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Das Inferno Roman

Titel: Das Inferno Roman
Autoren: Richard Laymon
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plötzlich ein.
    Oben an der Treppe griff er nach dem Geländer und verfehlte. Er streckte sich erneut. Dieses Mal erwischte er das Holzgeländer. Aber es wurde ihm aus der Hand gerissen.
    Kein Halt.
    Der Treppenschacht sah aus wie ein enger Tunnel. Ein steiler dazu. Wie eine Geisterbahnrutsche in die Grube. Die Treppe ruckelte und zuckte bis nach unten, wo kein Licht mehr zu sehen war. Treppenabsatz und Tür befanden sich irgendwo da unten in der Dunkelheit.
    Versuch es bloß nicht, sagte sich Clint. Warte, bis es aufhört zu wackeln.
    Na sicher.
    Er spurtete die Treppe hinunter, nahm zwei Stufen auf einmal und warf sich dabei gegen die Wände, um seine Balance zu halten.
    Wie ein Sprint den Berg hinunter - mit einer Lawine im Genick. Wahrscheinlich wirst du kopfüber abschmieren, aber das Risiko ist es wert. Du musst nur schneller sein, einen Vorsprung halten, damit du nicht verschüttet wirst. Um jeden Preis den Vorsprung halten.
    Ich muss hier raus!
    Lauter als das tosende Beben war sein eigenes Schreien.
     
     
    Am Treppenende knallte er gegen die Wand. Er prallte ab, fiel auf die Treppenstufen, bog sich hoch und schlug nach der flatternden Tür, bis er deren Griff erwischte. Er
drückte ihn nach unten. Er warf sich gegen die Tür. Licht aus dem Eingangsbereich blendete ihn.
    Er hetzte aus dem Treppenschacht, rannte durch den Empfangsbereich, warf sich gegen die Eingangstür und rannte hinaus in die Morgensonne.
    Die Erde schüttelte sich noch immer, das Beben toste weiter.
    Mein Gott, dachte Clint, es wird nie wieder aufhören!
    Er schützte seinen Kopf mit beiden Armen und rannte auf die Straße. Weg von fliegenden Glassplittern und Wänden, die einstürzen könnten.
    Clint torkelte. Das zweistöckige Gebäude, in dem die Kanzlei von Haversham & Dumont, seinem Arbeitgeber, untergebracht war, schien zu tanzen. Clint wusste, dass das Gebäude solche Bewegungen auf keinen Fall aushalten konnte, ohne Schaden zu nehmen. Es hüpft, aber nicht halb so viel wie ich, dachte er.
    Er blickte die Straße auf und ab.
    Sah ein paar Autos.
    Konnte aber nicht sagen, ob sie näher kamen oder geparkt waren.
    Wahrscheinlich stehen sie, dachte er. Niemand würde bei diesen Bedingungen weiterfahren.
    Die Wagen wurden geschaukelt wie Nussschalen auf rauer See. Sie schienen vor Angst zu schreien, da das Beben die Alarmanlagen aktiviert hatte.
    Ein Geräusch wie das Reißen eines schweren Stoffes ließ Clint herumfahren. »Du meine Güte!«, murmelte er. Sekunden zuvor war die Front des Bürogebäudes bis auf ein paar eingeschlagene Fenster noch intakt gewesen. Jetzt sah es aus, als ob sich eine Eiche den Weg durch die Stuckwand gebrochen hätte.

    Bin gerade noch rausgekommen.
    Eine Hupe plärrte. Ihr Lärm vermischte sich mit dem der Alarmanlagen, dem Tosen des Bebens und einer Heerschar anderer Geräusche - ein wildes Chaos von Klappern und Krachen und Sirenengeheul -, weshalb ihr Clint keine größere Beachtung schenkte.
    Bis er die plärrende Hupe direkt in seinen Ohren spürte, sich umdrehte und einen roten Toyota Pick-up direkt auf sich zuschießen sah.
    »Scheiße«, entfuhr es ihm, bevor er in Richtung Bürgersteig hechtete.
    Im Sprung dachte er noch, es sei ihm einigermaßen gelungen, sich in Sicherheit zu bringen. Der Bastard würde ihn nicht umbringen, schlimmstenfalls seine Füße abscheren.
    Aber bis zur Landung spürte er keinen Schmerz. Der Asphalt zerschrammte seine Hände und Knie, schlug auf seine Brust, nahm ihm die Luft. Für einen Moment fühlte es sich an, als ob er über eine Käsereibe rutschte. Dann blieb er liegen. Bastard!, dachte er und hob den Kopf. Er wollte dem verrückten Arschloch am Steuer des Toyota die Meinung geigen. Aber zum Schreien fehlte ihm die Luft.
    Das Arschloch hatte einige der großen weißen Buchstaben auf der Heckklappe übermalt und damit den Namen des Fabrikats in TOY abgeändert.
    Clint wurde bewusst, dass er das Wort TOY klar und deutlich lesen konnte.
    Das Beben hat aufgehört!
    Gott sei Dank!
    Dann dachte Clint Oh mein Gott!, denn der rote Toyota hatte an der Kreuzung genauso wenig sein Tempo
verlangsamt wie für ihn, doch war dieses Mal kein Mensch im Weg, sondern ein grauer BMW, der von links in die Kreuzung einfuhr.
    Kurz bevor sich die Straßen trafen, zog der TOY scharf nach rechts. Vielleicht hatte der Fahrer gedacht, es sei besser, über Randstein und Bürgersteig zu schlittern als von einer BMW-Breitseite getroffen zu werden. Hatte er den Strommast nicht bemerkt?
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