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Das Höllenbild

Das Höllenbild

Titel: Das Höllenbild
Autoren: Jason Dark
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überstanden, was sie als günstiges Omen ansah. Sie mußte einfach lachen. Es verschaffte ihr Erleichterung, auch wenn der Staub ihre Kehle malträtierte.
    Arlene stand auf. Die MPi hängte sie nicht um. Sie behielt die Waffe in der Hand. Es war typisch für sie, denn auch hier unten traute sie ihrer Umgebung nicht. Das Leben hatte sie gelehrt, mißtrauisch zu werden, aber sie war allein.
    Zumindest hörte sie nichts. Sie konnte nur spüren, wie sich der Staub senkte, denn zu sehen war nicht mal die berühmte Hand vor den Augen.
    Die Dunkelheit hielt sie umfangen.
    Das wollte Arlene ändern.
    Im Rucksack steckten nicht nur die Handgranaten und etwas Proviant, auch eine Taschenlampe hatte sie darin verstaut. Wie ein kleines Kind freute sich die Terroristin über diese Lichtquelle. Sie legte den Rucksack ab, öffnete ihn im Dunkeln – jede Bewegung war dabei einstudiert –, dann fand ihre Hand zielsicher die Lampe.
    Sie war leicht, zudem lichtstark. Arlene kam sich vor wie auf der ersten Stufe einer Treppe, die in eine neue Zeit hineinführte.
    Zwar dachte sie noch an ihre Verfolger, im Augenblick aber fühlte sie sich sicher. Sie wollte zunächst ihre Umgebung kontrollieren, wobei sie schon davon ausging, in einem möglicherweise unterirdischen Höhlensystem gelandet zu sein, was nicht mal so schlecht gewesen wäre, da es möglicherweise einen zweiten Ausgang gab.
    Arlene hatte die Lampe eingeschaltet. Der Strahl war breit wie ein normaler Oberarm. Sein Licht bohrte sich in das Dunkel hinein und auch in den Staub, der sich noch längst nicht gesetzt hatte. Deshalb war Arlene gezwungen, erst einmal abzuwarten, bevor sie sich ihre neue Umgebung anschaute. Um Energie zu sparen, schaltete sie die Lampe aus und hockte sich auf den Boden. Der Staub war trocken, fein und ähnelte dem Nebel auf der Insel und dem Meer. Einige Male mußte sie husten; das Zeug kratzte einfach zu stark in der Kehle.
    Geduld gehörte ebenfalls zu ihren Tugenden. Zudem hatte sie Zeit.
    Irgendwann würde es weitergehen, aber nicht nur für sie, auch für ihre Jäger. Sie würden die Insel durchkämmen, sie würden jeden Stein hochheben und nach irgendwelchen Schlupflöchern suchen, und sie würden auch den Eingang zu ihrer Welt finden, denn dort war der Boden eingebrochen. Das konnten sie einfach nicht übersehen.
    Bis dahin mußte sich Arlene etwas einfallen lassen. Sie hatte nicht darauf geachtet, wie groß der Eingang war. Ein Loch im Boden, bestimmt nicht zu breit, so daß sich nur einer immer in die Tiefe abseilen konnte. Und wenn dieser eine kam, dann würde sie ihn sehen. Dann konnte sie ihn abschießen wie einen Hasen.
    Die Terroristin lächelte kantig, als sie daran dachte.
    Der Staub senkte sich. Minuten waren vergangen. Irgendwo rieselte immer etwas nach, und sie hörte dabei die schabenden und kratzenden Geräusche. Der Herzschlag hatte sich wieder normalisiert. Sie schaltete die Lampe ein und durchsuchte den Rucksack.
    Die Handgranaten waren noch vorhanden. Sie lagen gesichert neben den beiden Wasserdosen. Etwas hartes Brot besaß sie auch und sogar noch eingepackten Speck. Wie es weiterging, würde sie sehen. Schon oft hatte sie sich aus ausweglosen Lagen befreien können. Arlene leuchtete ihre Umgebung ab. Schon als sie den Strahl schwenkte, nickte sie mehrmals zufrieden.
    Es gab so gut wie keine Störung. Es war alles perfekt. Alles okay. Das Licht wurde von den kleinen Teilchen kaum abgelenkt. Aber etwas Wichtiges stand ihr noch bevor. Sie wollte ihren Weg ableuchten, drehte die Lampe deshalb und strahlte in die Höhe.
    Auf einer Decke zeichnete sich der Kreis ab, was Arlene für einen Moment irritierte. So kam sie nicht weiter. Woher war sie gekommen? Da mußte einfach ein Schacht zu sehen sein. Ein Kamin, durch den sie nach unten gerutscht war.
    Sie ging einige Schritte weiter, die Lampe erhoben. Da war nichts, gar nichts. Über ihr zeigte sich die Decke geschlossen, als hätte jemand neue Steine dort verfugt.
    Komisch…
    Etwas lief kribbelnd über ihren Rücken. Arlene Shannon kannte dieses Gefühl. Es trat immer dann ein, wenn sie mit einem Vorgang oder einer Tatsache nicht zurechtkam. Auch diese Sache hier konnte sie nicht logisch erklären.
    Sie atmete tief ein.
    Die Luft war nicht gut. Stickig, verbraucht, wenig Sauerstoff. Der Strahl glitt in die Höhe, und dann war sie erleichtert, als sie den Kamin doch entdeckte. Nur einige Schritte seitlich. Sie hatte nicht daran gedacht, daß sie selbst nach dem Aufprall ihren
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