Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das große Wawuschel-Buch

Das große Wawuschel-Buch

Titel: Das große Wawuschel-Buch
Autoren: dtv
Vom Netzwerk:
Kapitel
Feuer, Feuer, Feurio
    In der Wawuschelstube war es dunkel und die Wawuschels schnarchten. Jeder von ihnen schnarchte auf seine eigene Art. Der Wawuschelonkel grunzte wie ein Wildschwein. Bei der Wawuschelgroßmutter klang es hoch und piepsig und die Wawuschelmutter jammerte mit jedem Schnarchton ein bisschen vor sich hin, so als müsse sie sich sogar im Schlaf um ihre Familie sorgen. Der Wawuschelvater dagegen schnarchte genauso schön gleichmäßig und normal, wie die meisten Väter schnarchen.
    Nur in dem Bett, wo Wuschel und Wischel schliefen, schnarchte es nicht. Dort flüsterte und wisperte es.
    »Wuschel!«, flüsterte Wischel, »schläfst du?«
    »Nein«, flüsterte Wuschel, »kein bisschen. Du etwa?«
    »Nein, ich auch nicht. Ich hab solche Angst. Was ist es denn bloß, was immer so bumst?«
    »Ich hab auch Angst«, flüsterte Wuschel, »ich hab Angst, dass wir nie mehr Marmelade zu essen kriegen. Ohne Marmelade macht alles keinen Spaß mehr. Denk doch nur an unsere gute Himbeermarmelade!«
    »Und die Brombeermarmelade!«
    »Und die Erdbeermarmelade!«
    »Und die Heidelbeermarmelade!«
    »Und die Preiselbeermarmelade!«
    »Und die Tannenzapfenmarmelade!«
    Beide schwiegen. Sie dachten an all die gute Marmelade, die die Wawuschelmutter gekocht hatte.
    »Wenn die Großmutter doch bloß einen Herd zaubern würde«, flüsterte Wuschel. »Dass große Leute auch immer solche Angst haben müssen   …«
    »Hättest du keine Angst, dass die Stube abbrennt?«, flüsterte Wischel.
    Wuschel schüttelte den Kopf. »Ich hab bloß Angst, dass wir keine Marmelade mehr bekommen. Ohne Marmelade macht es wirklich keinen Spaß mehr.«
    Sie schwiegen wieder und dachten an die großen Marmeladetöpfe, die immer auf dem Tisch gestanden hatten und die jetzt alle leer waren. Nach einer Weile flüsterte Wischel:
    »Du Wuschel, ich hab den Zauberspruch behalten, den Großmutter gesagt hat!
    Feuer, Feuer, Feurio,
    heiz den Kessel so und so,
    brenne warm und lichterloh,
    Feuer, Feuer, Feurio.«
    »Du bist aber wirklich schlau, Wischel«, flüsterte Wuschel bewundernd, »ich könnte so einen Spruch nie behalten.«
    »Dafür hast du keine Angst«, flüsterte Wischel.
    »Hm«, flüsterte Wuschel, »das stimmt.«
    Dann setzte er sich mit einem Ruck im Bett auf.
    »Wenn du den Spruch weißt, Wischel   – dann könntest du   – dann könnten wir beide doch einen Herd zaubern.«
    Wischel setzte sich ebenfalls auf.
    »Nein, nein!«, flüsterte sie erschrocken. »Bloß nicht, Wuschel. Wir wissen doch nicht, auf welcher Seite der Spruch im Zauberbuch steht   – und wenn wir den Finger auf die falsche Stelle halten   – und wenn es dann womöglich brennt   …«
    »Hätt ich mir denken können«, flüsterte Wuschel ärgerlich, »immer Angst, immerzu Angst, bloß immer Angst.«
    »Ist egal«, flüsterte Wischel, »ich tu’s nicht.«
    Sie wollte sich wieder hinlegen, aber Wuschel hielt sie am Arm fest.
    »Und unsere Marmelade! All die gute Marmelade!«
    Es klang so verzweifelt, dass es Wischel richtig wehtat. Wischel hatte ihren Bruder sehr lieb, und dass es für ihn keine Marmelade mehr geben sollte, fand sie schrecklich.
    »Du, Wuschel«, flüsterte sie.
    »Hm?«
    »Du, Wuschel, Feuer fängt doch mit einem F an, nicht?«
    Wuschel hatte keine Ahnung, womit Feuer anfängt. Aber Wischel war ganz sicher.
    »Mit einem F.   Wie ein F aussieht, weiß ich genau. Vater liest in seiner Fibel doch immer: DIE KUH FRISST.   FRISST fängt auch mit einem F an, genau wie Feuer. Wenn wir nun in dem Zauberbuch ein F suchen?«
    »Oh!«, machte Wuschel nur, »oh!«
    Er war beinahe sprachlos über Wischels Schlauheit.
    Aber dann hatte er es furchtbar eilig.
    »Los, schnell! Wir fangen gleich an!«
    Wischel hielt ihn fest.
    »Und das Zauberbuch? Wie sollen wir an das Zauberbuch kommen?«
    Das Zauberbuch!
    Du liebe Zeit, wie sollten sie an das Zauberbuch kommen! Das Zauberbuch, das im Bett der Wawuschelgroßmutter lag!
    Denn die Wawuschelgroßmutter nahm ihr dickes Zauberbuch jeden Abend mit ins Bett und steckte es unter ihren Kopf. Morgens tat ihr dann zwar immer der Kopf weh von diesem harten Kissen, aber sie nahm es trotzdem wieder mit ins Bett. Das Zauberbuch war ihr wichtiger als ihr Kopf.
    Wuschel gab sich einen Ruck.
    »Ich hole es.«
    »Aber nein«, flüsterte Wischel ängstlich, »wenn die Großmutter wach wird   …«
    Sie horchten zu dem Bett hinüber, wo die Wawuschelgroßmutter lag und piepsend vor sich hin schnarchte.
    »Ich hole
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher