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Das Geheimnis des Roten Ritters

Titel: Das Geheimnis des Roten Ritters
Autoren: dtv
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gegen die Tür, die unter den Schlägen des Roten Ritters erbebte. Wie lange würde das Holz
     standhalten? »Bruder Josephus, stemmt euch dagegen, bitte!«
    Doch der Mönch bewegte sich keinen Zentimeter. Er war ein beschauliches Klosterdasein gewohnt und nicht solche verwirrenden
     Geschichten. Tatenlos sah er zu, wie sich die drei vermeintlichen Jünglinge gegen die Holztür stemmten.
    Drei, vier andere Mönche eilten herbei. Doch auch sie machten nur ratlose Gesichter und rangen die Hände. Schließlich lag
     ihre Kraft im Gebet und nicht darin, gefährliche Ritter festzusetzen.
    Da hatte Johanna den rettenden Gedanken.
    Waldemar! Irgendwo musste doch Waldemar stecken!
    Sie reckte den Kopf und fing an zu heulen wie ein verwundeter Wolf. Die beiden Jungen zögerten nur einen Moment. Dann hatten
     sie begriffen und stimmten in das Gejaule ein. Es war ein entsetzlicher Lärm, der das Gebrüll Dietrichs in der Zelle und seine
     polternden Schläge gegen das Holz bei Weitem übertraf.
    Doch es half. Um die Ecke des Badhauses kam Waldemar herbeigeeilt.
    »Hier seid ihr!«, rief er. Auch er verstand nicht genau, was eigentlich los war. Aber anders als die Mönche handelte er sofort.
     Er stemmte sich neben die Kinder gegen die bebende Tür.
    »Was ist mit dir, Waldemar?«, fragte Johann ihn atemlos. »Du blutest ja!« Angstvoll schaute sie dem Knappen ins Gesicht. An
     Waldemars Schläfe klebte Blut und seine Tunika war nass.

    »Dietrich hat mich niedergeschlagen«, antwortete der Knappe hastig. »Als ich dem Abt zu Hilfe kommen wollte. Der Bursar hat
     mich mit einem Eimer Wasser wiederbelebt.«
    Waldemar versuchte ein Grinsen, das aber recht schief aussah, weil ihm der Kopf so weh tat. »Sagt bloß, ihr habt Dietrich
     hier eingesperrt?«, fragte er.
    »Klar«, lachte Hagen. »Das war ein Kinderspiel.«
    Johanna stöhnte auf. »Nun gib nicht so an. Dietrich ist gleich wieder frei, wenn wir keine Hilfe kriegen!«
    »Aber wie?« Waldemar schaute sich auf dem Klosterhof um. In diesem Moment rumpelte ein Karren vor das Tor der Brauerei und
     ein paar Mönche rollten Bierfässer heran. Da kam Hagen ein Gedanke. »Schnell, holt die Fässer herbei!«, rief er den Mönchen
     zu. »So viele wie möglich. Aber beeilt euch bitte, in Gottes Namen!«
    Auf diese Anweisung reagierten die Mönche endlich. Angeführt von Josephus liefen sie zum Tor der Brauerei hinüber, um kurz
     darauf schnaufend mit vollen Fässern wiederzukommen.
    Es war Hilfe in letzter Sekunde. Als Waldemar, Georg, Hagen und Johanna mit vereinten Kräften die schweren Fässer vor der
     Zellentür stapelten, hatte Dietrich es schon beinahe geschafft auszubrechen.Immer mehr Fässer rollten die Mönche herbei – der Rote Ritter hatte keine Chance mehr.
    Erschöpft ließen sich die vier auf dem Boden nieder. Mit dem Rücken gegen die Fässer gelehnt, saßen sie da und atmeten tief
     durch.
    »Nun erzähl schon, was dir passiert ist.« Johanna stieß den Knappen mit dem Ellenbogen an.
    Doch Waldemar war mindestens genauso neugierig. »Erst will ich wissen, wie ihr es geschafft habt, Dietrich hier einzusperren«,
     antwortete er.
    Doch noch ehe jemand etwas sagen konnte, gab es schon wieder Wirbel. Ritter Karl kam auf den Klosterhof geprescht! Ohne auf
     seinen verletzten Fuß Rücksicht zu nehmen, sprang er vom Pferd. »Hagen! Johanna!«, rief er. »Was zum Teufel hat das alles
     zu bedeuten?«
    Die Zwillinge eilten auf ihn zu. Unendlich erleichtert waren sie, ihren Vater zu sehen. Die Freude darüber ließ keine Angst
     vor dem Donnerwetter aufkommen, das sie noch erwarten würde. Jetzt endlich waren sie in Sicherheit! Das Abenteuer war überstanden.

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    Ein großer Wunsch
    Eine halbe Stunde später saßen sie alle im Esszimmer des Abtes und stärkten sich mit Rotwein, Fleisch, Brot und Käse. Ein
     Bote war losgeritten, um dem Kirchenvogt, der für Dietrichs Bestrafung zuständig war, Bescheid zu geben. Der Vogt würde das
     Blutgericht einberufen, vor dem Schwerverbrechen wie Mord und Raub verhandelt wurden. Dass der Ritter auf dem Galgenberg in
     der Nähe des Klosters enden würde, daran zweifelte niemand. Vermutlich würde der Vogt warten, bis der Hoftag in Mainz vorbei
     war. Dann hätten die Menschen wieder Zeit und Muße, sich das Aufhängen Dietrichs anzuschauen. Und der Vogt konnte allen zeigen,
     dass er in der Grafschaft für Sicherheit sorgte. Falls Dietrich seine Verbrechen nicht von selbst gestehen sollte, würde man
     ihn schon dazu
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