Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus im Moor

Das Haus im Moor

Titel: Das Haus im Moor
Autoren: Catherine Cookson
Vom Netzwerk:
herzlich seine Hand und gratulierten ihm zum Geburtstag. Millie, die ein kleines Päckchen in der Hand hielt, sagte: »Da bist du ja, Junge. Es ist nicht viel und wahrscheinlich hast du schon ein Besseres, aber, wie dem auch sei, das ist unser Geschenk für dich.«
    Peter betastete das Päckchen, dann küßte er seine Tante impulsiv auf die Wange. Er mochte sie. Er mochte ihren ausgeprägten nördlichen Akzent, er war warm und lullte ihn ein. Die Stimme seiner Mutter war auch warm, aber auf andere Weise. Tante Millies Bodenständigkeit hatte eine besänftigende Wirkung auf ihn. Sie war gut und ehrlich. Warum war bloß Ada so ein Miststück?
    »Mach schon! Willst du es nicht aufmachen?«
    Peter wickelte das braune Papier ab und hielt eine lederne Brieftasche mit einem passenden Schlüsseletui in der Hand. Aus der Brieftasche ragte eine Pfundnote hervor.
    »Oh, Tante Millie.« Er beugte sich vor und küßte sie nochmal, und sie schubste ihn spielerisch und sagte: »Hör schon auf! Und tu nicht so, als ob dich eine Pfundnote umhaut. Normalerweise hätten wir einen Glückspenny hineingetan, aber wir konnten dir schließlich keinen Penny schenken, nicht wahr?«
    Peter wandte sich an Harry und sagte leise: »Danke, Onkel Harry. Ich kann beides gebrauchen, besonders aber die Brieftasche.« Er lächelte breit.
    Harry nickte ihm zu.
    »Komm und setz dich zu mir« – Millie klopfte auf das kastanienfarbene Plüschsofa – »und erzähl mir, was du noch bekommen hast.«
    »Oh!« Peter senkte seine Augen für einen Moment. Dann sah er zu Constance und sagte: »Mutter …« – seine Worte wurden durch ihren Gesichtsausdruck gebremst, und er blickte rasch zu seinem Vater, der mit dem Rücken zu dem breiten Fenster stand – »und Vater … Sie haben mir ein Auto gekauft.«
    »Ein Auto? Aber …«
    »Nur ein gebrauchtes.« Constance machte eine beschwichtigende Handbewegung.
    »Aber wo wollt ihr denn noch ein Auto unterstellen? Ihr habt doch schon zwei in der Garage. Guter Gott!« Harry hatte die Stimme erhoben.
    »Oh, ich werde es auf der Straße parken, Onkel. Es macht nichts, wenn es naß wird. Es ist zwar nicht sehr groß, aber … aber es ist meins. Ich wollte gern ein eigenes haben, weißt du?«
    »Drei Autos.« Harry Stapleton sah seinen Bruder an, dann seinen Neffen, zuletzt seine Schwägerin und sagte schließlich: »Du bist verrückt, Connie. Vollkommen verrückt.«
    Die Bemerkung konnte kritisch oder komisch aufgefaßt werden. Millie und Peter entschieden sich für komisch und lachten. Jim nahm sie jedoch offensichtlich als Tadel, denn sein Gesichtsausdruck war angespannt. Er starrte seinen Bruder an. Harry schien das nicht zu bemerken. Er setzte sich zu Peter und sagte: »Gut, jetzt erzähl mal. Gehst du bald zur Universität? Ist schon alles geregelt?«
    »Oh!« Peter rieb sich das Kinn. »Also, ich will vielleicht Mikrobiologie studieren. Man hat mir geraten, erstmal einen Abschluß in Naturwissenschaften zu machen, der Chemie und Biologie einschließt.«
    »Das ist gut.« Harry rückte ihm zu.
    »Wenn ich es schaffe, gehe ich in die Industrie, vielleicht auch in die Landwirtschaft oder in die Medizin« – er lächelte Harry an – »Mikrobiologen werden beim National Health Service gesucht.«
    »Das ist eine gute Wahl. So wirst du nicht dein Leben lang an einen einzigen Job gebunden sein.« Es war ein Anflug von Bitterkeit in Harrys Stimme.
    Harry hatte mit vierzehn Jahren im Bergwerk angefangen, und vom ersten Tag an war sein einziger Wunsch gewesen, dort herauszukommen. Das schaffte er 1943, als er in die Armee aufgenommen wurde. Gegen Ende des Krieges machte er einen Lehrgang, der ihm einen pädagogischen Abschluß ermöglichte, so daß er ein College besuchen konnte, an dem Lehrer ausgebildet wurden. Jetzt war er Lehrer. In jenen ersten Tagen hatte es keine Rolle gespielt, daß seine Schüler die rauhen und harten Jungs aus den Slums von Newcastle waren. Er war den Minen entkommen, er hatte die Armee verlassen, er unterrichtete jetzt. Er hatte eine Stellung. Er war zudem der Einzige aus seiner Familie, der etwas erreicht hatte. Zu jener Zeit verbrachte sein älterer Bruder Ben seine Tage damit, Kadaver zu Fleisch zu zerhacken, und Jim würde niemals arbeiten oder es auch nur wollen. Schriftsteller – das wollte Jim werden. In der Zwischenzeit brachte er es fertig, mit Sozialhilfe dafür entschädigt zu werden, daß er für die meisten Jobs nicht geeignet war. Und dann, eines Tages, sozusagen über Nacht, war
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher