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Das Geheimnis von Vennhues

Das Geheimnis von Vennhues

Titel: Das Geheimnis von Vennhues
Autoren: Holtkoetter Stefan
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ihm ins Schloss.
    »Du hast mir vielleicht einen Schrecken eingejagt«, sagte sie und holte eine Tasse aus dem Schrank. »Kaffee?«
    »Gern«, sagte er und setzte sich zu ihnen.
    Philipp Häuser sah ihn irritiert an, sagte jedoch nichts.
    »Philipp hat noch immer ein furchtbar schlechtes Gewissen«, sagte Heike zu Hambrock, während sie ihm Kaffee eingoss. »Wegen der Sache mit Kai van der Kraacht. Eric ten Hoeve hatte ihm Adresse und Telefonnummer von van der Kraacht gegeben, und er hat es schlichtweg vergessen.«
    Hambrock nickte lahm. Er hatte überhaupt keine Lust, sich wegen dieser Geschichte aufzuregen. Er wusste zwar, dass er ein Zeichen setzen sollte und dem Praktikanten einen Denkzettel verpassen müsste. Doch dazu fehlte ihm an diesem Morgen ganz einfach der Elan.
    »Vergessen Sie’s einfach, Philipp«, sagte er. »Wenn wir uns rechtzeitig um van der Kraacht gekümmert hätten, dann wäre es mir niemals vergönnt gewesen, als Held und Lebensretter in den Zeitungen zu stehen. Wir hätten erfahren, dass er von Peters Rückkehr wusste und einen Übergriff plante. Und dann hätten wir ihn festgenommen.«
    Philipp Häuser sah ihn verunsichert an. Er fragte sich offensichtlich, ob Hambrock ihn auf den Arm nahm. Was natürlich der Fall war.
    Hambrock hatte Kai van der Kraacht mit Mühe und Not im allerletzten Moment überwältigen können. Peter war da bereits bewusstlos gewesen. Die beiden Polizisten hatten sich um van der Kraacht gekümmert, und Hambrock hatte Peter aus dem Wasser gezogen und reanimiert. Hätte er sich nur wenige Minuten länger Zeit gelassen, wäre jede Hilfe zu spät gekommen.
    Peter Bodenstein hatten sie lebend aus dem Moor bergen können. Manfred Heesing dagegen nicht. Ihn hatten sie zu spät gefunden.
    »Was sagt die Rechtsmedizin zum Tod von Heesing?«, fragte er.
    »Noch nichts Abschließendes«, sagte Heike. »Die Obduktion findet erst heute Vormittag statt. Der äußere Befund der Leiche weist jedoch auf kein Fremdeinwirken hin.«
    Sie hatten Manfred Heesing achtzehn Stunden nach dessen mutmaßlichem Todeszeitpunkt aufgefunden. Erst nachdem sie Fährtenhunde eingesetzt hatten und mit Spezialisten ins Moor gegangen waren, hatten sie seinen Leichnam bergen können. Er hatte im trügerischen Hochmoor seinen Tod gefunden.
    »Höchstwahrscheinlich hat er sich verirrt«, sagte Heike. »Und dann ist er in Panik geraten, nachdem er in den Faulschlamm unterhalb des Sumpfwassers abgerutscht war. Mit besonnenem Verhalten hätte er sich wohl retten können, doch er muss panisch gestrampelt und sich somit immer tiefer in abgestorbenem Wurzelmaterial verfangen haben. Auf diese Weise ist er schließlich unter Wasser geraten und ertrunken.«
    Hambrock schüttelte sich.
    »Was hältst du von Peter Bodensteins Version?«, fragte Heike.
    Hambrock hatte das Wochenende mit langen Vernehmungen zugebracht. Immer wieder hatte er sich Peters Sicht der Ereignisse schildern lassen.
    »Sie ist schlüssig«, sagte er, »wenn auch etwas abenteuerlich. Leider nur ist der Belastete nicht mehr am Leben. Manfred Heesing wird dazu keine Stellung beziehen können.«
    Nachdem sie Peter aus dem Moor geholt und seine Verletzungen im Borkener Kreiskrankenhaus hatten behandeln lassen, war er in eine psychiatrische Klinik nach Münster überwiesen worden. In enger Absprache mit seinen Hamburger Ärzten hatte man die Medikation seiner Psychopharmaka an die akute Situation angepasst. Es war den Ärzten erst einmal gelungen, das Aufflackern der Psychose zu unterdrücken. Er würde noch eine Weile stationär behandelt werden müssen, doch man sah ihn auf einem guten Weg. Nach einigem Drängen – und nicht zuletzt auf Peters eigenen, ausdrücklichen Wunsch – ließen sie Bernhard Hambrock zu ihm, damit er seine Fragen stellen konnte.
    Als Hambrock sein Krankenzimmer betrat, wirkte Peter noch immer etwas mitgenommen. Die Ereignisse der vergangenen Tage steckten ihm zweifelsfrei noch in den Knochen.
    »Vielleicht wäre es besser gewesen, du hättest mich nicht aus dem Wasser gezogen, Bernhard«, sagte Peter.
    Hambrock erstarrte. »Bitte sag so etwas nicht.«
    Peter sah an ihm vorbei zum Fenster.
    »Ich hatte schon alles hinter mir«, fuhr er nachdenklich fort. »Die Schmerzen, die Angst, die Panik. Bevor es dann zu Ende ging, gab es nur noch Ruhe und Frieden. Alles andere war vorüber.«
    »Peter, bitte!«
    Er sah Hambrock lange an.
    »Manfred ist tot, nicht wahr?«, fragte er.
    »Woher weißt du …?«
    »Ich habe es mir gleich
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