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Das Geheimnis des Scriptors

Das Geheimnis des Scriptors

Titel: Das Geheimnis des Scriptors
Autoren: Lindsey Davis
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in ihren bereits hektischen Haushalt brachten, schnaubte aber trotzdem beleidigt. »Macht doch, was ihr wollt.«
    Petronius hatte Helenas Gepäckkarren untergestellt und kam zu uns zurück. »Sieht ja aus, als wolltet ihr für den Rest der Saison hierbleiben, bei all dem Gepäck, das du mitgebracht hast«, sagte er zu ihr.
    »Ach, das ist nur Urlaubslektüre.« Helena lächelte ruhig. »Ich war ziemlich in Verzug mit dem Tagesanzeiger, und deshalb hat mir mein Vater seine alten Abschriften geliehen.«
    »Drei Säcke mit Schriftrollen?«, fragte Petro sie ungläubig. Er hatte eindeutig und ohne Scham in Helenas Gepäck herumgeschnüffelt. Jeder wusste, dass das seltsame Mädchen, das ich mir geangelt hatte, lieber seine Nase in Literatur steckte, statt sich mit den zwei kleinen Töchtern zu beschäftigen oder auf den Markt an der Ecke zu gehen, um eine Meeräsche zu kaufen und ein wenig zu tratschen, wie jede normale Ehefrau vom Aventin. Helena Justina würde mich eher vernachlässigen, weil sie in ein neues griechisches Theaterstück vertieft war, und nicht wegen einer Tändelei mit einem anderen Mann. Sie kümmerte sich auf ihre eigene Weise um unsere Töchter. Julia wurde mit ihren drei Jahren bereits das Alphabet beigebracht. Zum Glück mochte ich exzentrische Frauen und fürchtete mich nicht vor frühreifen Kindern. Wenigstens hatte ich das bisher geglaubt.
    Helena richtete den Blick auf mich. »Momentan sind die Nachrichten ziemlich öde. Die kaiserliche Familie hat sich für den Sommer auf ihre Landsitze begeben – und selbst Infamia macht Urlaub.«
    Infamia war das Pseudonym desjenigen, der die schlüpfrigen Skandale über Senatorenfrauen und deren Affären mit Wagenlenkern zusammenstellte. Zufällig wusste ich, dass Infamia durchtrieben und unzuverlässig war, und wenn er tatsächlich Urlaub machte, hatte er vergessen, die Termine mit seinen Arbeitgebern abzusprechen.
    »Wenn’s keine Skandale gibt«, verkündete Maia kategorisch, »dann lohnt es sich überhaupt nicht, den Tagesanzeiger zu lesen.«
    Helena lächelte. Sie hasste es, wenn ich ihr etwas verheimlichte, und wollte mich zwingen, damit rauszurücken. »Infamia muss irgendwo eine tolle Villa haben. Denk doch nur an all die Schmiergelder von den Leuten, die nicht wollen, dass ihre Geheimnisse veröffentlicht werden. Was meinst du, Marcus?«
    »Ist uns etwas entgangen?« Maia hasste es, außen vor gelassen zu werden. Sie klang gereizt. Was nichts Neues war.
    »Falco, du Ratte. Führst du hier etwa eine deiner verrückten Ermittlungen durch?«, knurrte Petronius, der ebenfalls etwas witterte.
    »Lucius, mein liebster und ältester Freund, wenn ich einen Auftrag erhalte, verrückt oder nicht, werde ich dir sofort Bericht erstatten …«
    »Du hast einen Auftrag!«
    »Das habe ich gerade abgestritten, Petro.«
    Petro wandte sich an Maia. »Dein zugeknöpfter Mistkerl von Bruder verbirgt einen Auftrag unter seiner haarigen Achsel.« Er blickte mich finster an, dann richtete er seine Aufmerksamkeit darauf, sich eine mit Ingwer zubereitete Fischterrine zu schnappen, auf die sich die Kinder wie hungrige Möwen gestürzt hatten. Er musste ihr erbostes Kreischen über sich ergehen lassen, während sie zuschauten, wie er sich die besten Happen in seine Essschale löffelte.
    »Was für ein Auftrag?«, fragte Maia grob.
    »Geheim. Eine Klausel in meinem Vertrag besagt: ›Erzähl es nicht deiner neugierigen Schwester oder ihrem aufdringlichen Freund.‹« Ich befreite Petro von seiner Trophäe und kredenzte Helena und mir die letzten Garnelen.
    Maia schnappte sich eine aus meiner Schale. »Werd endlich erwachsen, Marcus!«
    Ach, das Familienleben. Ich fragte mich, ob der Mann, den ich hier suchte, nahe Verwandte besaß. Wenn man nach Motiven sucht, sollte man nie das Naheliegende missachten.

IV
    H elena und ich hatten diesen einen Abend für uns. Wir nützten ihn weidlich aus. Morgen würde Albia eintreffen, ein junges Mädchen aus Britannien, das sich um unsere Kinder kümmerte, während wir versuchten uns um Albia zu kümmern. Sie hatte es im Leben nicht einfach gehabt. Hinter Julia und Favonia herzulaufen lenkte sie davon ab – theoretisch. Sie hatte Erfahrung mit Familienreisen aus der Zeit, als wir sie von Londinium nach Italien gebracht hatten, aber ein Kleinkind und eine Dreijährige auf einer zweistündigen Karrenfahrt unter Kontrolle zu halten würde eine Herausforderung sein.
    »Sind wir sicher, dass Albia alleine hierherfindet?« Ich ließ es
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