden Küche drangen Stimmen zu ihr, jemand lachte.
    Der große Weihnachtsbaum mit den leuchtenden Kugeln wirkte ein wenig wie eine Verlängerung der bunten Fenster, unter denen er stand.
    Sie stieg die Treppe hoch und schaute in den Aufenthaltsraum, die Loggia. Zufrieden nickte sie. Tannenzweige lagen dekorativ auf den Tischen neben Teelichten und Groggläsern, die jemand bereitgestellt hatte. Ein kleiner Baum mit silbernen Kugeln stand ein wenig zu dicht in die Ecke gedrängt. Sie zog ihn etwas hervor. So war es schon besser.
    Es roch aromatisch und sie schnüffelte. Dann sah sie eine Tasse, aus der noch der Teebeutel hing, und musste lachen. Das war Ninas Werk. Sie mochte den Geruch von Weihnachtstee und brühte ihn nur deshalb auf. Aber trinken tat sie ihn nicht.
    Sie überprüfte noch die Musikanlage und sah die CDs durch, als sie Tims Stimme hörte. Er klang aufgeregt.
    Sie ging nach unten und erschrak. Alice saß stöhnend auf der untersten Stufe und hielt ihren linken Arm fest.
    »Sie ist ausgerutscht und auf den Arm gefallen«, sagte Tim. »Sicher gebrochen«, fügte er lapidar hinzu. Alice brach in Tränen aus und schluchzte, sie wolle auf keinen Fall über Weihnachten ins Krankenhaus.
    »Das musst du auch sicher nicht«, sagte Claire und besah sich den Arm.
    »Er sieht nicht gebrochen aus. Am besten fahren wir sofort ins Krankenhaus, damit er untersucht wird.«
    Sie versuchte, vorsichtig zu fahren, aber Alice jammerte bei jedem Schlagloch.
    Der Arm wurde geröntgt und war nur verstaucht. Alice bekam einen festen Verband und Schmerzmittel und Claire wunderte sich darüber, wie unkompliziert das irische Gesundheitswesen war. Alice wollte unbedingt wieder mit zum Hotel kommen.
    »Ich habe mich so auf den Dienst gefreut«, sagte sie und erinnerte Claire an Nina. Aber sie konnte sie überreden, zu Hause zu bleiben, wünschte ihr frohe Weihnachten und fuhr wieder.

    Als Claire am Hof ankam, sah sie Jennifer, die sofort auf sie zulief.
    »Claire, ich mache den Dienst für Alice«, sagte sie atemlos, noch ehe Claire aus ihrem Wagen aussteigen konnte. »Nina hat mich gefragt. Ich mache das gerne.«
    Einen Moment bezweifelte sie, dass Jenni dem Koch eine große Hilfe sein würde, aber dann sagte sie: »Das ist nett von dir.«
    Der Koch wollte sich über die Tage um die
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