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Das Heerlager der Heiligen

Das Heerlager der Heiligen

Titel: Das Heerlager der Heiligen
Autoren: Jean Raspail
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mir oft vor, als ob ich aus einem bösen Traum erwache, da heute viele Franzosen träge sind. Sie sind nur noch »Bernharde der Eremit«, die in leeren Muscheln leben als Vertreter einer nunmehr verschwundenen Art, die sich französische Art nannte und die in nichts, etwa durch irgendein genetisches Mysterium, die Art erkennen ließe, die am Ende des Jahrhunderts sich dieses Namens bedient. Sie begnügen sich damit weiterzuleben. Sie stellen mechanisch von Woche zu Woche ihr Überleben sicher und werden immer weicher. Unter den Bannern einer trügerischen inneren und »beruhigenden« Solidarität fühlen sie sich zu nichts mehr verpflichtet und haben auch kein Bewußtsein mehr für das, was das gemeinsame Wesentliche eines Volkes bildet. Auf der praktischen und materialistischen Ebene, die in ihrem neidischen Blick allein noch einen Schimmer Interesse entzünden kann, sind sie eine Nation von Kleinbürgern, die sich mit Millionen von Bediensteten, den Einwanderern, zufriedengegeben hat und inmitten der Krise noch gibt, und dies im Namen eines ererbten jedoch immer weniger eines verdienten Reichtums. Ah, wie sie zittern werden! Die Bediensteten haben diesseits und jenseits des Meeres unzählige Familien, eine einzige ausgehungerte Familie, welche die ganze Erde bevölkert. Spartakus in weltweitem Maßstab … Um nur ein Beispiel unter hundert anzuführen: Die Bevölkerung von Nigeria in Afrika zählt fast siebzig Millionen Einwohner, die zu ernähren dieses Land unfähig ist, wobei es mehr als fünfzig Prozent seiner Einnahmen aus Erdöl für den Kauf von Lebensmitteln aufwendet. Bei Beginn des dritten Jahrtausends wird es hundert Millionen Nigerianer geben, der Erdölfluß wird jedoch versiegen.
    Aber der taube und blinde Kleinbürger bleibt ein Clown, ohne es zu wissen. Noch wunderbarerweise ungeschoren auf seinen fetten westlichen Wiesen schreitet er, auf seinen allernächsten Nachbarn schielend: »Laßt die Reichen zahlen!« Weiß er eigentlich, weiß er endlich, daß er selbst der Reiche ist und daß dieser Schrei nach Gerechtigkeit, dieser Schrei aller Revolten, von Milliarden Stimmen ausgestoßen, gegen ihn und gegen ihn allein gerichtet ist, sobald er sich erheben wird? Dies ist das ganze Thema des Buches »Das Lager der Heiligen«.
    Nun, was tun?
    Ich bin Romanschriftsteller. Ich habe weder eine Theorie noch ein System noch eine Ideologie vorzuschlagen oder zu verteidigen. Es scheint mir jedoch, daß sich uns nur eine Alternative bietet: den schicksalergebenen Mut aufzubringen, arm zu sein, oder den entschlossenen Mut wiederzufinden, reich zu sein. In beiden Fällen wird sich die sogenannte christliche Nächstenliebe als ohnmächtig erweisen. Diese kommenden Zeiten werden grausam sein.

     

    Jean Raspail

VORBEMERKUNG
    ZUR DEUTSCHEN AUFLAGE
     

    In unseren Schulbüchern von 1917 wurde die Weltbevölkerung mit 1,630 Milliarden beziffert. Im Jahr 1930 war sie auf 2 Milliarden, 1965 auf 3,3 Milliarden angestiegen. Die Bevölkerungskonferenz in Mexico City im August 1984 gab den derzeitigen Stand mit über 4,5 Milliarden Menschen bekannt. Bevölkerungswissenschaftler errechneten, daß bis zum Jahr 2025, also in 40 Jahren, 8 Milliarden Menschen die Erde bevölkern werden, wobei zu beachten ist, daß in immer kürzeren Zeiträumen eine immer raschere Steigerung eintreten wird.
    Mit Bedauern wurde in Mexico City der sprunghafte Anstieg der Bevölkerung in der Dritten Welt vermerkt, so beispielsweise in Indien um jährlich 15 Millionen, in Mexico selbst um jährlich 2 Millionen, und in Kenia gäbe es geradezu kriminelle Geburtenraten. Jede erwachsene Frau bekäme dort im Durchschnitt acht Kinder. Aber wie üblich stand »der Westen« – also die von der weißen Rasse bevölkerten Staaten – wieder einmal mehr am Pranger. Er soll zahlen und keine Ratschläge über Geburtenkontrollen erteilen, denn die Völker der Dritten Welt seien mündig und souverän. Und ebenfalls wie üblich verlief die Konferenz ohne Ergebnis. Der Papst mahnte, ja keine Eingriffe in den Geburtenablauf zu unternehmen, und der Weltkirchenrat zeigte wie schon so oft seine abstruse Einstellung zu dem Problem.
    Keine Erwähnung fand bei der Konferenz die Tatsache, daß die 700 Millionen zählende weiße Rasse, also diejenige, welche für die anderen aufkommen soll, mehr und mehr schrumpft. Ein besonders auffälliges Beispiel hierfür ist der rasante Geburtenschwund in der Bundesrepublik Deutschland. Eine von der Bundesregierung eingesetzte
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