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Das Geheimnis von Vennhues

Das Geheimnis von Vennhues

Titel: Das Geheimnis von Vennhues
Autoren: Holtkoetter Stefan
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Schwarzerlen. Die Planken waren gefährlich glatt, und er musste aufpassen, nicht ins Sumpfwasser zu fallen. Doch er war auf dem richtigen Weg. Es war nun nicht mehr weit bis zur Grenze.
    Hinter ihm knackte ein Ast. Ganz leise, aber dennoch war es deutlich zu hören. Er blickte sich um, aber natürlich konnte er nichts erkennen. Alles lag in tiefem Schwarz.
    »Manfred? Bist du das?«
    Er lauschte in die frostige Luft, doch das Geräusch war längst verklungen. Wahrscheinlich war es nur ein Tier gewesen, sagte er sich und ging weiter.
    Wieder knackte ein Ast. Sofort drehte er sich um. Seine Bewegungen waren jedoch zu hektisch, und er kam auf dem glitschigen Moos ins Rutschen. Im nächsten Moment donnerte er bereits auf die Planken und rutschte mit dem linken Bein über den Rand hinweg ins Wasser. Kalte Nässe drang durch seine Hose und in seine Schuhe. Mit einem Fluch zog er das Bein wieder heraus und setzte sich auf.
    Er lauschte. Doch es war alles still. Als hätte es das Geräusch niemals gegeben.
    Der Mond brach wieder hervor. Silbriges Licht fiel auf das Moor. Wollgras und Binsen glänzten auf den sanften Erhebungen, dazwischen lag das schwarze Sumpfwasser. Weiter hinten erhob sich der Bruchwald und bildete einen schwarzen Streifen zwischen dem glitzernden Moor und dem Sternenhimmel, unter dem die losen Wolken zogen.
    Dort, wo er das Knacken gehört hatte, stand eine Gruppe von Moorbirken. Sie wirkten völlig starr in der Dunkelheit. Wahrscheinlich hatte er sich das Geräusch nur eingebildet. Manfred musste es längst aufgegeben haben, ihm zu folgen. Bestimmt war er bereits wieder im Dorf. Nein, hier draußen war Peter allein.
    Von Ferne ertönte ein dumpfes Dröhnen, wie das Surren eines riesigen Insekts. Kurz darauf tauchte ein greller Lichtpunkt am Himmel über dem Bruchwald auf. Es war ein Scheinwerfer, der hinunter ins Moor leuchtete. Sie hatten einen Hubschrauber losgeschickt. Dieses Mal wollten sie offenbar sichergehen, dass er ihnen nicht entkam. Peter musste sich beeilen. Er ging vorsichtig weiter.
    Nach ein paar Metern sah er nochmals hinauf zum Hubschrauber. Doch der drehte ab und überflog einen anderen Bereich des Moors. Es würde eine Weile dauern, bis er zurückkehrte.
    Doch da veränderte sich etwas. Die Konturen der Baumgruppe bewegten sich. Peter versuchte sich zu konzentrieren. Etwas stimmte nicht. Er fixierte die Moorbirken am Rande des Wegs.
    Da war eine Bewegung. Eine Gestalt löste sich aus dem Schatten und trat auf den Weg. Sie hatte sich in der Baumreihe im Verborgenen gehalten.
    »Manfred?«, rief er. »Bist du das?«
    Doch die Gestalt antwortete nicht. Mit langsamen Bewegungen kam sie auf ihn zu. Es war nicht Manfred. Der Mann war größer und kräftiger, und seine Haare glänzten hell im Mondlicht. Es muss einer der Männer aus dem Dorf sein, dachte Peter. Oder ein Polizist. Bestimmt hatten sie sich bereits auf den Weg ins Moor gemacht und suchten ihn.
    Er musste weg, so schnell wie möglich. Er wandte sich ab und lief los. Mit dem nassen Schuh rutschte er aus und verlor erneut das Gleichgewicht. Er versuchte sich mit den Händen abzustützen, verhakte sich jedoch im Mantel und fiel mit dem ganzen Gewicht auf seinen rechten Arm. Ein stechender Schmerz durchfuhr ihn. Er versuchte den Arm zu bewegen, doch die Schmerzen wurden unerträglich. In einem unnatürlichen Winkel lag der Arm unter seinem Oberkörper.
    Der fremde Mann betrat den Bohlenweg. Er kam näher. Peter versuchte, die Schmerzen zu ignorieren. Mühsam raffte er sich auf. Doch da erfasste das Mondlicht das Gesicht des Fremden, und Peter hielt den Atem an. Er erkannte ihn sofort. Es war niemand aus dem Dorf, und es war auch keiner der Polizisten. Vor ihm stand Kai van der Kraacht.
    Sein Verstand musste ihm wieder einmal einen Streich spielen. Kai war lange tot, wenn er sich richtig erinnerte. Sein Vater hatte ihm das erzählt.
    Der Fremde blieb stehen und funkelte ihn an. Es gab keinen Zweifel. Dieser Mann war Willems Vater. Zwar war sein Gesicht vernarbt und aufgedunsen, die Jahre und der Alkohol hatten ihm offenbar nicht gutgetan. Dennoch war er es unverkennbar. Peter starrte ihn an.
    »Peter Bodenstein«, sagte Kai, als handele es sich bei dieser Aussage um eine wichtige Feststellung. Es schien, als wolle er noch etwas hinzufügen, doch dann beließ er es dabei. Er trat näher.
    Peter wurde übel. Er ahnte bereits, was Kai im Schilde führte. Er war ihm gefolgt, und nun ging er zum Angriff über. Sein Herzschlag
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