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Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Titel: Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie
Autoren: Wilfried Esch
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Schlange, wurde hinabgestürzt und mit ihm die verführten Engel, denn sein Schwanz fegte ein Drittel der Sterne vom Himmel «.
    »Gibst du zu, dass du ein Ketzer bist?«
    »Ich bin ein wahrer Christ«, antwortete der Mann fest.
    »Glaubst du an die Taufe, die kleine Kinder zu wirklichen Christen macht?«
    »Ich glaube nur an eine Taufe, das Consulamentum. Eine Taufe, die mit Wasser vorgenommen wird, ist nichts wert. Nur jene Taufe führt zum Heil, die aus Gottes Wort stammt.«
    »Man wird dich der Ketzerei anklagen. Begreifst du denn nicht, dass es hier um dein Leben geht?«
    Der Mann lächelte.
    »Der Tod kommt zu einem jeden von uns, doch er wird mich nur von meiner sterblichen Hülle befreien, damit meine Seele endlich frei ist und zu Gott in den Himmel aufsteigen kann.«
    Bestürzt über diese Antwort verließ der Ketzerrichter den Raum. Was waren das für Menschen, die selbst die furchtbaren Qualen des Scheiterhaufens nicht zu fürchten schienen? Diese verfluchte Ketzerei musste ein Ende haben. Doch sollte dieses Ende wirklich den Tod von Tausenden, ja Abertausenden Menschen bedeuten? Wenn ja, dann hatte dieser Mann am Ende Recht und der Teufel herrscht tatsächlich über diese Welt. Der Inquisitor eilte in die Hauskapelle und warf sich bäuchlings vor den Altar auf den Boden. Das konnte von Gott nicht gewollt sein.

Kapitel 2
Caravaggio
    Italien – Porto Ercole, 18. Juli a.d. 1610
    Schnelle Schritte hallten durch die Gassen von Porto Ercole. Schatten huschten an den Wänden der dicht beieinander stehenden Häuser hin und her. Gleich einem gehetzten Tier floh ein dunkelhaariger Mann vor seinen Verfolgern. Immer wieder warf er einen Blick zurück, um zu sehen, ob seine Häscher schon aufgeholt hatten. An einem Hauseingang sank er keuchend in die Hocke, spürte seinen Körper wieder zittern und wie das Fieber ihn erneut packte. Zum Strand musste er, nur dort konnte er seinen Verfolgern entkommen.
    »Oh Herr, steh’ mir bei«, dachte er bei sich. »Selbst hierher verfolgen sie mich, die Ausgeburten der Hölle, die Abgesandten Satans«, lugte er vorsichtig nach allen Seiten. Im roten Licht der untergehenden Sonne nahmen die Schatten der Wolken, der Bäume und Häuser bizarre, bedrohlich erscheinende Formen an. Erschienen sie dem Mann anfangs wie ein riesiger Vogel, so glichen sie zunehmend einem feuerroten Drachen.
    »Oh Gott, Satan selbst sucht nach mir. Dabei habe ich doch nur einer verlorenen Seele zu helfen versucht. Einmal in meinem Leben, oh Gott, wollte ich Gutes tun, doch was habe ich am Ende getan?« Wieder zitterte sein Körper, stärker als zuvor, so dass er den pochenden Wundschmerz nicht mehr spürte, aber die Bilder der Geschehnisse der letzten Wochen lagen schwer auf seiner gequälten Seele.
    Caravaggio, der Maler des Lichts, lag im Dunkel des Hafenviertels von Porto Ercole.
    Er fieberte, sein Körper brannte schier; unerträgliche Hitze ließ ihn fantasieren, holte unerbittlich schmerzliche Erinnerungen an Ereignisse von vor einigen Wochen zurück.
    Im Hafenviertel von Neapel, in einer Gegend, wo es selbst am Tage gefährlich war, sich herumzutreiben, traf er sie das erste Mal, Melissa. In einer Gasse, in der die Gescheiterten, die Ausgestoßenen der Stadt, lebten: Huren, Räuber, gedungene Mörder und andere Verzweifelte, Verfemte auf der Flucht vor der Obrigkeit. Dort schien ihm der sicherste Ort zu sein, in der Spelunke La Scialuppa. Sie tanzte dort für ein paar Kupfermünzen und beachtete ihn anfangs nicht. Doch er wartete stets, bis sie aufhörte. Endlich, nach mehreren Tagen seiner stillen ausdauernden Verehrung fragte sie ihn nach seinem Namen. Nur kurz zögerte er, was er ihr sagen sollte. Dann entschied er sich, entgegen seinem Vorsatz, ihr seinen richtigen Namen zu nennen, den, auf den er getauft wurde.
    »Ich heiße Michelangelo, Michelangelo Merisi. Doch Du darfst mich Michele nennen, Melissa. Ihr schüchternes Lächeln darauf weckte längst vergessen geglaubte Gefühle in dem jähzornigen launischen Mann.
    »Ich bin Maler«, erzählte er ihr am nächsten Abend. »Ich möchte, dass du mir Modell sitzt; du gefällst mir sehr. Deine Anmut möchte ich malen.«
    Ungläubig schaute sie ihn an.
    »«Oh, nein, Ihr treibt Scherze mit mir!«
    »So glaube mir, es ist wahr, ich bin sehr wohl Maler«, entgegnete er. Sie rückte näher heran, schien langsam Vertrauen zu fassen.
    »Doch muss ich Euch etwas erzählen, bevor es Andere tun, ich verdiene mein Geld nicht nur mit Tanzen. Seht Ihr diesen
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