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Das Haus im Moor

Das Haus im Moor

Titel: Das Haus im Moor
Autoren: Catherine Cookson
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Anflug von Grau. Er achtete darauf, was er aß, und noch mehr darauf, was er trank, außer in Zeiten, in denen er sich sinnlos besoff. Diesen Zechgelagen ging eine längere Abwesenheit von zu Hause voraus, aber auch sie waren weniger geworden. Zweimal pro Woche ging er in einen Club, manchmal ins Theater, wenn auch nie mit ihr zusammen. An den Abenden, an denen er zu Hause war, schloß er sich in seinem Studio ein und arbeitete. Constance hatte sich klaglos angepaßt und war dankbar für die Atempause. Aber diese Phase des Friedens würde heute Abend beendet werden, wenn sie ihm erzählte, daß sie ihren gegenwärtigen Lebenswandel nicht würden aufrechterhalten können und die Wohnung aufgeben mußten und … daß sie ihr gemeinsames Konto kündigen würde.
    Sie richtete gerade die Salate an, als es klingelte. Constance verließ die Küche, und auch die Tür zum Studio öffnete sich. Ihr Mann erschien auf dem kleinen Treppenabsatz und sagte: »Das wird Harry sein. Ich mach auf.«
    Als ob er darauf gewartet hätte, daß es klingelt, dachte sie. Aber wahrscheinlich hatte er das auch. Er war immer sehr angespannt, wenn er mit Harry zusammentreffen sollte. Mit Ben war das anders. Seinem älteren Bruder gegenüber konnte er gönnerhaft auftreten, bei seinem jüngeren ging das nicht. Sie hoffte, daß Harry heute Abend nicht in streitbarer Laune war, denn sie hatte sich auf Peters Geburtstagstee gefreut – es sollte wirklich eine nette Party werden.
    Jim Stapleton zupfte an den Manschetten seiner modischen Wolljacke, bevor er die Tür öffnete, und als er seinen Bruder Harry und dessen kleine, untersetzte Frau vor sich sah, lächelte er sie breit an. Es war ein attraktives Lächeln. Es erhellte sein Gesicht, wischte die Jahre weg und versetzte ihn in seine frühen Dreißiger.
    »Hallo, Harry«, sagte er schnell. »Da bist du ja. Funktioniert der Aufzug? Den ganzen Morgen über tat er’s nicht. So ist das in solchen Häusern eben.« Er trat beiseite und ließ seinen Bruder und seine Schwägerin eintreten. »Wie geht es dir, Millie? Komm, gib mir deinen Mantel.«
    »Oh, gut, Jim.«
    »Oh, gut, Jim?« Harry Stapleton warf seiner Frau einen amüsierten Blick zu. »Bevor wir losgefahren sind, hattest du noch Symptome von Rachitis.«
    »Jetzt hör schon auf!« Millie gab ihrem Mann einen Stoß. Dann wandte sie sich an Jim, der ihren Mantel an der Garderobe in der Diele aufhängte, und sagte: »Er hätte Rachitis, wenn er all die Arbeit tun müßte, die ich jeden Tag vor mir habe. Er und Ada sorgen dafür, daß es zu Hause wie in einem Zehn-Personen-Haushalt aussieht.«
    Harry ging zu Constance hinüber, die an der Tür zum Wohnraum stand. Sie überließ den Empfang der Gäste wie immer ihrem Mann. Er spielte gern den liebenswürdigen Gastgeber. Daß diese Stimmung selten einen ganzen Abend lang anhielt, war unerheblich.
    »Hallo, Connie.«
    »Hallo, Harry.«
    Harry sah seine Schwägerin aufmerksam an und fragte sie direkt: »Geht es dir gut?«
    »Ja, mir geht’s ganz gut, Harry.«
    »Der Kopf?« Er tippte an seine Braue.
    »Nicht die Spur von Migräne, den ganzen Monat noch nicht.«
    »Oh, das ist prima. Ich bin froh, das zu hören.« Er nickte ihr zu. Dann rief er laut und fröhlich: »Also, wo ist Groß, Breit und Stattlich?«
    »Oh!« Constance lachte über die Beschreibung, die sie heimlich freute. »Er wird in einer Minute da sein, Harry. Er zieht sich nur noch um. Setz dich doch … Wo ist Ada? Ich dachte, sie käme mit euch.«
    Millie antwortete: »Sie kommt nach, Connie, wahrscheinlich nach fünf. Sie hat eine neue Stelle.«
    »Schon wieder?« Jim war unabsichtlich herausgeplatzt, und er beeilte sich zu erklären: »Ich meine, daß …« Aber er kam nicht weiter, weil sein Bruder entgegnete: »Ich weiß, was du meinst. Also, sie kann ihre Arbeitsstelle sieben Mal in der Woche wechseln, wenn sie das möchte, und hier steht jemand, der ihr dabei helfen würde. Wenn du dich früh genug austobst, bist du später ruhiger. Die anderen werden die Versager. Das beweisen viele Studien.«
    Harry sah seinen Bruder nicht an, während er sprach, und als er fertig war, nickte er seiner Frau zu, und das Nicken besagte: Das richtet sich auch an dich.
    Millie starrte ihren Mann einen Augenblick lang an. Dann sah sie zu Constance hinüber, und Constance erwiderte ihren Blick. In der peinlichen Stille, die sich heute noch früher als sonst einstellte, betrat Peter den Raum, und die Stimmung änderte sich.
    Harry und Millie schüttelten
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