Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Geheimnis des Roten Ritters

Titel: Das Geheimnis des Roten Ritters
Autoren: dtv
Vom Netzwerk:
verschwunden und Johanna ließ sich nun doch auf dem Gras vor dem Zelt ihres Vaters nieder.
     Von den Dienern war niemand zu sehen. Wahrscheinlich begleiteten sie ihren Herrn, während sich der Knappe um Ritter Karls
     Rüstung kümmern sollte.
    Für einen Moment schloss sie vor Müdigkeit die Augen und seufzte. Warum nur musste ihr Vater ausgerechnet jetzt verletzt sein?
     Ob das gut gehen konnte mit Waldemar?
    Als der Knappe wieder auftauchte, hatte er nichtnur sein Pferd, sondern auch das von Onno, dem Koch, dabei.
    »Ich habe Ritter Karl eine Nachricht hinterlassen«, gab er Bescheid und half Johanna, auf das stämmige Pferd des Kochs zu
     steigen. Und dann machten sie sich endlich auf den Weg zurück zum Kloster.

[ Menü ]

    Dietrich von der Rabenburg
    Mit den Pferden dauerte es nicht lange, bis sie das Gasthaus zum Goldenen Bären erreichten. Johanna machte Waldemar ein Zeichen.
    »Wir müssen nach Hagen schauen«, rief sie. »Hoffentlich geht es ihm besser.«
    Sie hatte ihre Hoffnung kaum ausgesprochen, da sah sie ihren Bruder auch schon. Blass, aber offenbar munter hockte er neben
     dem Brunnen und trank Wasser aus dem Schöpfeimer.
    Johanna und Waldemar sprangen gleichzeitig von den Pferden. »Hagen!« Überglücklich schloss das Mädchen ihren Bruder in die
     Arme.
    Und sogar Waldemar vergaß, dass er Ritter Karls Sohn bisher für einen Nichtsnutz gehalten hatte, und reichte ihm die Hand.
     »Ein Glück, dass du wohlauf bist«, sagte er. »Kannst du reiten?«
    Hagen nickte. Er blickte verwirrt von dem Knappen zu Johanna. »Wo kommt der denn plötzlich her?«, fragte er.
    »Das erzählen wir dir unterwegs«, drängte Johanna.»Komm, steig auf!« Kurzerhand griff Waldemar Hagen um die Taille und hob ihn auf sein Pferd. Dann schwang er sich dahinter.
     »Entschuldigung. Aber deine Schwester hat es furchtbar eilig«, grinste er und trieb sein Pferd wieder an.
    Sie kamen auf der belebten Straße nicht allzu schnell voran. Johanna brannte vor Ungeduld. Aber wenigstens konnte sie Hagen
     so erzählen, was passiert war.
    »Der Rote Ritter ist Dietrich von der Rabenburg?! Dieser Tunichtgut«, fluchte Hagen. Genau wie Waldemar hatte er daheim auf
     der Burg genug von Dietrichs Schandtaten gehört, um sich die schrecklichsten Szenen vorzustellen. Was würden sie vorfinden,
     wenn sie das Kloster erreichten? Hatte Dietrich nicht mal eine Mühle niedergebrannt, weil ihn der Müller beim Markgraf verklagen
     wollte, um endlich zu seinem Geld zu kommen? Nur weil sich der Markgraf mehr um seine Weinberge als um die Gerechtigkeit im
     Land kümmerte, war Dietrich bisher seiner Strafe entkommen.
    Das Landfriedensgesetz, das der Kaiser erlassen hatte, nützte nicht viel, wenn Männer wie Dietrich ungeschoren davonkamen.
     Von Rechts wegen durfte dieser Kerl nur noch Stümpfe statt Hände haben.

    Denn wer einen Raub beging, dem wurde die Hand abgehackt. Und hatte Dietrich den Bischof sogar erschlagen, würde er das mit
     dem Leben bezahlen.
    Hagen erschauderte. Aber jetzt war nicht die Zeit, Angst zu haben. Johanna hatte recht, ihr Vetter Georg war in großer Gefahr.
     Hoffentlich kamen sie nicht zu spät! Zum Glück konnten sie den Hügel mit dem Kloster schon in der Ferne erkennen.
    Als sie es schließlich erreichten, sah alles friedlich aus. Sie preschten bis zum Torhaus vor, wo jetzt ein anderer Mönch
     als Bertram Wache hielt, und sprangen von den Pferden.
    Geistesgegenwärtig zog Hagen sich die Kapuze vom Kopf und drückte sie Johanna in die Hand. »Nimm meine Gugel«, sagte er. »Dann
     sieht man nicht gleich, dass du ein Mädchen bist.«
    Hagens Trick funktionierte. Da Johanna aus ihrer Tunika schon fast herausgewachsen war, reichte sie ihr nur bis zu den Waden.
     So ähnelte sie dem kürzeren Gewand, wie es die Jungen trugen. Und unter der Kapuzenmütze waren ihre langen Locken nicht zu
     erkennen.
    »Lasst mich mit dem Mönch sprechen«, sagte Waldemar. »Er wird einem Knappen eher glauben als zwei Kindern.«
    In Hagen flackerte für eine Sekunde Unmut auf. Wollte sich Waldemar wieder einmal wichtigmachen?
    Doch Waldemars Miene zeigte keine Spur von Hochmut. Und er hatte ja recht. Sie konnten sich jetzt kein langes Hin und Her
     leisten.
    »Bruder, hört zu«, sagte Waldemar eindringlich und plötzlich klang er wirklich fast wie ein Erwachsener. »Habt Ihr einem Reiter
     mit rotem Umhang Einlass gewährt?« Und ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr er eilig fort: »Das war Dietrich von der Rabenburg.
     Er hat den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher