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Das Geheimnis von Vennhues

Das Geheimnis von Vennhues

Titel: Das Geheimnis von Vennhues
Autoren: Holtkoetter Stefan
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gedacht, als du hereingekommen bist. Ich bin also weiterhin der Hauptverdächtige. Manfred hat niemand anderem gegenüber sein Geheimnis offenbart, nicht wahr?« Mit einem bitteren Lächeln fügte er hinzu: »Und ich bin wohl der, dem man am wenigsten Glauben schenken wird.«
    Hambrock sah überrascht auf. Er hatte noch immer keine Vorstellung, welche Rolle Manfred bei der ganzen Sache gespielt hatte.
    »Ich werde dir Glauben schenken«, sagte er. »Schieß los.«
    Peter erzählte alles, was er von Manfred erfahren hatte, und nachdem er geendet hatte, lehnte er sich erschöpft in die Kissen zurück.
    »Doch wieso Timo?«, fragte Hambrock schließlich. »Was hat er mit der Sache zu tun?«
    »Manfred glaubte wohl, dass ich mit Timo anbändeln wollte. Deshalb die geheimen Treffen. Er hat mich beobachtet. Ich schätze, dass er mir auch an diesem Nachmittag ins Moor gefolgt ist. Als ich dann den Anfall bekommen habe, muss ich das Messer verloren haben, zusammen mit dem Brief, den Timo mir geschrieben hat. Er ist dann allein weitergegangen zur Vogelwarte.«
    Peter schüttelte den Kopf. »Der arme Junge, er wollte doch nur fort von hier«, sagte er und fügte nach einer Weile hinzu: »Ich habe so viel gesehen in den Jahren, dass ich geglaubt hatte, alles zu kennen. Doch nun habe ich wieder das Gefühl, naiv gewesen zu sein. Ich wurde doch noch überrascht. Und das ausgerechnet in Vennhues.«
    Die Befragung hatte noch eine gute Stunde angedauert, und am Ende war Hambrock überzeugt gewesen, dass Peter die Wahrheit sagte.
    Er sah nun seine Kollegen an und verschränkte die Arme.
    »Haben wir inzwischen neue Erkenntnisse?«, fragte er.
    »Die Schuhabdrücke, die wir bei der Leiche von Timo Große Dahlhaus gefunden haben, passen zu Manfred Heesing«, sagte Philipp Häuser. »Jedenfalls der Schuhgröße nach«, fügte er verlegen hinzu. »Der Boden war zu matschig, und es konnten keine genauen Abdrücke gesichert werden. Es ist also nicht eindeutig feststellbar.«
    Hambrock seufzte. »Sonst nichts?«
    »Doch«, sagte Heike. »Möller war eben hier und hatte noch was. Du erinnerst dich, dass wir Textilfasern unter den Fingernägeln des Opfers gefunden haben? Möller hat herausgefunden, dass sie identisch sind mit dem Material von Manfred Heesings Daunenjacke.«
    Hambrock dachte darüber nach. »Das ist nur ein Indiz«, sagte er. »Nicht mehr und nicht weniger. Es kann hundert andere Erklärungen geben, wie diese Spuren dorthin gekommen sind. Und Manfred können wir ja nicht mehr fragen.«
    »Dennoch ist es ein wichtiges Indiz, wenn es um den Beweis der Unschuld von Peter Bodenstein geht«, sagte Heike. »Was meint denn die Hobe? Wird sie Anklage gegen ihn erheben?«
    »Sie wartet den Abschlussbericht ab«, sagte Hambrock. »Im Moment will sie sich noch nicht festlegen. Eines aber steht schon jetzt fest: Selbst wenn es zu einer Anklage kommt, wird die Beweislast so dünn sein, dass selbst ein mittelmäßiger Strafverteidiger Peter freibekommen wird.«
    Eine Weile sagte keiner etwas.
    »Dann ist es wie vor dreiundzwanzig Jahren?«, fragte Heike.
    »Nicht ganz«, sagte Hambrock. »Diesmal gibt es nicht nur einen einzigen Tatverdächtigen. Und selbst wenn wir Manfred nicht mehr stellen können, es bleibt zumindest ein erheblicher Zweifel. Ich für meinen Teil glaube, dass Peter unschuldig ist. Auch wenn das aus dem Abschlussbericht nicht so eindeutig hervorgehen wird.«
    »Es bleibt also ein Zweifel.« Heike sah ihn bekümmert an. »Das ist ein bisschen wenig, findest du nicht?«
    »Im Zweifel für den Angeklagten«, sagte er. »Das ist immerhin eine Säule unseres Rechtsstaates.«
    »Ob die Vennhueser das auch so sehen?«, gab sie zu bedenken.
    »Ich weiß es nicht.«
    Dann leerte er seinen Kaffeebecher mit einem großen Schluck.
    »Aber das soll heute auch nicht mein Problem sein«, sagte er beschwingt und stand auf. »Ich werde nämlich gleich nach Hause gehen.«
    Heike sah ihn beunruhigt an. »Wie meinst du das?«
    »Ich habe mir drei Tage freigenommen«, sagte er vergnügt. »Ich bin eigentlich nur gekommen, damit wir eine Übergabe machen können. Aber das wird nicht lange dauern, denke ich.«
    »Und was ist mit dem Bericht?«, fragte Heike.
    »Das wirst du schon schaffen. Zur Not kannst du mich anrufen. Aber ich glaube nicht, dass das nötig sein wird. Tut mir Leid, Heike, aber ich habe es Elli versprochen. Sie ist in dieser Woche nicht in der Universität, und wir haben ein paar Tage ganz für uns allein.«
    Philipp Häuser
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