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Das Horror-Hirn

Das Horror-Hirn

Titel: Das Horror-Hirn
Autoren: Jason Dark
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blamieren. Wenn ich an diesem Abend absackte, dann würde sich das bei meinen Freunden herumsprechen, und ich hätte die Lacher bestimmt nicht auf meiner Seite. Also gab ich mein Bestes.
    Der Weg führte zunächst einmal eben weiter. Zwischen den Büschen hindurch. Er war weich und mit Gras bewachsen. Er federte, was schon mal gut war. Hin und wieder sah ich durch die Lücken der Büsche den grauen Fluss, der träge durch sein Bett schwamm und sich in Richtung Osten bewegte, auf den Atlantik zu.
    Es gab hier eine breite und nicht bebaute Uferregion. Die Natur hatte sich hier ausbreiten können. Immer wieder kam es zu kleinen Überschwemmungen, und so trocknete der Boden nie aus. Die Au bildete zugleich ein großes Biotop, in dem ich mir eigentlich mehr wie ein Störenfried vorkam. Aber die Vögel waren die Menschen wohl gewöhnt. Sie ließen sich nicht aus der Ruhe bringen.
    Wider Erwarten hielt ich gut mit. Eigentlich nicht wider Erwarten, denn mein Job sorgte schon dafür, dass ich in Form blieb. Auch als der Weg anstieg und auf einen Hügel oder eine Düne hochführte, blieb ich locker an Glenda’s Seite. Ich hatte meine Atemtechnik auch längst regulieren können, und so gab es für mich keine Schwierigkeiten. Ich fühlte mich weder schlapp noch ausgelaugt.
    Auf der Kuppe verlangsamte Glenda ihre Schritte und blieb schließlich ganz stehen.
    »Kaputt?«, fragte ich.
    Bitterböse schaute sie mich an. »Wovon denn?«
    »War nur eine Frage.«
    Sie stemmte die Arme in die Seiten und bewegte sich rhythmisch von links nach rechts. »Das ist immer mein Ort, an dem ich Gymnastik mache«, erklärte sie mir. »Das solltest du auch versuchen, John. Es tut wirklich gut.«
    »Später vielleicht.«
    »Da laufen wir weiter.«
    »Die gleiche Strecke wieder zurück?«
    Sie unterbrach ihre Bewegungen für einen Moment. »Nein, nicht die gleiche. Eine andere. Sie ist etwas weiter.«
    »Auch das noch!«
    Glenda lachte und machte mit ihren Übungen weiter. Sie streckte die Arme in die Höhe, beugte sich dann vor, ließ die Arme gestreckt und tippte mit den Spitzen der Finger gegen den Boden, wobei sie den Rücken durchgedrückt ließ.
    Ich wollte sie nicht gerade angaffen und ließ deshalb meinen Blick in die Runde schweifen. Die Umgebung war wirklich menschenleer. Weiter vorn schimmerte die Oberfläche eines Teichs. Es war noch der Rest vom letzten Hochwasser. Der Fluss zog auf der rechten Seite ruhig seine Bahn, und allmählich wurde es dunkler. Die Sonne machte sich daran, dem anbrechenden Abend Tribut zu zollen. Sie senkte sich dem Westen entgegen und würde sich bald verabschiedet haben. Der Himmel war auch nicht mehr so wolkenlos und blau wie ich ihn tagsüber erlebt hatte. Erste Abendwolken schoben sich über das Firmament, und ich spürte auch den Wind, der auffrischte. Er brachte den Geruch des Flusses mit und manchmal auch das Rauschen der Wellen.
    Man kann auch in London einsam sein. Das musste ich feststellen, als ich auf der Kuppe stand. Es war wirklich unwahrscheinlich. Die gewaltige Kulisse der Stadt schien mir plötzlich so unwirklich zu sein. Wie eine Malerei oder eine Bühnendekoration. Zum Greifen nah und trotzdem weit weg.
    Eine Bewegung fiel mir auf. Es war kein Vogel, der schnell durch die Luft huschte. Ich hatte einen Menschen gesehen. Zwischen den Büschen war er für einen Moment aufgetaucht. Ich sah auch etwas blitzen. Es erinnerte mich an Glas, das von einem Sonnenstrahl getroffen worden war.
    Ich wollte genauer hinschauen, aber da war das Bild schon wieder verschwunden.
    Glenda, die sich angestrengt hatte und pustend die Luft ausstieß, drehte sich in meine Richtung. »He, schläfst du ein? Ist was?«
    »Nein, nein.«
    »Doch, John! Ich kenne dich!«
    »Mag sein, aber...«
    Sie blies eine dunkle Haarsträhne zurück. »He, was hast du wieder mal gesehen?«
    Ich winkte ab. »Vergiss es.«
    Manchmal konnte Glenda nerven. Das tat sie auch hier. »Nein, ich vergesse das nicht. Was ist dir denn aufgefallen?«
    »Es war eine Bewegung.« Ich schwenkte den Arm nach links. »Dort ungefähr.«
    »Ein Tier?«
    »Nein. Etwas hat geblitzt. Nur für einen Moment.«
    »Die Sonne.«
    »Die geht unter. Kann aber trotzdem sein. Da muss wohl der Strahl auf einen Gegenstand gefallen sein, der etwa wie ein Spiegel wirkte und uns diesen Reflex geschickt hat.«
    Sie zuckte mit den Schultern und wischte den Schweiß aus dem geröteten Gesicht. »Beunruhigt dich das denn?«
    »Im Prinzip nicht.«
    »Aber das Misstrauen des
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