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Das Geheimnis von Vennhues

Das Geheimnis von Vennhues

Titel: Das Geheimnis von Vennhues
Autoren: Holtkoetter Stefan
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beschleunigte sich. Er wollte mit Kai reden, doch dann bemerkte er seinen Blick. Es hatte keinen Sinn. Was immer er auch sagen würde, es würde nichts an Kais Entschluss ändern können.
    »Kai …«, begann er dennoch. »Warte!«
    Doch da wurde er bereits gepackt und über die Holzplanken geschleudert. Peter war erschrocken über so viel Kraft. Trotz seines Alters hatte Kai kaum etwas von seiner Stärke eingebüßt.
    Peter war ihm unterlegen. Er würde Kai nicht viel entgegensetzen können.
    »Kai, bitte hör mir zu …«
    Doch da lag Peter bereits im eiskalten Wasser. Kai drückte seinen Oberkörper in eine Schlenke hinein. Instinktiv stemmte sich Peter nach oben, doch Kai war stärker. Im schlammigen Grund fand Peter keinen Halt. Seine Lungen zogen sich schmerzhaft zusammen. Er brauchte Luft. Er ruderte mit den Beinen und versuchte sich von Kais Griff zu befreien. Doch seine Arme waren stählern, sie drückten ihn unerbittlich unter die Wasseroberfläche.
    Panisch ruderte Peter mit den Armen. Doch seine Bewegungen wurden zunehmend unkoordiniert. Es war hoffnungslos.
    Sein Körper gehorchte nicht mehr seinen Befehlen. Seine Lungen sogen gierig das Sumpfwasser ein. Das kalte Nass drang sofort in seine Atemwege. Augenblicklich überkam ihn ein erbarmungsloser Hustenreiz. Er würgte und spie, doch das Wasser drang immer tiefer in seine Lungen hinein.
    Er brauchte Luft. Das war alles, was er noch denken konnte.
    Mit weit aufgerissenen Augen starrte er zur dunklen Silhouette von Kai van der Kraacht hinauf, über dessen Kopf der blasse Mond leuchtete.
    Dann veränderte sich etwas. Das Licht des Mondes wurde heller, und es breitete sich in den Wellen des Wassers aus. Plötzlich spürte Peter seine Panik nicht mehr. Er hörte auf nach Luft zu ringen.
    Ein seltsam friedliches Gefühl erfasste ihn. Alles war ruhig und sanft. Das Licht wurde immer heller, und er hatte nun plötzlich keine Angst mehr.
    Jetzt würde alles gut werden.

31
    Um kurz nach neun herrschte nicht sonderlich viel Betrieb auf den Fluren des Münsteraner Polizeipräsidiums. Die meisten Mitarbeiter des Hauses machten um diese Zeit eine kurze Frühstückspause – eine Tradition, die sich trotz aller Verwaltungsreformen hartnäckig am Leben gehalten hatte. Einige der Kollegen gingen dafür eilig in die Kantine, andere schlossen ganz einfach die Tür zum Flur und schalteten dann in ihrem Büro die Kaffeemaschine ein.
    Hambrock war es ganz recht, niemandem zu begegnen. Nach dem einstündigen Gespräch mit der Staatsanwältin Marina Hobe hatte er erst einmal genug davon, auf die Ereignisse in Vennhues angesprochen zu werden. Die Kollegen auf dem Flur interessierten sich nämlich immer noch brennend für dieses Thema. Kein Wunder, schließlich hatten sich sogar überregionale Zeitungen der Geschichte angenommen und sie teilweise groß rausgebracht. Hambrocks Name war überall zu lesen, von einigen Zeitungen wurde er sogar wie ein Held gefeiert. Schließlich hatte er ein Menschenleben gerettet.
    Marina Hobe konnte leider nicht viel Heldenhaftes an seinem Einsatz entdecken. Zwar war ein Menschenleben gerettet worden, ein anderes aber war in derselben Nacht verloren gegangen. Zählte man Timo Große Dahlhaus dazu, war das bereits der zweite Tote während einer laufenden Ermittlung.
    Zudem – und das war der eigentliche Grund für ihre schlechte Laune – herrschte noch immer Unklarheit darüber, wer die Morde in Vennhues nun tatsächlich begangen hatte. Im Augenblick sah es auch nicht danach aus, als ob die verbleibenden offenen Fragen jemals beantwortet werden könnten. Marina Hobe hatte weder ein Geständnis noch überzeugende Beweise, auf die sie eine Anklage gründen konnte.
    Hambrock selbst dagegen glaubte nun die Wahrheit zu kennen. Er brauchte keine untrüglichen Beweise. Doch er war schließlich auch kein Richter.
    Er blieb vor der Bürotür von Heike Holthausen stehen. Er wollte bereits anklopfen, doch dann überlegte er es sich anders. Warum sollte er Heike und dem Praktikanten, mit dem sie ihr Büro teilte, nicht einen kleinen Streich spielen?
    Er stieß die Tür ohne Vorwarnung auf und überraschte die beiden wie erwartet am gedeckten Besuchertisch. Heike zuckte vor ihrem Frühstück zusammen, und Philipp Häuser sah erschrocken zu ihm auf.
    »Herr Hambrock …«, stammelte er und lief sofort rot an.
    »Macht ihr etwa eine Pause?«, fragte Hambrock mit gespielter Strenge.
    Heike verdrehte die Augen, dann stand sie auf und drückte die Tür hinter
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