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Das Inferno Roman

Titel: Das Inferno Roman
Autoren: Richard Laymon
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Vielleicht hatte er gedacht, der Mast würde beim Aufprall wie ein Zahnstocher brechen und eine vergnügte Weiterfahrt erlauben.
    Der Strommast brach tatsächlich in der Mitte.
    Aber der Fahrer ließ ihn nicht in einem Splitterregen hinter sich.
    Der Mast zersplitterte kein bisschen.
    Sein Stumpf bohrte sich in die Vorderfront des TOY.
    Der TOY kam sehr schnell zum Stehen.
    Clint konnte nicht sehen, was mit dem Fahrer passiert war.
    Doch der Mann vom Beifahrersitz krachte kopfüber durch die Windschutzscheibe. Er trug eine blaue Baseballkappe, ein kariertes Hemd und Jeans. Offensichtlich war er nicht angeschnallt gewesen.
    Der Mann flog über die zerdellte Motorhaube des TOY. Die Oberseite seiner Baseballkappe war eingedrückt. Ihr Schirm hing auf einer Seite lose herab und flatterte wie ein gebrochener Flügel. Seine Jeans hingen ihm auf Kniehöhe, als er am Mast vorbeischoss. Die Jeans rutschten weiter und verwickelten sich kurz vor dem Aufschlag an seinen Fußgelenken.
    Mit quietschenden Bremsen kam ihm der BMW in die Quere.

    Mit dem Kopf zuerst schlug er ins Beifahrerfenster ein.
    Das Fenster zersplitterte.
    Sein Kopf durchstieß das Fenster, sein Körper nicht. Sein Körper knickte zur Seite weg, schlug gegen die Heckklappe und plumpste zappelnd und kopflos zu Boden, während der BMW zum Stehen kam und der Mast auf die Straße krachte.
    Der TOY, dessen eingedrücktes Dach das eine Ende des Strommasts stützte, sah aus wie eine billige Blechparodie der Kreuzigung - ein Jesus auf Rädern, dem auf halbem Weg zum Kalvarienberg die Luft ausgegangen war.
    Die abgerissenen, unter Strom stehenden Leitungen zuckten und knisterten hoch über den Querträgern.
    Clint raffte sich auf. Falls eine der Leitungen in seine Richtung ausschlug, wollte er auf den Beinen sein.
    So unkontrolliert wie sie sich bewegten, konnte man nie wissen …
    Dann war der Strom weg. Die Leitungen erschlafften, fielen in sich zusammen und klatschten auf den Boden.
    Es ist vorbei, dachte Clint. Vorbei. Und ich lebe noch.
    Er holte tief Luft und sah sich um.
    Nichts wackelte mehr. Die meisten Gebäude entlang der Straße standen noch, aber im nächsten Block waren zwei eingestürzt und hatten die Straße in südlicher Richtung mit Schutt übersät.
    Autos schienen keine mehr zu fahren.
    Ich habe es geschafft, dachte er. Der Große Knall ist vorbei, und ich bin noch da. Hab höchstens ein paar Kratzer abgekriegt.
    Er blickte auf seine aufgeschürften Handflächen und die durchgescheuerten Knie seiner Hosen.

    Keine große Sache.
    Das mit dem Erdbeben war überhaupt kein Problem, es war der Toyota, der mich fast um die Ecke gebracht hätte.
    Er stellte sich vor, das zu Sheila und Barbara zu sagen. Einen solchen Spruch erwarteten sie von ihm, und er durfte nicht vergessen, ihn anzubringen, wenn sie alle zusammensaßen und sich ihre Erlebnisse erzählten.
    Was, wenn die beiden was abgekriegt haben?
    Sie haben das Erdbeben auch erlebt, du Schwachkopf. Das Beben war derart stark … Vielleicht war es drüben im Westen nicht so schlimm. Es waren mehr als vierzig Kilometer Entfernung.
    Vielleicht war es dort schlimmer.
    Was weißt du schon? Sheila oder Barbara könnten …
    Er verbot es sich, das Wort zu denken, aber stellte sich dennoch vor, sie seien tot. Sheila zu Hause, Barbara in der Schule. Beide zermalmt und blutig und tot.
    Clint lenkte seinen Blick auf den hinausgeschleuderten TOY-Beifahrer und entdeckte rote Schmiere zwischen dessen Schultern. Hose und Schuhe waren verschwunden. Clint sah schnell wieder weg, um sich weitere Details zu ersparen.
    Vielleicht sehen sie aus wie er.
    Nein. Es geht ihnen gut.
    ICH MUSS NACH HAUSE. SOFORT!
    Clint bückte sich. In Bodennähe hatte das Gebäude Schlitze wie schmale längliche Fenster. Er suchte sie ab, bis er seinen alten Ford Granada entdeckt hatte. Nur das Dach und die Frontscheibe konnte er erkennen.
    Der Wagen sah gut aus.
    Genau wie das Parkdeck. Dort war nichts eingestürzt.

    Er war froh, dass er keine anderen Wagen entdecken konnte. Er hatte angenommen , dass niemand sonst im Büro war, als das Beben ausbrach, aber absolut sicher war er sich nicht gewesen. Manche der Leute, die meistens gegen halb neun kamen, arbeiteten im Erdgeschoss, und nicht immer hörte er sie kommen.
    Wahrscheinlich stecken sie noch irgendwo im Stau.
    Der Verkehr wird unerträglich sein. Besser, ich halte mich von den Freeways fern und nehme die Nebenstraßen.
    Er rannte auf den Eingang zum Parkdeck zu und fummelte in der
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