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Das Gold von Sparta

Das Gold von Sparta

Titel: Das Gold von Sparta
Autoren: Dieter Buehrig
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schließlich.
    Sie tasteten sich möglichst vorsichtig über die Felsspalte. Auf halbem Weg blickte Napoleon zur Seite und in die Tiefe, sah dort aber nichts anderes als jene unergründliche Schwärze, in der sich die bläulich schimmernden Eiswände verloren.
    Nach einiger Zeit erreichten sie die gegenüberliegende Seite. Sie folgten dem nächsten Tunnel, der gut sechs Meter weit einen Zickzackkurs beschrieb, und gelangten in eine weitere Eishöhle, die zwar deutlich kleiner als die erste, dafür aber mit einer hohen gewölbten Decke versehen war. Die Laterne emporhaltend, ging Laurent bis in die Mitte der Höhle und blieb neben zwei offensichtlich mit Eis umhüllten Stalagmiten stehen. Beide waren ungefähr vier Meter hoch und an den Spitzen abgebrochen.
    An einen von diesen trat Napoleon näher heran. Und blieb jäh stehen. Er verengte die Augen zu Schlitzen. Das war kein Stalagmit, erkannte er, sondern eine solide Säule aus Eis. Er stützte sich mit einer Hand dagegen und nahm sie genau in Augenschein.
    Aus dem Eis sah ihn das goldene Gesicht einer Frau an.

1
Großer Pocomoke-Sumpf, Maryland
Gegenwart
    Sam Fargo kam aus der Hocke hoch und blickte zu seiner Frau hinüber, die bis zur Hüfte in klebrigem schwarzem Morast stand. Ihre hellgelbe Wathose ließ ihr glänzendes kastanienbraunes Haar reizvoll zur Geltung kommen. Sie spürte seinen Blick, wandte sich zu ihm um, spitzte die Lippen und pustete eine Haarsträhne von ihrer Wange. »Und was gibt es da zu lachen, Fargo?«, fragte sie.
    Als sie die Wathose anzog, hatte er den Fehler gemacht, die Bemerkung fallen zu lassen, sie sehe wie der Gorton’s Fisherman aus, was ihm einen vernichtenden Blick eingebracht hatte. Er hatte dem Vergleich schnell noch ein sexy hinzugefügt, aber dies hatte keine nennenswerte Wirkung mehr gehabt.
    »Du«, erwiderte er jetzt. »Du siehst wunderschön aus – Longstreet.« Wenn sich Remi ärgerte, dann nannte sie ihn bei seinem Nachnamen. Er revanchierte sich auf ähnliche Weise mit ihrem Mädchennamen.
    Sie hielt die Arme hoch, die bis zu den Ellbogen mit Matsch beschmiert waren, und sagte darauf mit einem nur unzureichend unterdrückten Lächeln: »Du bist verrückt. Mein Gesicht ist von Mücken zerstochen, und mein Haar klebt völlig verschwitzt an meinem Kopf.« Sie kratzte sich am Kinn und hinterließ dabei einen Schmutzstreifen auf der Haut.
    »Das steigert deinen Charme beträchtlich.«
    »Lügner.«
    Trotz des Ausdrucks von Abscheu in ihrem Gesicht wusste Sam, dass Remi eine Mitstreiterin war, die ihresgleichen suchte. Sobald sie einmal ein Ziel ins Auge gefasst hatte, würde sie kein noch so intensives Unbehagen davon abhalten, es auch zu erreichen.
    »Na ja«, sagte sie. »Ich muss schon zugeben, dass du selbst … auch ziemlich flott aussiehst.«
    Sam tippte gegen die Krempe seines abgenutzten Panamahutes, dann kehrte er wieder zu seiner Arbeit zurück, die darin bestand, den Schlamm um einen versunkenen Holzgegenstand herum zu entfernen, von dem er hoffte, dass er sich als Teil einer Kiste herausstellen würde.
    Seit drei Tagen wateten sie durch den Sumpf und suchten nach dem einen Hinweis, der vielleicht den Beweis lieferte, dass ihr ganzes Unterfangen doch nicht sinnlos war. Keinem von ihnen machte es etwas aus, einem Phantom hinterherzujagen – bei der Schatzsuche gehörte so etwas zum Alltag –, aber es war immer besser, das Phantom am Ende auch zu erwischen.
    In diesem Fall stammte das in Frage kommende Phantom aus einer obskuren Legende. Während in der nahe gelegenen Chesapeake Bay sowie in der Delaware Bay an die viertausend Schiffswracks auf dem Meeresgrund liegen sollten, befand sich der Preis, dem Sam und Remi nachjagten, an Land. Einen Monat zuvor hatte ihnen Ted Frobisher, ein anderer Schatzsucher, der sich vor nicht allzu langer Zeit zur Ruhe gesetzt hatte, um sich intensiver um seinen Antiquitätenladen in Princess Anne zu kümmern, eine Brosche von höchst interessanter Herkunft geschickt.
    Das birnenförmige Schmuckstück aus Gold und Jade sollte einst einer einheimischen Frau namens Henrietta Bronson, einem der ersten Opfer der berüchtigten Gesetzlosen Martha Patty (alias Lucretia) Cannon, gehört haben.
    Der Überlieferung zufolge war Martha Cannon eine harte, skrupellose Frau, die um 1820 nicht nur die ländlichen Regionen an der Grenze zwischen Delaware und Maryland mit ihrer Bande unsicher gemacht und Reiche wie Arme beraubt und ermordet hatte, sondern außerdem in einem Ort namens Johnson’s
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