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Das Grab der Legionen

Das Grab der Legionen

Titel: Das Grab der Legionen
Autoren: Rolf Krohn
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waren Maro und Cara ausgezeichnete Schwimmer.
    „Nichts zu sehen", stellte der Mann nach einem prüfenden Blick fest. Er bezweifelte, daß sich Römer bei solchem Wetter auf Streife befanden. Andernfalls wäre er mit den Kindern niemals hierher geritten, um für die Kriegerprobe zu üben.
    „Hinein mit euch! Naß seid ihr sowieso schon!" kommandierte er und trieb seinen Schecken ins Wasser.
    Sie durchquerten die weithin überschwemmten Uferwiesen, dann erst begann das eigentliche Flußbett. Mühsam paddelten sie und schluckten nicht selten das lehmige Wasser. Am schlimmsten erging es Rega. Zwar hielt sie sich an der Mähne ihres Pferdes fest, aber bisweilen überspülten Wellen ihren Kopf, und das Mädchen hustete und spuckte.
    Cara hielt sich gleichauf. Hin und wieder sprach sie Rega ermutigend zu.
    „Geht's noch, ihr beiden?" Den Krieger strengte das Schwimmen nicht wesentlich an. Zu anderer Zeit, im Sommer, bereitete es ihm Spaß, hier lange Strecken zu tauchen. Jetzt wäre das jedoch zu riskant gewesen.
    „Aber natürlich..." Seine Tochter wollte noch mehr sagen, aber ihre Worte gingen in Glucksen und Prusten unter. Eine der lehmgelben Wellen klatschte über ihr zusammen. Doch das Ärgste war bereits überstanden. Die Strömung verlangsamte sich merklich.
    Endlich faßten die Pferde auf den Wiesen des Ostufers Fuß. Abermals ging es einige Dutzend Schritte durch knietief überschwemmtes Gelände, dann befanden sie sich auf dem Trockenen.
    Maro gesellte sich als letzter zu ihnen. Ihn hatte ein Wirbel stromabwärts gerissen, und es dauerte eine Weile, bis er herangekommen war.
    „Los, vorwärts!" Der Mann drückte dem Pferd die Hacken in die Flanken, zügelte es aber sofort wieder.
    Bewaffnete sprangen aus dem Gebüsch und versperrten ihnen stromauf und stromab den Weg. Sie trugen Lanzen und Schilde, hell glänzten ihre Rüstungen.
    Teto starrte sie an. Das waren Römer? Irgendwie hatte er sie sich anders vorgestellt.
    „Fort! Flieht, so rasch' ihr könnt!" schrie sein Vater. Er hatte bereits den Wurfspeer vom Sattel gelöst.
    Maro umklammerte den Bogen. Ergeben wollte er sich nicht.
    Als erste hatte Cara die Lage erfaßt. Sie trieb den Rappen an. Das Tier galoppierte los, und die Pferde der drei anderen Kinder folgten ihm in einigem Abstand.
    Ein Dutzend Pfeile schwirrte heran. Unter den Flüchtenden bäumten sich die Rosse auf und stürzten stolpernd zu Boden. Die römischen Bogenschützen trafen die gewählten Ziele sehr viel besser, als das die Iberer geglaubt hatten.
    Mit einem Speerwurf tötete Tetos und Caras Vater einen der ihn umringenden Feinde, ausgerechnet jenen, den ein Federbusch am Helm als Offizier auswies. Zornig stießen mehrere Römer mit ihren Spießen zu, ehe der Vater das Schwert zu ziehen vermochte. Durchbohrt stürzte er vom Pferd.
    „Ins Wasser!" rief Maro. Er behielt die Übersicht und legte einen Pfeil auf die Bogensehne, um die Flucht der anderen zu decken. Das gehörte sich so, hatte ihm sein Vater vor Tagen erklärt. Furchtsam zitternd tat Teto das gleiche.
    Während die Mädchen noch durch das knietiefe Wasser platschten, rannten mehrere Römer herbei. Einer brüllte etwas - wohl eine Aufforderung, sich zu ergeben. Offenbar brauchten sie Gefangene.
    In diesem Augenblick ließ Maro den Pfeil davon schwirren. Das Geschoß durchbohrte den Hals eines Heranstürmenden.



Noch hatte Teto nicht richtig gezielt, da schleuderten die Fremden bereits ihre Speere. Mit bösartigem Zischen sauste eine Waffe knapp an seiner Hüfte vorbei und zerriß den Mantel. Zitternd bohrte sich ein zweiter Spieß unmittelbar vor ihm in den Sand. Voller Entsetzen warf der Junge den Bogen fort.
    Ein Schrei und ein Stöhnen Maros - ein anderer Legionär hatte besser gezielt. Der Junge lag auf der Seite und verkrampfte vergeblich beide Hände um den Speer, der ihm tief in der Brust stak. Kurze Zeit noch röchelte er qualvoll, dann lag er still.
    Der erste Römer hatte Teto erreicht und schlug mit dem Spießschaft zu. Der Zehnjährige brach zusammen und sah nichts mehr um sich.
    Weitere Legionäre eilten den Mädchen nach. Diese beiden schwammen jetzt schon im tieferen Wasser und ließen sich von der Strömung forttreiben. Auf die befehlenden Rufe der Bewaffneten reagierten sie nicht. Cara wußte allzugut, was ihrer harrte, falls sie gehorchten.
    „Schießt doch!" brüllte einer.
    Einige Pfeile surrten davon.
    „Vater! Va...!" schrie Tetos Schwester auf, als sie den harten Schlag und den jähen Schmerz im
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