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Das Gesicht der Anderen

Das Gesicht der Anderen

Titel: Das Gesicht der Anderen
Autoren: Beverly Barton
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Jahre später
    Dante Moran verließ den Aufzug, der ihn in den sechsten Stock befördert hatte, und betrat die Agentur Dundee. Als neuer Mitarbeiter der Privatdetektei und Sicherheitsfirma wollte er keinen schlechten Eindruck machen und gleich an seinem ersten offiziellen Arbeitstag zu spät kommen. Die Büros der Agentur nahmen das gesamte Stockwerk ein, und jeder Agent hatte sein eigenes kleines Büro. Dante kannte das Unternehmen schon aus seiner Zeit beim FBI. Er war mehrfach hier gewesen, daher waren ihm auch die Räumlichkeiten nicht fremd. Der Geschäftsführer der Agentur Dundee war Sawyer McNamara, selbst ein ehemaliger Geheimdienstmann, und die Art, wie er sein Unternehmen führte, überzeugte Dante davon, dass er selbst hier auch besser aufgehoben war als in dem Regierungsjob, den er zwölf Jahre gemacht hatte. Als Bundesagent hatte er sich immer eingeengt gefühlt, und mit seiner rebellischen, einzelgängerischen Art hatte er sich weiß Gott keine Freunde bei seinen Vorgesetzten gemacht. Als ihm klar wurde, dass er von einer Beförderung meilenweit entfernt war und beim Geheimdienst nichts mehr erreichen konnte, hatte er sich entschlossen, den Job an den Nagel zu hängen und sich neu zu orientieren.
    “Guten Morgen, Mr. Moran”, begrüßte ihn die Sekretärin, Daisy Holbrook.
    Die Kollegen hatten ihm verraten, dass Daisy übrigens auch gern Miss Effizienz genannt wurde. Sie verkörperte das Musterbild der jungen, dynamischen Angestellten in ihrem schicken beigefarbenen Kostüm. Als Frauenkenner, der er war, würde Dante Daisy nicht gerade als Schönheit bezeichnen. Sie war zwar hübsch auf eine frische, jugendliche Art, mit ihrem hellbraunem Haar, den braunen Augen und den Grübchen in den Wangen. Leider war sie etwas zu mollig, um dem aktuellen Schönheitsideal zu entsprechen. Vor hundert Jahren wäre sie mit ihren weiblichen Rundungen perfekt gewesen.
    “Guten Morgen”, antwortete Dante. “Sie sehen heute besonders gut aus, Ms. Holbrook.”
    “Bitte sagen Sie doch Daisy zu mir.” Als sie ihn freundlich anlächelte, vertieften sich ihre Grübchen. “Und falls Sie irgendetwas brauchen, wenden Sie sich ruhig an mich.”
    “Ich gehe mir noch schnell einen Kaffee holen. Und dann sehe ich mich wohl erst mal in meinem Büro um.”
    “Nehmen Sie den Kaffee gleich mit in Mr. McNamaras Büro”, erwiderte Daisy. Als Dante sie fragend ansah, erklärte sie: “Er ist schon vor etwa einer Stunde reingekommen. Ich soll alle verfügbaren Agenten zusammentrommeln.”
    Interessant, dachte Dante. Es schien etwas Wichtiges anzustehen. “Sie wissen nicht zufällig, worum es geht?”
    “Ich weiß nur, dass er heute bereits mit dem Gouverneur von Mississippi und beiden Staatssenatoren telefoniert hat.” Sie senkte die Stimme. “Drei Agenten sitzen schon bei ihm drin, und wir warten noch auf zwei weitere.”
    Dante nickte. “Dann verkneife ich mir den Kaffee wohl besser und gehe direkt in sein Büro.”
    “Gute Idee.”
    Als Dante vor dem Büro des Geschäftsführers stand, war die Tür geschlossen, und McNamaras Privatsekretärin saß nicht an ihrem Platz. Vielleicht war sie noch gar nicht im Haus, es war schließlich gerade erst acht Uhr dreißig. Dante zögerte einen Moment, dann klopfte er und wartete.
    Vic Noble, ein großer, schlaksiger Mann und ebenfalls früher beim FBI, öffnete ihm. “Kommen Sie rein.”
    Dante nickte und betrat McNamaras geräumiges Büro. Es war von einer smarten Eleganz – ganz wie der Mann selbst. Hinter seinem Rücken nannten seine Mitarbeiter ihren Chef den “Dandy”, denn er sah immer aus wie aus dem Ei gepellt. Aber das Aussehen eines Menschen kann täuschen, und so war es auch in McNamaras Fall. Wer ihn nicht besser kannte, könnte ihn einfach für einen intelligenten, gut aussehenden Mann halten. Doch es steckte mehr hinter ihm als Intelligenz und gutes Aussehen. Er besaß das Herz und den Geist eines gefährlichen Kämpfers.
    “Kommen Sie dazu, Moran”, forderte Sawyer McNamara ihn nun auf und zeigte auf einen leeren Stuhl. “Sobald Dom und Lucie hier sind, fangen wir an. Ich habe Lucie heute Morgen nicht persönlich erreicht, also habe ich Dom vorbeigeschickt, um sie abzuholen.”
    Dante bemerkte die Verärgerung in Sawyers Miene und vermutete, dass Lucie Evans der Grund dafür war. Bevor er zu der Agentur gestoßen war, hatte er von der fortdauernden Fehde zwischen Sawyer und Evans gehört, die ebenfalls beide ehemalige FBI-Agenten waren. Und in seinem
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