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Das Geheimnis des Roten Ritters

Titel: Das Geheimnis des Roten Ritters
Autoren: dtv
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Bischof ausgeraubt! Ihr müsst uns hineinlassen, bitte!«
    »Gütiger Gott, der edle Herr war Dietrich von der Rabenburg?« Der Mönch machte genauso ein entsetztes Gesicht wie Hagen eine
     Stunde zuvor.
    »Wisst Ihr, wo er jetzt ist?«, hakte Johanna nach.
    Der Mönch spähte besorgt zum Klosterhof, während er sich beeilte, das Tor zu öffnen.
    »Er sagte, er müsse dringend den Abt sprechen, weil der etwas Wichtiges verwahren würde«, jammerte er. »Ich glaubte, es ginge
     um den Ablauf des morgigen Tags. Der Hoftag beginnt doch morgen, mit der Festkrönung des Kaisers und der Kaiserin. Und der
     Abt wird dabei   …«
    Waldemar unterbrach den Mönch. »Heißt das, Dietrich ist jetzt beim Abt?«
    Der Mönch zuckte die Achseln. »Ich nehme es an.«
    Hagen packte Waldemar an der Schulter. Er hatte sich am Abend zuvor gemerkt, wo das Haus des Abtes lag. »Schnell!«, rief er.
     »Hier lang!«
    »Aber   …« Der Mönch rang die Hände.
    Doch die drei hörten ihn schon nicht mehr. An der Bäckerei, dem Brauhaus und dem Badhaus vorbei eilten sie auf den Palast
     des Abtes zu.
    Doch auf halbem Weg hielt Hagen plötzlich an. »Wartet«, sagte er außer Atem. »Sollten wir wirklich einfach so losstürmen,
     ohne einen Plan? Was können wir denn ausrichten gegen einen wie Dietrich, der mit Schwert und Dolch bewaffnet ist?«
    Waldemar verzog das Gesicht. Er hatte doch gewusst, dass Hagen ein Feigling war. Aber Johanna nickte.
    »Stimmt«, sagte sie. »Bevor man handelt, sollte man denken. Das hat Vater oft genug gesagt.«
    »In der Schlacht muss man manchmal handeln, ohne lange zu denken«, gab Waldemar zurück.
    »Ja, aber dies hier ist keine Schlacht!« Hagen stampfte mit dem Fuß auf.
    Johanna verdrehte die Augen. »Wollt ihr jetzt streiten?«, stöhnte sie.
    »Nein«, sagte Waldemar mit fester Stimme. »Hagen hat ja recht. Wie wäre es, wenn wir uns aufteilen?« Er zeigte zur Novizenanstalt
     hinüber. »Du, Johanna, versuchst Georg zu finden. Er kennt sich als Einziger von uns im Kloster wirklich aus.« Er wandte sich
     Hagen zu. »Und du holst inzwischen den Sack mit dem Geld. Vielleicht brauchen wir ihn ja, um Schlimmeres abzuwenden.«
    »Und was tust du?«, gab Hagen prompt zurück.
    »Ich schau mich im Haus des Abtes um. Wer weiß, ob Dietrich dort wirklich ist.«
    »Na gut   … So machen wir es.« Hagen fiel es nicht leicht, sich Waldemars Plan zu beugen. Aber es gelang ihm, vernünftig zu bleiben
     und keine Diskussion anzuzetteln. »Aber wir müssen ein Zeichen abmachen, wenn Gefahr droht«, sagte er. Na, immerhin hatte
     er auch etwas beizusteuern!
    »Das Heulen des Wolfes«, meinte Johanna. »Was anderes kann ich nicht.«
    »Hier im Kloster?« Hagen runzelte die Stirn.
    Doch Waldemar nickte. »Egal! Lasst uns keine Zeit verlieren.« Er legte die Hand an den Dolch, der ihm im Gürtel steckte, und
     schaute grimmig.
    Und obwohl die Lage bitterernst war, musste Johanna fast lachen. Vaters Knappe machte ein Gesicht wie ein alter Kreuzritter
     auf dem Weg ins Heilige Land. Hoffentlich übertrieb er es nicht mit seinem Eifer   …
    »Sei bloß vorsichtig, Waldemar!«, bat Johanna den Knappen mit Nachdruck. Dann trennten sich die drei.

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    List und Lügen
    Niemand war bei den Stallungen, als Hagen niederkniete, um den Geldbeutel wieder auszugraben. Unbemerkt konnte er den Schatz
     bergen und die Erde von dem Lederbeutel klopfen. Er öffnete den Geldsack und strich mit den Fingern durch die Goldmünzen und
     Brakteaten aus dünnem Silberblech. Dann zurrte er das Lederband wieder zu. Für einen Moment ruhte sein Blick auf dem verwitterten
     Wappen, den beiden gekreuzten Schwertern. Das Wappen derer von der Rabenburg.
    Doch plötzlich stutzte Hagen. Sie hatten sich geirrt! Das waren gar nicht die gekreuzten Schwerter des Wappens der Rabenburger.
     Es war das Bischofskreuz. Hagen seufzte schwer. Ja, dieser Dietrich hatte den armen Bischof überfallen. Da gab es nicht mehr
     den geringsten Zweifel. Mit dem schweren Geldbeutel unter dem Arm machte Hagen sich auf den Weg zurück zum Klosterhof.
    Johanna hatte sich inzwischen mit einer Lüge in der Novizenanstalt Eintritt verschafft. »Ich binHagen von Felsenstein«, stammelte sie, als sie von einem Mönch angesprochen wurde. »Im nächsten Monat werde ich als Novize
     aufgenommen und jetzt soll ich meinem Vetter Georg etwas von seinem Vater ausrichten.«
    »Du kannst ihn jetzt nicht sprechen, Sohn. Er ist im Unterricht.« Der Mönch sprach mit strenger
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