Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Grab im Moor

Das Grab im Moor

Titel: Das Grab im Moor
Autoren: dtv
Vom Netzwerk:
wählten den Weg am Hafen vorbei, ganz wie es in Krabbsjögrund üblich war.
    Karl mochte den Hafen. Wenn er dort war, hatte er das Gefühl, ganz nah bei seiner Mutter zu sein, die draußen vor der Küste auf einem Forschungsschiff arbeitete.
    Vor vielen Jahren hatte man zahlreiche große Felsen weggesprengt, um die Fahrrinne nach Krabbsjögrund zu vertiefen, denn das verhieß mehr Schiffe und damit auch mehr Geld für die Stadt. Und jetzt untersuchte seine Mutter die Folgen dieser Sprengungen.
    Das war auch der Grund, warum Karl überhaupt hier war. Solange Mama auf See bleiben musste, wohnte er bei seinem Großvater. Sie war jetzt zum zweiten Mal innerhalb eines halben Jahres auf einer Expedition und Karl machte sich Sorgen um sie, denn beim letzten Mal war ihr Schiff auf Grund gelaufen und gesunken. Er schauderte, wenn er an diese neblige Herbstnacht zurückdachte, in der auch das Geisterschiff Vallona aufgetaucht war . . .
    Aber bald war Weihnachten und dann würde Mama nach Haue kommen.
     
    Großvater traf immer irgendjemanden unten im Hafen. Heute waren es Schrott-Jansson, Saras Opa, und die Kapitänin der Fähre, Ursula.
    »Arme Engla«, murmelte Schrott-Jansson. »Als hätte sie nicht schon genug durchgemacht . . .«
    »Wenn ich nur verstehen könnte, was die sich von diesem Kasino versprechen«, unterbrach ihn Ursula. »Woher sollen wir denn das Geld nehmen? Wahrscheinlich wollen sie demnächst auch noch die Olympischen Spiele bei uns ausrichten. Die beiden hätten wirklich niemals so viel Einfluss bekommen dürfen.«
    Jetzt wusste Karl, aus welcher Ecke der Zwischenruf wegen der Kosten gekommen war, als Sonja Svärd vom Kasino gesprochen hatte. Typisch Ursula. Und war das vielleicht auch der Grund für den Streit zwischen Doktor Ekwall und Engla gewesen? Aber um wessen Geld ging es überhaupt?
    »Und dann noch dieses verfluchte Theaterstück«, fuhr Ursula fort. »Damit fordern sie das Schicksal doch geradezu heraus . . . Ihr habt ja gesehen, was mit Engla passiert ist.«
    Karl bemerkte, wie sein Großvater zusammenzuckte, als sie das Stück erwähnte, aber er sagte nichts.
    Ursula warf einen Blick auf die Uhr.
    »Zeit für die nächste Fähre. Macht's gut, Männer. Du auch, Karl.«
    »Ja, ich muss langsam auch los«, sagte Schrott-Jansson. »Irgendjemand muss mein Lager schließlich durcheinanderbringen.«
     
    »Du, dieses Theaterstück«, sagte Karl, als er sich mit Großvater auf den Heimweg machte, »du weißt schon, Ein Haus am Meer . . . Sara soll jemanden spielen, der Lilly heißt.«
    Großvater blickte ihn ernst an.
    »Ach ja? Tatsächlich?«
    Er nickte nachdenklich vor sich hin.
    »Aber du willst nicht mitmachen, oder?«
    Karl schauderte bei dem bloßen Gedanken. Ein einziges Mal hatte er bei einem Theaterstück in der Schule mitgespielt und das war nichts, worauf er sonderlich stolz war. Er hatte eine Blume gespielt und das Lied »Ich bin ein kleines Gänseblümchen« auswendig gelernt. Mama hatte damals versucht, ihn aufzumuntern, und ihm gesagt, dass zumindest keiner in der Klasse schneller singen konnte als er.
    »Ach«, sagte Karl ausweichend. »Das ist doch eigentlich ein Heimatstück. Für Leute, die hier aus der Gegend kommen. Ich kenne ja nicht mal die Geschichte.«
    »Du weißt nicht, wie Krabbsjögrund gegründet worden ist?«
    Großvater sah ehrlich überrascht aus, als Karl den Kopf schüttelte.
    »In gewisser Weise ist es eine Spukgeschichte«, sagte Großvater. Und dann erzählte er . . .
    Ein Haus am Meer oder das verfluchte Moor
     
    »Vor langer Zeit lebte eine arme Familie in einer schäbigen kleinen Hütte am Rande des Moores. Die beiden Felder, die sie besaßen, ernährten sie mehr schlecht als recht. Oft mussten sie ins Moor ziehen, um zu jagen, Holz zu holen oder Beeren zu pflücken.
    Lilly, das älteste der sieben Kinder, war eine Träumerin. Ihr größter Wunsch war es, eines Tages einfach fortzuziehen, auf die andere Seite des Moores, direkt ans Meer. Noch nie hatte sie das Meer gesehen, aber nachts, in ihren Träumen, konnte sie es rauschen und brausen hören.
    ›Irgendwann werde ich am Meer wohnen!‹, sagte sie oft.
    Auch Lillys Eltern wären gerne umgezogen, aber das Moor machte es unmöglich. Niemand kannte einen Weg durch den Sumpf und die Leute erzählten sich, dass es dort spuke.
    Es war ein sehr gefährlicher Ort. Viele, die sich hineingewagt hatten, waren dort für immer verschwunden und es hieß, die Irrlichter hätten sie geholt. Irrlichter
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher