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Das Geheimnis von Vennhues

Das Geheimnis von Vennhues

Titel: Das Geheimnis von Vennhues
Autoren: Holtkoetter Stefan
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Manfred, er war gut fünfzig Meter hinter ihm. Er versuchte ihn einzuholen.
    »Jetzt warte doch!«
    Peter wandte sich ab und lief unbeirrt weiter. Er hatte nicht die Kraft, sich mit Manfred auseinanderzusetzen. Er musste sich auf seine Flucht konzentrieren. Später wollte er über diesen sonderbaren Abend nachdenken und über den Verdacht, der in ihm aufgekeimt war. Doch nicht jetzt. Nicht bevor er in Sicherheit war.
    »Peter!« Manfred holte auf.
    Es hatte keinen Zweck, er würde ihm nicht entkommen. Peter blieb stehen und stützte sich auf einen der Holzpfähle, die am Wegesrand standen. Der Schwindel wurde wieder stärker, und er glaubte, in eine Episode abzurutschen. Doch dann fand er die Kontrolle wieder. Vorerst geschah nichts.
    Manfred blieb schwer atmend vor ihm stehen.
    »Wo willst du denn hin?«, keuchte er. »So lass dir doch helfen. Ich bin doch dein Freund.«
    Peter schloss die Augen.
    Ich schaffe es nicht, dachte er. Ich kann jetzt nicht mit ihm reden. Ich muss weiter.
    Er sah den Weg hinunter, der durch den Bruchwald führte. Es war nicht mehr weit bis zur Weggabelung, wo das offene Moor begann.
    »Ich habe die beiden Jungen nicht ermordet«, rief Manfred aufgebracht. »Ich habe nichts damit zu tun. Glaubst du mir etwa nicht?«
    Peter hörte es in seiner Stimme. Er log. Es gab keinen Zweifel.
    Er verstand nun das merkwürdige Verhalten seines Freundes. Und er verstand auch, weshalb Manfred so unbeirrbar an seine Unschuld geglaubt hatte. Schließlich wusste er allein, wer die Morde tatsächlich begangen hatte.
    Ein unbestimmter Schmerz erfasste ihn. Es waren so viele Jahre vergangen, und doch trauerte er noch immer um Willem.
    »Ich war es nicht!«, rief Manfred verzweifelt. »Glaub mir doch!«
    Peter sagte nichts. Er hatte keine Kraft mehr. Er wandte sich einfach ab und stolperte weiter. Es waren nur noch wenige Meter bis zum offenen Moor. Die Ebene hinter dem Bruchwald ließ sich im Mondlicht bereits erahnen. Er war schon ganz nah.
    Manfred hielt ihn an der Schulter zurück. »Hör doch!«
    Peter blickte sich um. Er würde mit ihm reden müssen.
    »Weshalb?«, fragte er langgezogen. »Was haben sie dir getan? Wieso mussten sie sterben?«
    Manfred sah ihn flehend an. »Bitte …«
    »Was haben sie dir getan?«
    Manfred versuchte ihn anzufassen, doch Peter schüttelte seine Hand ab.
    »Ich habe es doch für dich getan«, wimmerte er. »Nur für dich.«
    Peter starrte ihn an. »Du hast was …?«
    Manfred sackte in sich zusammen.
    »Es war so schmutzig!«, stieß er aus. »So widerlich. Und es war nicht Recht, das weißt du genau. Diese Jungen waren so verdorben. So durchtrieben.«
    Peter stolperte einen Schritt zurück. Er presste sich die Hände gegen die Stirn. »Wovon redest du?«
    »Ich weiß, wie das ist. Glaub mir.« Manfred sah ihn hoffnungsvoll an. »Sie wollen dich verführen. Sie wollen, dass du diese widerlichen und ekelhaften Dinge mit ihnen machst. Weil sie schamlos sind und völlig verdorben. Sie haben keinerlei Anstand, und sie wissen genau, wie sie dich so weit kriegen, dass du weich wirst. Dass du es dann machst. Dass du diese ekelhaften Sachen tust, obwohl du es doch gar nicht willst.«
    Peter starrte ihn fassungslos an. Er konnte nicht glauben, was er hörte.
    »Ich mache dir keinen Vorwurf«, sagte Manfred. »Dich trifft keine Schuld, das musst du mir glauben. Ich weiß genau, wie das ist. Bei mir hat es auch schon mal ein Junge versucht, in meiner Firma in Münster. Ich kenne mich damit aus. Du bist nicht so stark wie ich, aber das macht nichts. Ich bin ja da für dich.«
    Ein Nachtvogel schrie über dem Moor und flatterte davon.
    Peter spürte nichts. Mechanisch drehte er sich um und ging weiter. Es war nicht mehr weit bis zur Grenze. Er würde es schaffen, wenn er sich beeilte.
    »Ich habe es für dich getan!«, rief Manfred hinter ihm her. »Weil du mein Freund bist. Du bist der wichtigste Mensch auf der Welt. Verstehst du das denn nicht?«
    Nicht jetzt, sondern morgen, sagte sich Peter. Morgen früh wollte er Bernhard Hambrock anrufen. Wenn er Den Haag erreicht hatte. Dann würde er ihm sagen, was er wusste, und Bernhard würde sich darum kümmern. Da war er ganz sicher.
    »Verstehst du das denn nicht?«, rief Manfred. Der Klang seiner Stimme veränderte sich. Wut und Ärger schlichen sich in seine Worte. Er holte auf. »Peter!«, rief er, packte ihn von hinten. Peter schaffte es, seine Hand abzuschütteln, geriet jedoch ins Straucheln. Manfred packte ihn wieder, diesmal
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