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Das Herz des Jägers

Titel: Das Herz des Jägers
Autoren: Deon Meyer
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N2 war er unsicher und ungelenk gewesen, doch als er es erst einmal heraushatte, als er wußte, wie man den Vans, Geländewagen und Bussen auswich, als er gelernt hatte, sich in die Lücken zwischen den Autos zu quetschen, störten ihn auch die höhnisch gereckten Finger nicht mehr.
    Später begann er es sogar zu genießen: Während die Autos im Stau gefangen waren, rauschten er und seine Benly zwischen ihnen hindurch, die langen Gassen entlang, die sich zwischen den Autoreihen bildeten.
    Unterwegs nach Guguletu zu Miriam Nzululwazi.
    |15| Und Pakamile, der an der Straßenecke auf ihn warten würde und dann die letzten dreißig Meter bis zur Einfahrt neben der Benly herlief. Stumme, sieben Jahre alte Bewunderung in den weitaufgerissenen Augen, ernsthaft wie seine Mutter, wartete der Junge geduldig, bis Thobela seinen Helm abnahm und die metallene Lunchbox herunternahm, mit seiner großen Hand über den Kopf des Jungen strich und sagte: »Hallo, Pakamile.« Dann überwältigte ihn der Junge mit seinem Lächeln und schlang seine Arme um ihn, ein magischer Augenblick jedes Tages, und danach ging er zu Miriam hinein, die schon damit beschäftigt war, zu kochen, zu waschen oder sauberzumachen. Die große, schlanke, wunderschöne Frau küßte ihn dann und fragte ihn nach seinem Tag.
    Der Junge geduldete sich, bis er mit ihr geredet und sich umgezogen hatte. Dann die wundervollen Worte: »Laß uns in den Garten gehen.«
    Pakamile und er gingen in den Hof, um das Wachstum der letzten vierundzwanzig Stunden zu betrachten und zu besprechen. Die Maiskolben, die Stangenbohnen (»Mußtet ihr ausgerechnet die Sorte ›Lazy Housewife‹ pflanzen«, beschwerte sich Miriam, »soll mir das etwas sagen?«), die Karotten, Beete voller Zucchini und Kürbisse und Wassermelonen. Sie zogen probehalber eine Karotte heraus. »Zu klein.« Pakamile wusch sie später, um sie seiner Mutter zu zeigen, und dann kaute er knackend die rohe, orange leuchtende Wurzel. Sie suchten nach Schädlingen und sahen nach, ob die Blätter von Pilzen oder Krankheiten befallen waren. Er erklärte, Pakamile nickte ernsthaft und nahm das Wissen mit weitaufgerissenen Augen auf.
    »Das Kind ist verrückt nach dir«, hatte Miriam mehr als einmal gesagt.
    Thobela wußte das. Und er war verrückt nach dem Kind. Nach ihr. Nach ihnen.
    Zuerst aber mußte er mit dem Hinderniskurs der Rushhour fertig werden, den Kamikaze-Taxis, den ungeduldigen |16| Geländewagen, den Bussen, den wilden Audis der Yuppies, die ihre Spuren wechselten, ohne in die Rückspiegel zu schauen, den rostigen, klapprigen Pick-ups –
Bakkies
genannt – aus den Townships.
     
    Der Direktor lächelte. Janina Mentz hatte ihn nie ohne dieses Lächeln gesehen.
    »Was für Probleme gibt es?«
    »Johnny Kleintjes, Herr Direktor, aber Sie sollten das selbst hören.« Mentz stellte den Laptop auf den Schreibtisch des Direktors.
    »Setzen Sie sich, Janina.« Er lächelte immer noch sein herzliches, einnehmendes Lächeln, sein Blick war zärtlich, als schaute er sein Lieblingskind an. Er ist so klein, dachte sie, klein für einen Zulu, klein für einen Mann, der so eine große Verantwortung trägt, aber makellos gekleidet, das weiße Hemd ein energischer Kontrast zu der dunklen Haut, der dunkelgraue Anzug ein Ausdruck guten Geschmacks, irgendwie genau richtig. Wenn er so saß, konnte man den Buckel, die kleine Verwachsung von Rücken und Hals, kaum ahnen. Mentz bewegte den Cursor über den Bildschirm, um die Wiedergabe zu starten.
    »Johnny Kleintjes«, sagte der Direktor. »Der alte Spitzbube.«
    Er tippte auf die Computertastatur. Die Stimmen hallten blechern durch die kleinen Lautsprecher.
    »
Sind Sie Monica?
« Kein Akzent. Dunkle Stimme.
    »
Ja.«
    »Johnny Kleintjes Tochter?«
    »Ja.«
    »Dann möchte ich, daß Sie gut zuhören. Ihr Daddy hat ein kleines Problem.«
    »Was für ein Problem?«
Sofortige Besorgnis.
    »
Sagen wir mal, er hat etwas versprochen, was er dann nicht einhalten konnte.«
    »Wer sind Sie?«
    |17|
»Das werde ich Ihnen nicht sagen, aber ich habe eine Nachricht für Sie. Hören Sie zu?«
    »Ja.«
    »Es ist sehr wichtig, daß Sie mich gut verstehen, Monica. Sind Sie ruhig?«
    »Ja.«
    Stille, einen Moment lang. Mentz schaute zum Direktor auf. Sein Blick war immer noch sanft, sein Körper immer noch entspannt hinter dem breiten, aufgeräumten Schreibtisch.
    »
Daddy sagt, es befände sich ein Festplatten-Laufwerk in dem Safe in seinem Arbeitszimmer.«
    Stille.
    »
Haben Sie mich
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