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Das Geheimnis des Wuestenprinzen

Das Geheimnis des Wuestenprinzen

Titel: Das Geheimnis des Wuestenprinzen
Autoren: Melissa James
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Shellah-Akbar. Sein Truck war mit Reifen ausgestattet, die man in Australien im Outback und für Wüstenrallyes benutzte, um überall hinzugelangen. Außerdem hatte er die Fahrerkabine verstärken lassen, so wie damals in seinen Wagen, als man ihn noch den Rennfahrerscheich genannt hatte.
    Während er früher sehr stolz auf diesen Spitznamen gewesen war, machte dieser ihn jetzt nur noch wütend. Mit dem Tod seines Bruders Fadi hatten auch sein eigenes Leben auf der Überholspur und sein Ruhm jäh geendet. Und nach dessen Tod hatte er auch jedes Recht verwirkt, sich Scheich zu nennen. Sein jüngerer Bruder Harun hatte seinen Platz eingenommen und die Prinzessin geheiratet, die für Fadi bestimmt gewesen war. Harun herrschte seit drei Jahren über sein Scheichtum Abbas al-Din und leistete hervorragende Arbeit.
    Der Gedanke an seine Heimat weckte die vertraute Wehmut in Alim. Früher war er immer gern nach Hause gekommen. Habib Abbas, hatten die Leute skandiert. Geliebter Löwe. Sie waren so stolz auf seine Errungenschaften gewesen.
    Ein wahrer Herrscher musste jedoch über Charakterstärke, einen gesunden Menschenverstand und Courage verfügen – Eigenschaften, die er mit Fadis Tod weitgehend verloren hatte. Nun besaß er gerade genug innere Stärke und Mut, um seinen Hals für eine Handvoll Dorfbewohner zu riskieren. Niemand feierte ihn, und das war gut so.
    Alim stöhnte, als wie immer, wenn er unter Stress stand, die Narben auf seinem Oberkörper zu jucken begannen. Er würde die restliche Salbe auftragen müssen, sobald er Zeit hätte – sobald er diese Witzbolde los wäre. Er war zwar nicht mehr Habib Abbas oder der Rennfahrerscheich, aber er konnte immer noch Auto fahren.
    Hör auf damit, ermahnte er sich. Denken verstärkte den Juckreiz nur – genauso wie den Kummer, der ihn Tag und Nacht begleitete. Es tut mir so leid, Fadi!
    Grimmig konzentrierte Alim sich aufs Lenken. Er blickte in den Rückspiegel. Sie verfolgten ihn immer noch im selben Abstand – schwer bewaffnete Männer. Sie waren zu weit entfernt, um schießen zu können, aber zu dicht hinter ihm, als dass er sie hätte abhängen können.
    Aber er musste irgendetwas tun, damit sie ihm nicht nach Shellah-Akbar folgten und die Vorräte und Medikamente raubten.
    Vielleicht konnte er die Leuchtrakete mit der Chemikalie manipulieren, mit der er normalerweise die Reifenhaftung verbesserte … Fieberhaft überlegte er. Ja, so würde es vielleicht funktionieren …
    Er war es gewohnt, einhändig oder sogar mit beiden Füßen zu lenken. Er klemmte das Gaspedal mit einem Stein fest und nahm das Steuer zwischen die Beine, während er vorsichtig das Leuchtgeschoss öffnete.
    Inzwischen näherte er sich der Kreuzung, die etwa fünfzehn Kilometer von dem Dorf entfernt war. Er musste Sh’ellas Leute so schnell wie möglich stoppen, damit sie nicht mitbekamen, welche Richtung er einschlug. Sonst würden sie über Satellitentelefon Verstärkung anfordern, sodass sich noch vor Sonnenuntergang weitere Männer im Dorf einfinden würden.
    So ruhig wie möglich schüttete er das Pulver in die Leuchtrakete. Er musste vorsichtig sein, wenn er die Männer nicht umbringen wollte, denn er wollte nicht über sie richten, so böse sie auch sein mochten. Er war in privilegierte Verhältnisse hineingeboren worden und hatte die bestmögliche Ausbildung genossen. Die meisten seiner Verfolger hingegen waren in Armut zur Welt gekommen, als Kinder entführt und ihrer Kindheit beraubt worden, indem sie den Umgang mit Waffen lernten.
    Er würde genug Lebensmittel und Medikamente hinterlassen, damit ihr Anführer sie nicht hart bestrafte. Ob er das Problem damit löste oder nicht, wusste er nicht. Doch in diesem Land zählte ein Menschenleben nicht viel, und er wollte sein Gewissen nicht noch mehr belasten.
    Als er sich dem Wegweiser näherte, lenkte er den Lkw scharf nach links. Er setzte die Leuchtrakete wieder zusammen, umwickelte sie mit einem Kabel und schüttelte sie, bevor er das Verdeck öffnete. Dann zündete er sie an, zählte von hunderteins bis hundertsieben, warf die Rakete durch die Öffnung nach hinten und schloss das Verdeck wieder.
    Als er das Steuer mit den Händen umfasste und den Stein vom Gaspedal trat, ertönte ein ohrenbetäubender Knall. Hinter ihm wurde die Luft erst bläulich, dann schwarz,
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