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Das Geheimnis des Roten Ritters

Titel: Das Geheimnis des Roten Ritters
Autoren: dtv
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verfiel er in eine gemütlichere Gangart. Bei der Brauerei gab er es auf, den beiden
     zu folgen.
    Während Johanna und Georg durch die Klosteranlage eilten, berichtete Johanna, so gut es ging, was im Laufe des Tages passiert
     war. Als sie beim Badhaus um die Ecke bogen und somit außer Sichtweite von Josephus waren, tauchte auch Hagen auf, in den
     Händen den schweren Lederbeutel.
    Wenige Sekunden später standen die drei vor dem mehrstöckigen Palast des Abtes und schauten zu den Fenstern aus kostbarem
     Glas hoch. Hinter welchem mochte der Abt wohl sein?
    Und dann überstürzten sich die Ereignisse.

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    In der Falle
    Zunächst schien im Palast alles friedlich zu sein. Der Zellerar und der Bursar, die beiden Mönche, die für die Wirtschaft
     und das Vermögen des Klosters verantwortlich waren, gingen tief ins Gespräch vertieft den Flur entlang.
    Sie kümmerten sich nicht um den Novizen und seine jungen Begleiter, die sie für Klosterschüler hielten. Wahrscheinlich sprachen
     sie darüber, ob sich die vielen vornehmen Gäste, die wegen des Festes im Kloster übernachteten, wohl erkenntlich zeigen würden.
    Das, was die Edelleute dem Kloster an Grundstücken und Geld schenkten, war eine wichtige Einnahmefür den Mönchsorden. Und die Ausstattung an kostbaren Wandteppichen und silbernen Kerzenhaltern im Palast zeugte davon, dass
     der Abt viele Gönner hatte.

    »Wo bleibt Waldemar denn nur?«, fragte Johanna leise.
    Hagen deutete auf eine mit Schnitzwerk verzierte Tür und legte den Zeigefinger an die Lippen. »Pssst!«, raunte er. »Ich glaube,
     ich habe etwas gehört.«
    Die drei hielten den Atem an, um zu lauschen. Ja, Hagen hatte recht. Im Amtszimmer des Abtes schien jemand zu sprechen.
    »Ich weiß es wirklich nicht! Ich habe keine Ahnung, wovon Ihr redet«, hörten sie eine Stimme sagen. Eine ziemlich verzweifelte
     Stimme.
    »Ihr Mönche seid doch groß im Lügen und Stehlen. Woher kommt denn all die Pracht hier? Etwa von Gott höchst persönlich?« Das
     war die Stimme des roten Reiters! »Aber Ihr werdet noch um Gnade flehen. Ich will mein Geld zurück, sonst geht es Euch an
     den Kragen!«
    »Lasst mich! Lasst mich los   …« Die Worte des Abts waren kaum noch zu verstehen. Er schien in äußerster Not zu sein.
    Entsetzt sah Hagen seine Schwester und seinen Vetter an. Wo blieb Waldemar denn nur?
    Und dann erklang ein Röcheln hinter der Holztür, das Hagen das Blut in den Adern gefrieren ließ. Er konnte nicht mehr auf
     den Knappen warten! Ohne nachzudenken, riss er die schwere Tür auf.
    »Hagen!«, schrie Johanna voller Angst. Georg wollte ihn am Ärmel seiner Tunika festhalten. Doch Hagen stand schon auf der
     Schwelle zum Zimmer des Abtes. Er hatte keinen Blick für die kunstvollen Teppiche, die den Steinboden und die Wände bedeckten.
     Er sah nur Dietrich, wie er den Abt am Hals gepackt hatte und ihn würgte und schüttelte. Die weit aufgerissenen Augen des
     alten Mannes quollen hervor.
    Dietrich hielt überrascht inne und warf den Kopf herum. Aus stahlblauen Augen starrte er den Jungen an. Eine endlose Sekunde
     lang schien die Welt stillzustehen. Dann handelte Hagen, ohne selbst recht zu wissen, was er tat.
    War es wirklich er, der schwächliche, dünne Hagen, der plötzlich in wütender Verzweiflung auf den fremden Ritter zustürzte?
     Der »Mörder!« schrie und den schweren Beutel schwang?
    Mit aller Kraft versuchte er, dem Ritter den Beutelgegen den Kopf zu schleudern. Doch Dietrich wich in letzter Sekunde aus. Er ließ den Abt los und sprang hinter den Eichentisch,
     um in Deckung zu gehen. Noch im Sprung zog er seinen Dolch.
    Hagen sah das Blitzen des Metalls und einen Wimpernschlag lang war er wie gelähmt. Wieder schrie Johanna auf.
    Wie einen Schutzschild hob Hagen den Lederbeutel empor – und wurde im selben Moment von der Türschwelle weggerissen. Georg
     hatte ihn keine Sekunde zu spät gepackt. Der Dolch sirrte durch die Luft und blieb im hölzernen Türrahmen stecken.
    »Da ist ja der Beutel!« Dietrich von der Rabenburg brüllte los. Er schwang sich über den Tisch, um sich auf Hagen zu werfen.
     Doch er stieß mit dem Abt zusammen, taumelte und stürzte zu Boden.
    »Los! Weg!«, schrie Johanna.
    Georg handelte sofort. »Mir nach!«, rief er und riss Hagen und Johanna mit sich den Flur hinunter.
    In wilder Flucht jagten sie über den Gang, direkt auf den Bursar und den Zellerar zu, die ihnen erstaunt entgegensahen.
    »Der Abt!«, rief Georg, während sie bereits
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