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Das Geheimnis der Moorleiche

Das Geheimnis der Moorleiche

Titel: Das Geheimnis der Moorleiche
Autoren: Stefan Wolf
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und Augenrollen: Die
beiden Verliebten wieder...
     
    Nach dem Bad war es Zeit, sich
auf den Heimweg zu machen. Im Internat nahte die Arbeitsstunde, zu der Tim und
Klößchen zwingend anwesend sein mussten. Sie schoben die Räder langsam Richtung
Stadt. Gaby, Tim und Klößchen riefen und pfiffen weiter nach Oskar, während
Karl seinen Vortrag fortführte.
    Das Spannendste am Moor hatte
er nämlich noch gar nicht erzählt — und das waren ganz eindeutig die
Moorleichen.
    »Seit man Moore trockenlegt und
Torf abbaut, findet man auch immer wieder Moorleichen. Das sind zum Teil
mehrere tausend Jahre alte Tote, die erstaunlich gut erhalten sind. Die
Hautporen, und sogar die Fingerrillen sind tadellos zu erkennen. Moorleichen
sind von der Natur gemachte Mumien: Fett und Fleisch sind aus den toten Körpern
verschwunden, aber Haut und Knochen werden vom sauren Moorwasser gegerbt und
haltbar gemacht. Auch die Haare sind vollkommen unversehrt, die Zöpfe wirken
wie heute Morgen frisch geflochten. Die Haare sind übrigens immer rot. Nicht,
weil, wie man früher dachte, alle Germanen rote Haare hatten, sondern weil das
Moorwasser sie rot gefärbt hat.«
    Klößchen unterbrach nur ungern.
»Karl, sehr interessant — aber wir müssten Oskar noch vor der Arbeitsstunde
auftreiben...«
    Doch Karl war nicht zu bremsen.
    »Ich habe mal echte Moorleichen
im Museum gesehen. Eine aus der Germanenzeit war dabei, die erst vor Kurzem
gefunden wurde. Die Arme ist vermutlich im Moor stecken geblieben und
ertrunken. Vor über 2500 Jahren. Ein ganz junges Mädchen, hübsch war sie noch
dazu. Alles an ihr war vollkommen erhalten! Haare, Haut, wirklich, unglaublich
—...«
    Ein mahnendes Zischen
unterbrach ihn. Tim und Klößchen warfen Karl warnende Blicke zu. Dass das Thema
so kurz nach Gabys Beinahe-Unfall im Moor etwas makaber war, schien ihm gar
nicht aufzufallen.
    Aber Gaby hörte ihm längst
nicht mehr zu, sondern horchte angestrengt auf etwas anderes. Aus einiger
Entfernung konnte man einen Hund aufgeregt bellen hören.
    »Das ist Oskar!«, rief sie,
ließ ihr Fahrrad fallen und lief hoffnungsvoll in Richtung des alten Moores.
»Oskar!«
    Die Jungs folgten ihr und Tim
blieb dicht an Gabys Seite. Diesmal sollte sie nicht allein in Gefahr geraten!
     
    Der Weg führte sie mitten ins
Torfabbaugebiet hinein. Büsche und Wäldchen blieben hinter ihnen zurück. Hier
im trockengelegten Moor, das einst der Lebensraum vieler seltener Tiere und
Pflanzen gewesen war, herrschte jetzt Leere und Ödnis, die von Menschenhand
gemacht worden war. Der Boden war staubig und schnurgerade Kanten zeigten in
großen Stufen an, wo der Torf bereits gestochen worden war, und wo der alte
Torfboden noch stand. Über der ausgetrockneten Fläche schwirrte die Hitze des heißen
Sommernachmittags.
    Gaby bedeckte die Augen mit der
Hand, um im hellen Sonnenlicht mehr erkennen zu können. Eine Fußballfeldlänge
von ihnen entfernt stand Oskar bellend an einem Torfhügel. »Oskar, hierher!«,
rief sie streng.
    Aber Oskar reagierte nicht. Tim
verengte seine Augen zu Schlitzen.
    »Was ist denn da? Wen oder was
bellt er so an?«
    Es schien, als bellte Oskar in
eine Grube hinein. Plötzlich sahen sie, wie ein Mann aus dieser Grube
herauskletterte und nach Oskar trat, ihn aber verfehlte.
    »Spinnt der?! Hey!« Gaby rannte
schneller. Wehe dem, der ihrem Oskar etwas antat! Der Mann warf jetzt einen
Stein nach Oskar. Oskar wich einige Meter zurück, hörte aber nicht auf zu
bellen. Jetzt erst bemerkte der Mann die Gruppe und erschrak.
    Die Jungs blieben an Gabys
Seite. Oskar kam ihnen entgegengeschossen, sprang Gaby fröhlich an und
umkreiste sie. Dann legte er seinem Frauchen, vergnügt mit dem Schwanz wedelnd,
etwas vor die Füße. Es war ein alter, brauner Knochen.
    Gaby, Klößchen und Karl
starrten ungläubig darauf.
    Tim behielt lieber den Mann im
Auge, der Oskar bedroht hatte. Er war glatt rasiert und modisch gekleidet. Wie
ein Torfarbeiter sah er nicht gerade aus, auch wenn er schmutzig und
verschwitzt vom Graben war. Gern hätte Tim ihm die Meinung gesagt. Der Tritt
und der Steinwurf hätten Oskar, wäre der nicht so geschickt ausgewichen,
ernsthaft verletzen können. Doch der Mann setzte sich, sobald Tim sich näherte,
schnell in Bewegung und suchte das Weite.
    Tim rannte ihm ein Stück hinterher,
ließ dann aber von ihm ab.
    »Was für ein Feigling! Erst
einen kleinen Hund bedrohen und dann abhauen!« Wütend sah er ihm nach.
     
    Gaby, Karl und Klößchen waren
an
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