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Das Herz des Jägers

Titel: Das Herz des Jägers
Autoren: Deon Meyer
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Monica Kleintjes sprach zögernd, er konnte ihr ansehen, daß sie sich extrem unwohl fühlte, sie war sich des Einbruchs in sein Leben wohl bewußt, der Atmosphäre, die sie hier verursacht hatte.
    »Und jetzt hat er etwas Dummes getan. Ich … Wir …«
    Sie suchte nach den richtigen Worten. Er erkannte ihre Spannung, aber er wollte es nicht wissen. Er wollte nicht, daß es sein Leben hier berührte.
    »Wissen Sie, womit mein Vater sich nach 1992 beschäftigte?«
    »Ich habe Ihren Vater zuletzt 1986 gesehen.«
    »Sie … Er mußte … Damals war alles so durcheinander, nach den Wahlen. Sie haben ihn zurückgeholt, um zu helfen … Die Integration der Geheimdienste war schwierig. Wir hatten zwei, drei Abteilungen, und das Apartheid-Regime hatte sogar noch mehr. Die Leute arbeiteten nicht zusammen. Sie behielten Informationen für sich, sie logen und traten in Konkurrenz zueinander. Das kostete viel mehr Geld, als geplant war. Man mußte es zusammenbringen. Für Ordnung sorgen. Die einzige Möglichkeit bestand darin, alles in Projekte aufzuteilen, in Abteilungen. Also haben sie ihm die Aufgabe übertragen, alle Computerdaten zusammenzuführen. Das war fast unmöglich: Es gab so viel – die Sachen von Infoplan in Pretoria allein hätten Jahre beansprucht, ganz abgesehen von Denel, der Sicherheitspolizei und dem Geheimdienst, vom Militär und dem ANC-System in Lusaka und London, vierhundert, fünfhundert Gigabyte Informationen, alles von den persönlichen Daten normaler Bürger bis zu Waffensystemen, Informanten und Doppelagenten. Mein Vater mußte das alles organisieren. Er mußte die Sachen löschen, die für Probleme |27| sorgen konnten, und die nützlichen Daten sichern, er sollte eine zentrale, einheitliche Datenbank erstellen. Er … Ich habe in der Zeit für ihn den Haushalt geführt, meine Mutter war krank. Er sagte, es würde ihn so ärgern, die Informationen in den Systemen …«
    Monica schwieg einige Zeit, dann öffnete sie ihre große schwarze Lederhandtasche und zog ein Taschentuch heraus.
    »Er hat gesagt, es gebe einige merkwürdige Befehle, Dinge, die Mandela und Nzo nicht genehmigen würden, und daß er sich Sorgen mache. Zuerst wußte er nicht, was er tun sollte. Dann entschied er sich, Sicherungskopien einiger Informationen zu erstellen. Er hatte Angst, Mr. Mpayipheli, es waren unsichere Zeiten, verstehen Sie? Es herrschte große Unsicherheit, und die Leute versuchten, ihm Steine in den Weg zu legen, manche versuchten ihren Kopf zu retten, andere wollten Karriere machen. ANCs und Weiße, auf beiden Seiten des Zauns. Also brachte er Sachen mit nach Hause, Daten, auf Festplatten. Manchmal arbeitete er nachts daran. Ich hielt mich heraus. Ich vermute, daß er …«
    Sie tupfte mit dem Taschentuch ihre Nase ab. »Ich weiß nicht, was auf den Festplatten war, und ich weiß nicht, was er mit den Daten vorhatte. Aber es sieht aus, als hätte er sie nie abgegeben. Es sieht aus, als hätte er versucht, die Daten zu verkaufen. Und dann haben sie mich angerufen, und ich habe gelogen, weil …«
    »Zu verkaufen?«
    »Ich …«
    »An wen?«
    »Ich weiß es nicht.« In Monicas Stimme lag Verzweiflung; ob des Vergehens oder ihres Vaters wegen, konnte er nicht sagen.
    »Warum?«
    »Warum hat er versucht, sie zu verkaufen? Ich weiß es nicht.«
    Thobela zog die Augenbrauen hoch.
    »Nach dem Projekt haben sie ihn rausgeworfen. Sie haben |28| gesagt, er solle in Rente gehen. Ich glaube, das wollte er nicht. Er war noch nicht dazu bereit.«
    Er schüttelte den Kopf. Da mußte mehr dran sein.
    »Ich weiß nicht, warum er es getan hat. Nach dem Tod meiner Mutter … Ich habe mit ihm zusammengelebt, aber ich hatte mein eigenes Leben – ich glaube, er war einsam. Ich weiß nicht, was im Kopf eines alten Mannes vorgeht, wenn er den ganzen Tag zu Hause sitzt und die Zeitungen des weißen Mannes liest. Ein Mann, der im Kampf eine so große Rolle gespielt hat, den man jetzt beiseite geschoben hat. Ein Mann, der einmal ein wichtiger Spieler war. Er war angesehen in Europa. Er war jemand, doch jetzt ist er niemand mehr. Vielleicht wollte er nur noch einmal mitspielen. Mir war seine Bitterkeit bewußt und sein Überdruß, aber ich dachte nicht … vielleicht … um auf sich aufmerksam zu machen? Ich weiß es nicht.«
    »Die Informationen – hat er gesagt, was ihn daran so störte?«
    Monica rutschte unsicher im Sessel hin und her. »Nein. Nur daß es schreckliche Dinge waren …«
    »Wie schrecklich?«
    Sie schaute ihn bloß
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